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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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der Company die Moskauer Zentrale informiert hätte, sobald er von der geplanten Exfiltration erfuhr. Ein echter Überläufer würde eliminiert werden, ehe er seine Flucht organisieren konnte. Jetzt hatte er etwas gehört, das ihm plausibel erschien: Ein potenzieller Überläufer konnte tatsächlich echt sein, wenn SASHA nicht in Washington war und daher nicht sofort von der Exfiltration erfuhr. Angletons kratzige Raucherstimme fragte: »Hat Ihr Russe nähere Angaben über die Kontaktperson gemacht?«
    »Ich habe nachgefragt, Mr. Angleton. Er hat lediglich gesagt, die für SASHA zuständige Kontaktperson sei auf Heimaturlaub; die Order, nach Russland zu kommen, sei der Kontaktperson von einer Frau übermittelt worden, die zwischen der Residentur und SASHAs Kontaktperson zwischengeschaltet ist. AE/PINNACLE kann nicht mit Sicherheit sagen, ob die Kontaktperson nicht da ist, weil SASHA nicht da ist, oder umgekehrt. Das versprochene Detail aus SASHAs Biografie und die Information, wann genau SASHA schon einmal länger nicht in Washington war, hat er zufällig erfahren, als er im Direktorat S in der Moskauer Zentrale war; SASHAs frühere Abwesenheit aus Washington falle zeitlich mit einer Auslandsreise des Führungsoffiziers Starik zusammen.«
    Die Männer am Tisch schwiegen eine Weile, während sie Mannys Bericht verdauten. Ganz in Gedanken nickte Ebby mehrmals vor sich hin; er war von der Existenz eines sowjetischen Maulwurfs in der CIA überzeugt, seit er 1956 in die Hände der ungarischen Geheimpolizei geraten war, weil ihn jemand verraten hatte. Colby stand auf und fing an, den Tisch zu umkreisen. »Haben Sie ein zweites Treffen mit Ihrem russischen Freund vereinbart?«, fragte er.
    Manny sagte: »Nein. Ich dachte, ich bräuchte dafür eine Genehmigung.«
    Ebby sagte: »Wie will er sich wieder mit dir in Verbindung setzen?«
    »Ich habe mich an die Anweisungen von Mr. McAuliffe gehalten – AE/PINNACLE wird Agatha Ept am Dienstagabend anrufen. Er soll den Leuten in der Botschaft sagen, er habe sie zufällig im Smithsonian kennen gelernt und wolle versuchen, ihr Liebhaber zu werden, um an amerikanische Patente heranzukommen. Wenn sie ihn zum Abendessen einlädt, weiß er, dass wir den Dialog fortsetzen wollen. Wenn sie ihn abblitzen lässt, bedeutet das, wir wollen die Angelegenheit nicht weiterverfolgen.«
    Angleton schob seinen Stuhl zurück, blieb aber sitzen. »Es ist ja wohl klar, dass ab jetzt die Gegenspionage für die Sache zuständig ist«, verkündete er.
    Jack brauste auf: »Für Sie vielleicht, aber für mich ist das nicht klar. Die Sowjetabteilung ist durchaus in der Lage, die Sache abzuwickeln.«
    Colby nahm wieder Platz und zupfte sich am Ohrläppchen. »Und schon fangen die Revierkämpfe an.«
    Angleton drückte seine Zigarette aus. »Es besteht eine geringe Chance, dass wir es mit einem echten Überläufer zu tun haben«, sagte er bedächtig. »Aber es ist genauso gut möglich, dass der KGB – dieser Starik persönlich – uns einen Köder vor die Nase hält.«
    »Nehmen wir den schlimmsten Fall an«, sagte Colby. »Kukuschkin ist ein Köder. Er bietet uns ein paar Bröckchen über ein Desinformationsdirektorat und den britischen Premierminister an, und einen saftigen Brocken – ein Maulwurf in der CIA. Sie sagen selbst immer, ein falscher Überläufer würde echte Informationen mitbringen, um seine Glaubwürdigkeit zu untermauern, damit wir die falschen Informationen schlucken. Wenn wir unsere Karten geschickt ausspielen, müssten wir eigentlich die Spreu vom Weizen trennen können.«
    »Das ist praktisch unmöglich«, erwiderte Angleton, »wenn wir nicht ein erfahrenes Gegenspionageteam auf den Fall ansetzen. Es steht allerhand auf dem Spiel. Wenn AE/PINNACLE echt ist, müssen wir uns durch ein Gewirr von Informationen durcharbeiten. Wenn er ein Agent ist, der uns mit Falschinformationen versorgen soll, dann müssen wir uns fragen, warum der KGB so einen Aufwand betreibt.« Angleton, plötzlich atemlos, schnaufte kurz. Dann sagte er direkt an Ebby gewandt: »Ihr Junge hat seine Sache gut gemacht, Elliott. Fehlerfrei, soweit ich sehen kann. Aber er ist noch zu jung, zu unerfahren. Einen Überläufer abzuwickeln ist eine Kunst für sich – es geht nicht nur darum, die richtigen Fragen zu stellen, sondern auch darum, sie nicht zu früh zu stellen; Fragen führen zu Antworten, und Antworten führen zum Abschluss des Denkprozesses; und das darf man nicht überstürzen.«
    Jack sagte an Colby gewandt:

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