Die Company
amerikanischen Presse zuständig ist. Irgendwann in dieser Zeit hat er die Tochter eines Generaloberst der Artillerie geheiratet. In der Akte ist allerdings nichts von einer Tochter erwähnt, was seltsam ist, denn wenn sie heute sieben ist, wie Klimow sagt, müsste sie etwa in diesem Zeitraum zur Welt gekommen sein. Als Nächstes wird Klimow im Direktorat S eingesetzt – die Abteilung für sowjetische Illegale im Ausland –, und danach haben wir nichts mehr über ihn. Der Mann, der behauptet, Klimow zu sein, hat mir erzählt, er habe im Direktorat S des Ersten Direktorats gearbeitet. Wenn wir beschließen, an ihm dranzubleiben, können wir ihm zur Bestätigung mit weiteren Fragen auf den Zahn fühlen – ihm Listen vorlegen, aus denen er die Namen von ehemaligen Kommilitonen an der Lomonosow-Universität und von Kollegen und Vorgesetzten aus seiner Zeit im Direktorat S auswählen muss.«
Angleton schüttelte langsam den Kopf.
Colby fragte: »Was stört Sie denn nun wieder?«
»Wenn euer Kukuschkin ein echter Überläufer ist, was ich für äußerst unwahrscheinlich halte, wird er die Antworten auf die Fragen wissen. Auch wenn er ein Falschinformant ist. Dass er die Antworten kennt, sagt uns nicht das Geringste.«
Jack zwirbelte seinen Kosakenschnurrbart. »Da hat Jim natürlich Recht«, stellte er fest. Er wandte sich an Manny. »Welchen Grund hat Kukuschkin-Klimow genannt, warum er überlaufen will?«
»Das Übliche, desillusioniert vom kommunistischen System –«
Angleton schnaubte. »Hört sich an wie jemand vom Schmierentheater.«
»Er hat noch einen Grund genannt«, fuhr Manny fort. »Er hat behauptet, seine Frau sei herzkrank – seit Jahren. Er möchte, dass sie von amerikanischen Ärzten behandelt wird. Diese Information lässt sich überprüfen. Sie wird keine Herzkrankheit vortäuschen können.«
Colby sagte: »Der entscheidende Test werden die Informationen sein, die er uns liefert.«
Angleton schüttelte noch immer den Kopf. »Ein falscher Überläufer wird uns natürlich eine gewisse Menge an richtigen Informationen auftischen, um uns davon zu überzeugen, dass er kein falscher Überläufer ist.«
»Kommen wir zu den Informationen, die er uns anbietet«, sagte Colby.
Manny blickte auf seine Notizen. »Ich habe bisher nur die Oberfläche ankratzen können«, schränkte er ein. »Doch AE/ PINNACLE hat mir zu verstehen gegeben, dass er mit einem Aktenkoffer voller Geheimnisse kommen wird, wenn wir ihn rüberholen. Ich gebe Mr. Angleton natürlich Recht – einige oder alle Informationen könnten wahr sein, selbst wenn der Überläufer in Wirklichkeit ein Falschinformant ist. Also. Zunächst etwas zum Einstimmen, bis ich dann mit dem großen Clou rausrücke.«
Manny wünschte, sein Abteilungschef Leo Kritzky wäre da, um ihn moralisch zu unterstützen; Angletons blutunterlaufene Augen, die durch Zigarettenqualm hindurch über den Tisch starrten, gingen ihm langsam auf die Nerven.
»Er bietet uns den hierarchischen Aufbau der sowjetischen Botschaft in Washington an – Namen, Ränge und so weiter. Plus Einzelheiten über die Methoden, mit denen der KGB hier arbeitet – Standorte von toten Briefkästen zum Beispiel sowie die verschiedenen Codes, darunter Kleinanzeigen, mit denen signalisiert wird, dass die toten Briefkästen gefüllt oder geleert worden sind.«
Angleton hob spöttisch die knochigen Schultern. »Kleinkram«, sagte er mürrisch.
»AE/PINNACLE behauptet, die Moskauer Zentrale habe kürzlich ein spezielles Direktorat eingerichtet, das eine weltweite Desinformationskampagne koordinieren soll. Er selbst sei als Mitarbeiter vorgesehen gewesen. Da er aber nicht nach Moskau versetzt werden, sondern im Ausland bleiben wolle, habe er den Vater seiner Frau gebeten, seinen erheblichen Einfluss geltend zu machen.«
Angleton schien zum ersten Mal beeindruckt. »Weiß Ihr Russe, was für Falschinformationen das Direktorat verbreitet hat? Hat er was über Dubcek oder Ceausescu oder Tito gesagt?«
»Dazu müssen wir uns erst eingehender mit AE/PINNACLE unterhalten«, sagte Manny.
»Was hat er noch zu bieten, Manny?«, fragte Jack.
»Er behauptet, Informationen über den derzeitigen britischen Premierminister Harold Wilson zu haben, doch als ich nachhakte, hat er sich sehr bedeckt gehalten – er hat lediglich gesagt, die Informationen seien durch die Hände eines KGB-Offiziers gegangen, mit dem er in Moskau ein gemeinsames Büro hatte.«
»Er ziert sich«, bemerkte Colby.
»Er schnürt
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