Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
Vom Netzwerk:
gerne unterbreiten würde, Ebby. Wenn wir ein kleines Sümmchen in die Hände kriegen könnten, ohne dass der Senatsausschuss für die Geheimdienste davon Wind bekommt–«
    Das rote Telefon neben der Couch summte. Casey nahm den Hörer ab und hielt ihn sich ans Ohr. »Seit wann sind Sie zurück, Oliver?«, fragte er. »Okay, sagen Sie mir Bescheid, sobald die Zahlung erfolgt ist. Dann überlegen wir uns, wie’s weitergeht.« Er lauschte erneut. »Herrgott, nein – sagen Sie Pointdexter, der Präsident hat die Sache abgesegnet, es ist also nicht erforderlich, ihn über die Einzelheiten zu informieren. Wenn was schief läuft, muss er glaubhaft dementieren können, dass er etwas gewusst hat.« Casey schnaubte ins Telefon. »Wenn das passiert, geht es Ihnen an den Kragen, danach dem Admiral. Falls der Präsident der Presse noch einen Sündenbock liefern muss, bin ich als Nächstes dran.«
    »Wo waren wir stehen geblieben?«, fragte Casey, als er aufgelegt hatte. »Okay«, sagte er, »wir zapfen unsere israelischen Kontakte an, um festzustellen, ob Kommandant Ibrahims palästinensischer Akzent uns irgendwie weiterbringt. Außerdem sollen die Leute, die Satellitenfotos deuten, mal sehen, ob sie was feststellen – in Ihrem Bericht, Manny, war die Rede von zwei Lastwagen mit Planen, einigen Jeeps und etwa sechzig islamischen Kämpfern. Wenn schon eine Schnecke auf einem Blatt eine Spur hinterlässt, dann müsste dieser Trupp ja wohl eine Spur durch Afghanistan hinterlassen. Um Zeit rauszuschlagen, soll die Dienststelle in Peschawar auf das Fax reagieren –«
    »Sie sollen in der englischsprachigen Times in Islamabad eine Kleinanzeige aufgeben«, sagte Jack.
    »Wir werden mit den Kidnappern in Dialog treten, egal über wie viele Ecken. Sie so llen denken, wir wären bereit, die Geiseln mit Stinger-Raketen freizukaufen. Aber wir wollen Beweise, dass sie noch leben. Es kommt darauf an, sie so lange wie möglich hinzuhalten.«
     
    Nellie räumte den Tisch ab und stellte das Geschirr in die Spüle. Manny füllte die Weingläser auf und trug sie ins Wohnzimmer. Er ließ sich auf die Couch sinken, körperlich ebenso erschöpft wie geistig. Nellie streckte sich aus, den Kopf auf seinen Oberschenkel gelegt. Von Zeit zu Zeit nahm sie ihr Weinglas vom Boden, hob den Kopf und trank einen Schluck. Im Radio röhrte eine neue Popsängerin namens Madonna Louise Ciccone einen Song, der allmählich zum Hit wurde. Er hieß Like a Virgin. »Der Typ vom Mossad hat sieben dicke Bände mit Verbrecherfotos rübergebracht«, sagte Manny. »Ich hab mir so viele militante Fundamentalisten angeschaut, dass ich schon nicht mehr scharf sehen konnte.«
    »Und? Hast du diesen Ibrahim gefunden?«
    »Nellie.«
    Nellie lachte höhnisch auf. »Hoppla, Entschuldigung. Ich glaube, ich bin nicht ganz bei Trost; ich habe doch tatsächlich gedacht, bloß weil mein gelegentlicher Liebhaber und abwesender Gatte von einem islamischen Irren entführt worden ist, würde er mich in Company -Geheimnisse einweihen, wie beispielsweise die Identität des fraglichen Irren. Ich meine, ich könnte ja glatt losziehen und es der New York Times erzählen.«
    »Wir leben nach gewissen Regeln –«
    »Es ist schon verdammt gut, dass ich dich liebe«, sagte Nellie. »Und es ist verdammt gut, dass ich so froh über deine Rückkehr bin, dass ich keinen Streit anfangen will.« Sie gab sich redlich Mühe, aber sie war den Tränen nahe; sie war ständig den Tränen nahe, seit er wieder zu Hause war. »Ich hasse deine Scheiß- Company «, stieß sie plötzlich hervor. »Ich hasse sie unter anderem auch deshalb, weil du sie liebst.«
    Manny hatte Ibrahim tatsächlich in den Mossad-Büchern gefunden. Nach zwei Stunden und zwanzig Minuten war ihm ein Foto ins Auge gesprungen – Ibrahim war jünger und noch schlanker und trug das Haar kurz, aber er war unverkennbar. Seltsamerweise hatte dieser jüngere Ibrahim die Augen eines Gejagten – nicht die eines Jägers. Die Israelis identifizierten den Mann auf dem Foto als Hadsch Abdel al-Khouri und lieferten umgehend seine Biografie. Al-Khouri war im September 1944 im saudi-arabischen Djidda als jüngster Sohn eines jemenitischen Millionärs namens Kamal al-Khouri zur Welt gekommen. Seine Mutter war Kamals zweite Frau, die siebzehnjährige Tochter eines Paschtunen-Fürsten. Somit war er halb Saudi, halb Afghane. Kurz vor seinem zwanzigsten Lebensjahr, als er in Djidda die Universität besuchte, gab er sein Studium auf, nahm den Decknamen Abu

Weitere Kostenlose Bücher