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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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»Und ob. Ich hab ihm so viele Stimmen verschafft, dass er Illinois gewonnen hat.«
    »… fragt, was ihr für euer Land tun könnt.«
    »So, genug von dem Schwachsinn«, brummte Giancana.
    »Soll ich den Apparat ausschalten, Mooney?«, fragte einer von seinen Leuten.
    »Stell den Ton ab, lass das Bild laufen.« Giancana drehte sich mit seinem Stuhl um und sah Torriti über den großen Tisch hinweg an. »Also, was führt Sie nach Chicago?«
    »Stadtbesichtigung.« Er beäugte die vier ledernen Hundehalsbänder, die an der Tischplatte festgeschraubt waren, und fragte sich, wofür sie wohl gedacht waren. »Der Michigansee soll ja eine Reise wert sein.«
    Giancana lachte. »Den hab ich schon so oft gesehen, dass ich gar nicht mehr hingucke.«
    Torriti leerte seinen Becher und hielt ihn dem Gorilla hin, um ihn auffüllen zu lassen. Giancana schrie los: »Zum Donnerwetter noch mal, ihr sollt ihm nachgießen, bevor er darum bittet. Wo seid ihr denn erzogen worden? Auf ’ner Scheißmüllhalde?«
    Ein Gorilla kam herbeigestürzt und füllte den Becher des Zauberers wieder auf. Torriti kippte den Champagner runter wie Wasser und winkte ab, als der Mann ihm erneut nachgießen wollte. »Meinen Sie, Sie könnten –« Er nickte in Richtung der Leibwächter.
    »Lasst die Scheißflasche auf dem Tisch stehen und verdünnisiert euch«, ordnete Giancana an.
    Die Männer zogen sich auf die andere Seite der Lagerhalle zurück.
    »Wie steht’s? Haben Sie in unserer Angelegenheit Fortschritte gemacht?«, erkundigte sich Torriti.
    »Und ob. Ich hab ’nen Typen, der im Hotel Libre in Havanna arbeitet. Genauer gesagt in dem Hotel-Café, wo Castro ein-, zweimal die Woche seine Milchshakes trinkt.«
    »Erzählen Sie mir was über den Mann«, sagte der Zauberer. »Wieso ist er bereit, so ein Risiko einzugehen?«
    »Er schuldet mir noch einen Gefallen«, erwiderte Giancana mit einem brutalen Zug um den Mund. »Haben Sie das Alka-Seltzer besorgt?«
    Torriti zog das halb volle Aspirinfläschchen aus der Jackentasche. »Ganz unten sind drei besondere Tabletten – jede davon ist stark genug, um ein Pferd umzubringen.«
    Giancana hielt die Augen auf das Fläschchen gerichtet und sog nachdenklich an seiner Zigarre. »Woran kann der Typ in Havanna erkennen, welche drei die Richtigen sind?«
    Torriti erklärte es ihm.
    Auf Giancanas Gesicht machte sich tatsächlich ein Lächeln breit. »Also schön«, sagte er. »Wir sind im Geschäft.«
    Der Zauberer stand schwerfällig auf. »Was meinen Sie, wann die Sache über die Bühne gehen kann?«
    Der Cosa-Nostra-Boss von Chicago musterte Torriti. »Ich hab mal ’nen Mann gekannt, der von den Lippen lesen konnte, obwohl er nicht taub war«, sagte er. »Er hat gesagt, er hätte das gelernt für den Fall, dass er mal taub würde. Die Moral von der Geschichte ist, man muss im Voraus planen. Ich hab Ihnen ja schon in Miami gesagt, so Sachen brauchen Zeit. Ich muss das Aspirin nach Havanna schaffen. Ich muss das Schnellboot organisieren, das meinen Freund hinterher einsammelt. Danach muss er wieder einen Job haben.«
    »Also von welchem Zeitraum reden wir hier?«
    Giancana kicherte. »Sagen Sie mir doch, was Ihren Wall-Street-Freunden lieb wäre.«
    »Wir haben Mitte Januar«, sagte Torriti. »Sie müssen dafür sorgen, dass Ihr Freund sich, sagen wir, bis zum zehnten April für den Gefallen, den er Ihnen schuldet, revanchiert hat.«
    »Zehnter April«, wiederholte Giancana. »Das müsste klappen.«

Philip Swett war auf dem Rückweg von einem Mittagessen mit Präsident Kennedy, und er war richtig zufrieden mit sich. Es war ein Essen im kleinen Kreis gewesen. Dean Rusk, Kennedys Außenminister, und McGeorge Bundy, der Sonderberater des Präsidenten in Fragen der nationalen Sicherheit, waren zu ihnen gestoßen. Im letzten Moment war auch noch CIA-Chef Allen Dulles dazugebeten worden, der den ganzen Vormittag mit Bundy und seinen Mitarbeitern in den Souterrainräumen des Weißen Hauses konferiert hatte. Während des Essens hatte Kennedy Swett ausdrücklich für seine finanzielle Unterstützung während des Wahlkampfs gedankt. »Mein Vater hat immer gesagt, er wäre bereit, mir den Wahlsieg zu kaufen«, hatte Kennedy gewitzelt, »aber er hat sich rundheraus geweigert, für die überwältigende Mehrheit zu sorgen, deshalb war das Ergebnis dann auch so knapp. Scherz beiseite, Sie waren wirklich eine große Hilfe, Phil.«
    »Glauben Sie mir, Mr. President«, hatte Swett geantwortet, »eine Menge Leute, mich

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