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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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verwunderlich, wenn in Wirklichkeit Nancy Reagan das Land regierte. Das Schreckliche war nur, dass das alles stimmte, was Casey dem Senator natürlich nicht sagen würde; Reagan hatte sich von dem Attentat vor zweieinhalb Jahren, als John Hinckley auf ihn geschossen und nur knapp das Herz verfehlt hatte, nie ganz erholt. »Dass er das Büro seines Stabschefs nicht mehr findet, ist dummes Gewäsch, Senator«, sagte er, seinem alten Kumpel Ron stets die Treue haltend. »Reagan ist ein Mann, der das Gesamtbild im Auge hat, er ist über alles, was ich dem Weißen Haus zutrage, bestens informiert, bis hin zum Abschuss der koreanischen 747, die sich vor zwei Wochen in den sowjetischen Luftraum verirrt hat.«
    Caseys Tochter Bernadette steckte den Kopf zur Tür herein und zeigte nach oben. Die Leute, die ihr Vater in seinem Arbeitszimmer erwartete, waren eingetroffen. »Senator, ich rufe Sie zurück, ich habe jetzt eine wichtige Besprechung.« Er lauschte noch einen Moment, murmelte dann »Verlassen Sie sich drauf« und legte auf. Zu seiner Tochter sagte er: »Sie sollen reinkommen.«
    Ebby, Bill Caseys Stellvertreter, hatte Manny vom Flugzeug abgeholt, das auf dem Luftwaffenstützpunkt McGuire gelandet war, und seinen Sohn (nach einem hastigen Telefonat mit Nellie) auf schnellstem Weg zu dem neuen Haus des Director in der schicken Wohngegend nordwestlich von Washington gefahren. Als sie durch die drei Wohnräume gingen, sagte er zu Manny: »Kann sein, dass Jack auch kommt. Er hat fürchterliche Angst um Anthony – also falls du irgendwelche schauerlichen Details weißt, behalte sie bitte für dich. Wir müssen es ihm nicht noch schwerer machen, als es ohnehin ist.«
    »Anthony war nicht verletzt«, sagte Manny. »Es war einfach Pech, dass er und Maria Shaath nicht rechtzeitig durch das Fenster gekommen sind. Ich könnte mich noch immer dafür ohrfeigen, dass ich als Erster –«
    »Keiner macht dir irgendwelche Vorwürfe, also hör auf, dir selber welche zu machen.« Sie betraten das Arbeitszimmer, und Casey erhob sich von einer Couch, um ihnen die Hand zu schütteln.
    Casey bedeutete ihnen, in den Ledersesseln Platz zu nehmen. »Ich muss Ihnen nicht sagen, wie froh ich bin, dass Sie da rausgekommen sind«, begann er. Er ließ sich wieder auf die Couch sinken und bat Manny, ihm seine Flucht zu schildern.
    »Dass ich da rausgekommen bin, habe ich Anthony zu verdanken«, sagte Manny und erzählte dann, wie Jacks Sohn eine Sprühdose zum Flammenwerfer umfunktioniert hatte, um ein Loch in den Maschendraht vor dem Fenster zu brennen. »Ich war schon durch und Maria Shaath auch schon halb draußen, als der Anführer der Guerillas –«
    Casey, bekannt für sein fotografisches Gedächtnis, hatte das Telegramm gelesen, das Manny von Islamabad geschickt hatte. »Der sich Kommandant Ibrahim nennt?«, warf er ein.
    »Genau der. Sie hatten gerade den Mann beerdigt, der bei unserer Entführung angeschossen worden war, und Ibrahim kam zurück und schlug Alarm. In der Dunkelheit bin ich eine Schlucht runtergeklettert und auf der anderen Seite wieder hoch. Dann geriet ich in Scheinwerferlicht, und es fielen Schüsse. Ich hab die Arme hochgeworfen, als wäre ich getroffen, habe mich nach hinten über den Rand eines Abhangs fallen lassen und bin einfach nach unten gerollt. Danach bin ich drei Tage in die ungefähre Richtung der aufgehenden Sonne marschiert.«
    Der DCI, ein gelernter Anwalt, der gegen Ende des Zweiten Weltkriegs beim OSS Abteilungsleiter gewesen war, liebte die abenteuerliche Seite der Geheimdienstarbeit. »Sie erzählen das, als wäre es das reinste Kinderspiel gewesen«, sagte er und beugte sich vor. »Wie sind Sie an Nahrung und Wasser gekommen?«
    »Wasser war kein Problem – es gab Flüsse und Bäche. Und was Nahrung anbelangt: Bevor ich nach Peschawar ging, habe ich noch einen Auffrischungskurs in Überlebenstraining gemacht, daher wusste ich, welche Wurzeln und Pilze und Beeren essbar sind. Drei Tage nach meiner Flucht habe ich ein Lagerfeuer gesichtet. Wie sich herausstellte, gehörte es zu einer Kamelkarawane von Afridis, die Schmuggelware von Afghanistan über den Khyber-Pass brachten. Ich hab ihnen die Fünfhundert-Dollar-Scheine gegeben, die ich in meinem Gürtel versteckt hatte, und ihnen noch mal so viel versprochen, wenn sie mich nach Peschawar bringen würden.«
    Als Jack eintraf, musste Manny ihm die ganze Flucht noch einmal erzählen. DCI Casey, dessen Ungeduld legendär war, rutschte ungehalten hin und

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