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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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von ihrem Fahrzeugpark. Insgesamt sieben Wagen, keine Panzerfahrzeuge, keine Artillerie zu sehen.«
    E. Winstrom Ebbitt, der kürzlich zu Bissells Leiter der Logistikabteilung ernannt worden war, beugte sich vor. Wer Ebby kannte, wusste sehr wohl, dass er JMARC sehr skeptisch betrachtete, aber dass er wie alle anderen vor einer direkten Konfrontation mit Bissell und seinem Planungsstab zurückscheute. »Das da unten, das sieht auch wie Kasernen aus, Leo, nördlich der Straße, die parallel zum Strand verläuft.«
    »Nein, unsere Fotospezialisten sagen, das sind zivile Unterkünfte«, sagte Leo. »Für Arbeiter, die am Strand die Ferienanlage Playa Girón bauen. Die beiden Anlegestellen scheinen in gutem Zustand zu sein – eine aus Beton, die andere aus Holz. Das Stück dazwischen ist im Grunde ein kleiner Hafen und offenbar tief genug für Landungsboote. Ich lasse gerade Gezeitentabellen erstellen –«
    Bissell fiel ihm ins Wort. »Mich überzeugt vor allem der Flugplatz.«
    »Der ist natürlich ein Gottesgeschenk«, sagte Leo. Er deutete auf die Landebahn, die hinter Girón zu sehen war. »Hier, neben dem Kontrollturm, steht eine Piper. Anhand dieses Anhaltspunktes konnten wir die Länge der Bahn berechnen, und sie ist lang genug für unsere B-26, was bedeutet, dass die Luftangriffe gleich vom Tag X an kubanisch aussehen können. Wenn der Brückenkopf gesichert ist und wir Treibstoff an Land gebracht haben, könnten die Maschinen tatsächlich von diesem Flugplatz aus starten.«
    »Mir gefallen diese Dammstraßen«, sagte einer der militärischen Planer. »Falls die Brigade die Punkte, wo die Straßen in den Strandbereich münden, einnehmen und halten kann, sitzen Castros Truppen auf den Dämmen fest und sind eine leichte Beute für die B-26.«
    Ebby schüttelte den Kopf. »Diese Schweinebucht hat einen Nachteil«, sagte er zu Leo. »Die Guerilla-Option fällt weg, falls die Sache schief läuft.«
    »Wieso das?«, fragte jemand.
    Ebby ging zu der riesigen Kubakarte an der anderen Wand. »Trinidad liegt am Fuß der Escambray-Berge. Von eurer Schweinebucht aus sind diese Berge achtzig Meilen durch unpassierbare Sümpfe entfernt. Falls die B-26 Castros Truppen nicht von den Straßen vertreiben können, sitzt die Brigade am Strand in der Falle.«
    »Dafür gibt es aber auch einen Vorteil«, sagte Bissell. »Havanna liegt näher.«
    »Es gibt keine Rückzugsmöglichkeit, falls Castros Panzerfahrzeuge nicht aus der Luft zerstört werden«, beharrte Ebby.
    »Die Brigade wird keine Rückzugsmöglichkeit brauchen«, sagte Bissell gereizt.
    »Es kann einiges schief gehen …«
    »Hören Sie«, sagte Bissell, »wir haben einen Flugzeugträger vor der Küste. Falls die B-26 es nicht schaffen, fliegen wir eben Angriffe vom Flugzeugträger aus.«
    »Kennedy hat DCI Dulles unmissverständlich klar gemacht, dass er keine offene amerikanische Intervention genehmigen wird«, bemerkte Leo ausdruckslos.
    »Wenn es hart auf hart geht«, erwiderte Bissell, »wird ihm wohl nichts anderes übrigbleiben, oder?«
     
    Dr. Sydney hockte sich so vor den Bürosafe, dass das Kombinationsschloss vor Blicken geschützt war, drehte an den Zahlenrädern und öffnete die schwere Tür. Er nahm einen Metallkasten heraus und stellte ihn auf den Schreibtisch. Mit einem Schlüssel aus der Tasche seines Laborkittels öffnete er das Vorhängeschloss und klappte den Deckel auf. In dem Kasten lag in einem Schaumstoffbett ein Fläschchen, das allem Anschein nach herkömmliches Aspirin der Firma Bayer enthielt. Dr. Sydney hob das Fläschchen heraus und stellte es auf den Schreibtisch. »Sieht aus wie ganz normales Aspirin, nicht wahr, Mr. Harvey?«, sagte er stolz. »Und bis auf drei Tabletten enthält es auch herkömmliches Aspirin.«
    »Wie weiß der Täter, welche drei nicht ganz so herkömmlich sind?«, fragte Torriti.
    »Kinderspiel«, sagte Dr. Sydney. Er schraubte den Verschluss ab und schüttete die Tabletten auf den Tisch: »Los, versuchen Sie, sie herauszufinden«, sagte er auffordernd.
    Der Zauberer setzte seine Lesebrille auf und schob die Tabletten mit den Fingerspitzen hin und her. Nach einer Weile schüttelte er den Kopf. »Die blöden Dinger sehen doch alle gleich aus.«
    »Genau so würde ein Zollbeamter reagieren«, meinte Dr. Sydney. Er beugte sich vor. »Wenn Sie meine kostbaren Tabletten aufmerksam betrachten, Mr. Harvey, werden Sie feststellen, dass auf dreien davon das Wort Bayer falsch geschrieben ist, nämlich Bayar. « Der Leiter der

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