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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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jungen Männern in weißen Kitteln vorgefahren. Die Männer hatten bei der Hausmeisterin geklopft. Als sie die Tür so weit öffnete, wie die Sicherheitskette es zuließ, hatten sie erklärt, sie kämen im Auftrag des Gesundheitsministeriums und sollten sie im Rahmen eines neuen Sozialprogramms für Ältere und Gebrechliche zu einem Arzt bringen, der sie untersuchen und ihr, falls erforderlich, die neuesten westlichen Medikamente gegen ihre Schmerzen verschreiben würde. Die Hausmeisterin hatte sie misstrauisch beäugt und dann gefragt, was das kosten sollte. Silvan II hatte sein engelgleiches Lächeln aufgesetzt und ihr versichert, dass die Untersuchung selbstverständlich kostenlos sei. Die Hausmeisterin hatte eine Weile überlegt und schließlich die Sicherheitskette gelöst.
    Kaum hatten die beiden Silvans die alte Frau weggebracht, da hielt auch schon ein kleiner Lieferwagen vom ostdeutschen Stromkombinat vor dem Haus. Drei CIA-Techniker im Blaumann stiegen aus, trugen eine Holzleiter und zwei Holzkisten über den Bürgersteig und drangen in die Wohnung der Hausmeisterin.
    Mit einem geräuschlosen Bohrer – für den Fall, dass der KGB die Wohnung von SNIPER abhörte – bohrten Jacks Leute durch die Decke ein Loch bis einen Zentimeter unter den Fußboden der Wohnung im ersten Stock, bevor sie das Dielenbrett mit einem hauchdünnen Spezialbohrer durchstießen, der kein verräterisches Sägemehl im Zimmer darüber hinterließ. Ein winziges Mikrofon wurde in das Loch gesteckt und mit der Stromleitung der Deckenlampe in der Wohnung der Hausmeisterin verbunden. Das kleine Bohrloch füllten sie mit schnell härtendem Gips und überpinselten es im gleichen Ton wie die Decke.
     
    »Hast du dir was einfallen lassen, Kumpel?«, fragte Torriti, als er Jack kurz darauf traf.
    »Allerdings, Harvey. Ich habe deine Spezialisten –«
    Der Zauberer fiel ihm ins Wort: »Keine Einzelheiten. So kann ich den Russen nichts verraten, falls sie mich je in die Mangel nehmen.«

 
    11 Frankfurt,
Montag, 23. April 1951

    G
    ebannt starrten Ebby, Tony Spink und etliche andere Mitarbeiter der Abteilung Sowjetunion/Osteuropa das klobige Tonbandgerät an, das auf Spinks Schreibtisch stand. Der Techniker, der die Sonderradiosendung aus Tirana am frühen Nachmittag aufgezeichnet hatte, legte das Band ein. Spink warf der Dolmetscherin, die Ebby von der Abschiedsfeier des albanischen Kommandos in Heidelberg kannte, einen fragenden Blick zu.
     
    »Sind Sie so weit?« Sie nickte. Er drückte die Starttaste.
    Ebby hörte die hohe Stimme eines Mannes, der Albanisch sprach. Er schien eine Schmährede zu halten. »Das ist der Staatsanwalt«, sagte die Dolmetscherin, eine kleine Frau mittleren Alters mit kurzen Haaren. »Er erhebt Anklage gegen die Terroristen. Er sagt, sie sind am zwanzigsten April kurz nach Mitternacht in zwei Schlauchbooten mit Außenbordmotor an der Küste gelandet. Eine Küstenpatrouille hat sie zufällig entdeckt, als sie dabei waren, die Boote im Sand zu vergraben, nachdem sie die Luft abgelassen hatten.« Sie legte den Kopf schief, als eine andere Stimme eine Frage stellte. »Der Richter will vom Staatsanwalt wissen, was die Terroristen taten, als die Soldaten sie ergreifen wollten. Der Staatsanwalt sagt, die Terroristen hätten augenblicklich das Feuer eröffnet, drei Soldaten getötet und zwei weitere verwundet. In dem Feuergefecht kamen vier Terroristen ums Leben und drei, gegen die heute verhandelt wird, wurden festgenommen.« Die Dolmetscherin wischte sich mit den Fingern Tränen aus den Augen. »Jetzt will der Richter wissen, ob bei den Terroristen belastende Beweise gefunden wurden.«
    »Verdammt, das hört sich an, als würden sie von einem Skript ablesen«, knurrte Spink wütend.
    »Der Staatsanwalt zählt folgende Beweismittel auf: zwei Schlauchboote amerikanischer Herstellung und sieben aufblasbare Schwimmwesten der amerikanischen Luftwaffe; außerdem fünf britische Gewehre der Marke Lee-Enfield, zwei amerikanische Gewehre der Marke Winchester 74 mit Schalldämpfer und Zielfernrohr, drei amerikanische Pistolen der Marke Browning mit Schalldämpfern, eine kleine Reisetasche, Inhalt ein britisches Funkgerät mit Kopfhörer, eine Karte von Albanien und ein Stadtplan von Tirana, beides auf Baumwolle gedruckt und in das Futter einer Jacke eingenäht, sieben Zyanidkapseln in kleinen Messingbehältern, die mit Sicherheitsnadeln an der Innenseite der Jackenaufschläge befestigt waren … Der Vorsitzende unterbricht und

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