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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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Intervention Amerikas befürworten. Alles, was wir in Lateinamerika erreichen wollen, meine gesamte ›Allianz für den Fortschritt‹-Initiative, würde scheitern, wenn die Welt erfährt, dass wir ein kleines Land niederknüppeln. Die Brigade muss es allein schaffen oder untergehen.«
    Währenddessen ging Bobby mit Bissell, Leo und dem Zauberer durchs Haus zur Bar und bot ihnen einen Drink an. Er wusste, dass Bissell der Nachfolger von Dulles werden sollte, und er wollte sich gut mit ihm stellen und ihm gleichzeitig vermitteln, dass er, Bobby Kennedy, der zweitwichtigste Mann in Washington war.
    »Ich denke, Ihre Erläuterungen waren sehr effektiv«, sagte er jetzt zu Bissell. »Mein Bruder mag die CIA – er sagt immer, wenn man etwas schnell braucht, ist die CIA genau die richtige Anlaufstelle. Die Bürohengste im Außenministerium brauchen vier, fünf Tage, um eine einfache Frage mit Ja oder Nein zu beantworten.«
    Durch eine offene Tür sah man Jack Kennedy, der angeregt ins Telefon sprach, während sein Vater mit verschränkten Armen daneben stand und dem Gespräch zuhörte. »Eins kann ich ihnen sagen«, fuhr Bobby fort. »Kuba hat für meinen Bruder höchste Priorität. Alles andere ist sekundär. Es soll weder an Zeit noch an Geld, Mühe oder Männern gespart werden. Wir wollen, dass ihr Castro abserviert, egal wie.« Bobbys Augen wurden plötzlich eisig, und er sprach leise und präzise. »Außerdem drängt die Zeit. Wir wollen die Regierung Kennedy mit einem Paukenschlag beginnen.« Er sah Bissell eindringlich an. »Offen gestanden, wir sind in Sorge, dass die CIA doch noch die Nerven verliert.«
    Der Zauberer, der sich mit dem Alkohol im Blut schon besser fühlte, setzte ein böses Lächeln auf. Bobbys Arroganz hatte ihn gereizt. »Wir werden schon nicht die Nerven verlieren«, knurrte er. »Aber wir fürchten, das könnte Ihnen passieren.«
    Bobbys Augen verengten sich. »Gebt eurem Plan den letzten Schliff. Mein Bruder wird ihn genehmigen. Und, wie mein Vater schon andeutete, die Entscheidung wäre sicher um einiges leichter, wenn Castro von der Bildfläche verschwunden wäre.«
     
    Die Leute von der Technikabteilung lebten in einer ganz eigenen Welt: ein abgeriegeltes Labyrinth im obersten Stock eines der »provisorischen« Gebäude der Company in Washington. Der einzige Eingang, der vom Treppenhaus in ihre Räume führte, war eine hermetisch verschlossene Tür mit Totenschädel und gekreuzten Knochen darauf, die Tag und Nacht von bewaffneten Sicherheitsleuten bewacht wurde. Der Kopf der Abteilung, Dr. Aaron Sydney, ein streitsüchtiger, auffallend kleiner Biochemiker mit drahtigen Haarbüscheln auf den Wangenknochen, hatte für einen großen Pharmakonzern gearbeitet, bevor er zur Company kam. Sein jüngster Triumph war die Erfindung eines mit Krankheitserregern infizierten Taschentuchs, das die CIA an General Abd al-Karim Kassem geschickt hatte, den irakischen Militärputschisten, der den führenden Köpfen der amerikanischen Außenpolitik ein Dorn im Auge gewesen war. »Gott, nein, wir wollen den armen Mann bestimmt nicht umbringen«, soll Dr. Sydney zu Dulles gesagt haben, als er ihm das fertige Produkt brachte. »Wenn wir Glück haben, wird er nur für den Rest seines Lebens krank.«
    »Ich hab Ihren Namen nicht mitbekommen, als Mr. Bissell anrief, um unser Treffen zu arrangieren«, sagte Dr. Sydney, als der Zauberer in sein Büro trat.
    »Torriti, Harvey.«
    »Was können wir für Sie tun, Mr. Harvey?«
    Der Zauberer sah sich etwas unbehaglich in dem Raum um. Auf den Regalen an den Wänden standen lauter versiegelte Gefäße mit in Formaldehyd eingelegten weißen Mäusen und kleinen Affen. Auf jedem Gefäß war ein säuberlich mit roter Tinte beschriftetes Etikett: Clostridium botulinum, Toxoplasma gundii, Typhus, Pocken, Beulenpest, Lupus. Torriti wiederholte die Frage und lieferte die Antwort gleich mit. »Was Sie für mich tun können? Sie können mir ein Alka-Seltzer geben.«
    »Ach, haben Sie Magenbeschwerden?«
    »Ich möchte, dass jemand anderes Magenbeschwerden bekommt.«
    »Ahhh, verstehe. Männlich oder weiblich?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Allerdings. Wegen der Höhe der Dosierung.«
    »Männlich.«
    Dr. Sydney nahm einen Füller und machte sich eine Notiz. »Wäre es zu viel verlangt, wenn Sie mir ein paar Angaben zu Alter, Größe, Gewicht und Allgemeinzustand des Mannes machen würden?«
    »Er ist Anfang dreißig, groß, robust und erfreut sich bester Gesundheit, soweit ich

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