Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
Vom Netzwerk:
Frankfurt mitgenommen, wo er General Truscott das Kuvert mit Torritis Nachricht persönlich übergeben sollte. Sobald er das Ja oder Nein des Generals hatte, sollte er die Nachricht eigenhändig vernichten und nach Berlin zurückkehren. Truscott, der wieder einmal übelster Laune war, stauchte jemanden so laut zusammen, dass es durch die geschlossene Tür seines Büros drang, während Jack im Vorzimmer wartete. Zwei Sekretärinnen – eine tippte einen Brief vom Diktafon, die andere manikürte sich die Fingernägel – schienen davon unbeeindruckt. »Und Sie haben die Dreistigkeit«, brüllte der General, »mir ins Gesicht zu sagen, dass ihr fünfhundertsechzehn Ballons in den sowjetischen Luftraum geschickt habt und nur vierzig wieder zurückholen konntet?«
    Eine gedämpfte Stimme stammelte eine Erklärung. Der General fiel ihr ins Wort. »Es ist mir scheißegal, ob der Wind sich gedreht hat. Die Aufklärungsballons sollten sowjetische Militäreinrichtungen fotografieren. Aber ihr habt achthunderttausend Dollar an Steuergeldern zum Fenster rausgeworfen. Das sieht mir verdächtig nach Inkompetenz aus.«
    Die Tür öffnete sich, und ein angeschlagen wirkender CIA-Offizier kam aus dem Büro, gefolgt von Truscotts Zorn. »Verdammt, Mann, ich will keine Entschuldigungen, ich will Ergebnisse. Wenn ich sie nicht von Ihnen kriege, dann suche ich mir jemand anders. Miss Mitchel? Schicken Sie diesen McAuliffe rein.«
    Die junge Frau, die mit ihren Nägeln beschäftigt war, deutete mit einer Kopfbewegung zur Tür des Generals. Jack verdrehte gespielt angstvoll die Augen. »Muss ich mir Sorgen machen?«, fragte er.
    Die Sekretärin verzog die Lippen zu einem frechen Lächeln. »Er bellt nicht nur, er beißt auch«, sagte sie.
    »Danke für die Aufmunterung«, erwiderte Jack.
    »Was heckt der Zauberer denn da aus, dass es persönlich überbracht werden muss?«, fragte Truscott, als Jack in der Tür auftauchte.
    »Sir, ich bin über den Inhalt nicht informiert.«
    Er reichte den verschlossenen Umschlag dem General, der ihn mit einem Finger aufschlitzte und ein einzelnes Blatt Papier herauszog. Er strich das Blatt auf seinem Schreibtisch glatt, setzte sich eine Brille auf und begann stirnrunzelnd die handgeschriebene Nachricht von Torriti zu lesen. Jack sah sich in dem geräumigen Büro um, warf einen Blick auf die gerahmten Fotos, auf denen Truscott mit diversen Präsidenten und Premierministern und Feldmarschällen abgelichtet war. Er meinte zu hören, wie Truscott leise vor sich hin murmelte, während er sich etwas notierte; es klang wie »Dreißig, zwölf, fünfundvierzig.«
    Truscott blickte auf »Sagen Sie ihm Folgendes: Meine Antwort auf seine kaum leserliche Nachricht aus Berlin ist positiv.«
    »Positiv«, wiederholte Jack.
    »Sagen Sie ihm bei der Gelegenheit, ich würde es sehr begrüßen, wenn er Schreibmaschine lernen würde.«
    »Sie möchten, dass er seine Nachrichten in Zukunft auf der Maschine schreibt«, wiederholte Jack.
    »Verschwinden Sie«, zischte Truscott und brüllte durch die offene Tür. »Verdammt, Miss Mitchel, wo bleibt der entschlüsselte Bericht von den Joint Chiefs?«
    »Soll in zwanzig Minuten hier sein«, rief die Sekretärin zurück.
    »Das darf doch nicht wahr sein«, stöhnte der General, »legen die denn nach jedem Satz eine Kaffeepause ein?«
    Jack nahm Torritis Nachricht von Truscotts Schreibtisch und machte sich auf den Weg zur Verbrennungsanlage im Keller. Wände und Türen rochen frisch gestrichen. Im Korridor vor dem Verbrennungsraum konnte Jack seine Neugier nicht mehr bremsen, und er nahm Torritis Nachricht aus dem Umschlag. »General«, begann sie, »ich habe beschlossen, den letzten Kontrastbrei an meinen Hauptverdächtigen zu schicken, mit dem Inhalt, Torriti kennt die Identität des sowjetischen Maulwurfs, der die Wischnewski-Exfiltration verraten hat. Falls ich den Nagel auf den Kopf getroffen habe, wird mein Verdächtiger seine KGB-Führungsoffiziere verständigen, und die Russen werden versuchen, mich zu entführen oder zu ermorden. Sollte es ihnen gelingen, finden Sie in dem kleinen Safe in der Ecke meines Büros einen an Sie adressierten Brief. Die Kombination ist: dreißig, dann nach links auf zwölf, dann nach rechts auf fünfundvierzig. Notieren Sie sich die Zahlen bitte. In dem Brief befinden sich der Name des Maulwurfs und die Beweise, einschließlich meines letzten Kontrastbreis. Sollte ich weder entführt noch ermordet werden, fliege ich nach Washington und erledige

Weitere Kostenlose Bücher