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Die Corleones

Die Corleones

Titel: Die Corleones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Edward; Puzo Falco
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Sie musste sich nur hier im Haus umschauen, alles fiel auseinander. Das machte sie richtig wütend.
    Das Farmhaus war uralt. Es stammte mindestens aus dem letzten Jahrhundert. Die Zimmer waren groß, mit hohen Decken und Fenstern, und die Scheiben waren alle gewellt, als wären sie ein wenig geschmolzen. Wann immer sie hier war, musste sie sich ins Gedächtnis rufen, dass sie nur eine halbe Stunde brauchte, um in die Stadt zu fahren. Sie hatte das Gefühl, in einer völlig anderen Welt zu sein, mit dem ganzen Wald und den Kieswegen und dem einsamen Strand, der auf die Little Neck Bay hinausging. Hin und wieder spazierte sie zum Wasser hinunter, und wenn sie dann zurückschlenderte und das Farmhaus betrachtete, stellte sie sich vor, was man mit ein wenig Arbeit und Sorgfalt daraus machen könnte. Die Kieseinfahrt pflastern. Die weiße Farbe, die überall abblätterte, entfernen und die Schindelverkleidung hellblau streichen. Auch die Innenräume mussten dringend mal wieder gestrichen, die Böden neu versiegelt werden – dann wäre das ein entzückendes Haus, und Kelly stand oft am Ende der Einfahrt und stellte sich vor, wie es aussehen könnte.
    Im Moment wollte sie jedoch nur ein Fenster öffnen und etwas frische Luft hereinlassen. Im Keller ächzte ein uralter Heizofen, der mit Kohle befeuert wurde. Die Heizkörper gluckerten und zischten, und wenn der Heizofen erst in Gang kam, erzitterte manchmal das ganze Haus, so sehr musste er sich anstrengen, es zu beheizen. Ihr wollte es einfach nicht gelingen, die Wärme zu regulieren – obwohl es draußen windig und kühl war, war es drinnen entweder drückend heiß oder eiskalt. Sie zupfte den Kragen ihres Morgenmantels zurecht, ging in die Küche und nahm ein Fleischermesser aus der Spüle. Damit würde sie es vielleicht schaffen, die Farbe wegzukratzen. Hinter ihr tappte Lucabarfuß die Treppe herunter. Außer einer gestreiften Schlafanzughose hatte er nichts an. Seine kurzen, dunklen Haare klebten ihm an der rechten Seite seines Kopfes. Über Wange und Schläfe verliefen eine Reihe von Falten, wo er das Gesicht in das Kissen gedrückt hatte. »Du siehst komisch aus, Luca«, sagte Kelly.
    Luca ließ sich auf einen Küchenstuhl fallen. »Was zum Teufel war das für ein Lärm? Ich dachte schon, da will jemand die Tür einschlagen.«
    »Das war ich. Soll ich dir Frühstück machen?«
    Luca ließ den Kopf mit einem Seufzer auf die Hände sinken und massierte sich die Schläfen. »Was gibt es denn?«, fragte er und starrte die Tischplatte an.
    Kelly öffnete den Kühlschrank. »Wir haben Eier und Schinken. Magst du was?«
    Luca nickte. »Was war das?«, wiederholte er seine Frage.
    »Ich hab versucht, das Fenster aufzukriegen. Hier drin ist es so warm, dass ich nicht mehr schlafen konnte. Deshalb bin ich auch aufgestanden.«
    »Wie viel Uhr ist es denn?«
    »Ungefähr zehn.«
    »Herr im Himmel. Ich hasse es, vor zwölf aufzustehen.«
    »Weiß ich.« Kelly zuckte mit den Achseln. »Aber es war einfach zu warm.«
    Luca musterte Kelly, als wollte er ihre Gedanken lesen. »Machst du Kaffee?«
    »Klar, mein Schatz.« Kelly öffnete einen Schrank über der Spüle und nahm eine Tüte Eight-O’Clock-Kaffee heraus.
    »Warum hast du nicht einfach das Schlafzimmerfenster aufgemacht? Das geht leicht.«
    »Weil wir dann Zug gekriegt hätten. Ich dachte mir, wenn ich das hier unten aufmache, wird es im ganzen Haus ein bisschen kühler.«
    Luca schaute hinter sich in das leere Zimmer, das sich an die Küche anschloss und wo ein Hocker neben dem Fenster stand, ein Hammer auf dem Boden daneben. Er ging hinüber und schlugmit dem Handballen ein paar Mal gegen den Fensterrahmen. Nachdem er sich kurz damit abgemüht hatte, glitt die Scheibe nach oben, und ein kalter Wind wirbelte an ihm vorbei in die Küche. Er schob das Fenster wieder nach unten, bis es nur noch einen Spalt offen stand. Als er zum Tisch zurückkam, lächelte Kelly ihn an.
    »Was?«
    »Nichts. Du bist einfach nur so stark.«
    Luca nickte und sah sie lange an. Im Licht, das durch das Küchenfenster hereinfiel, war Kellys Haar besonders rot. Unter dem Morgenmantel war sie nackt, und in ihrem weiten Ausschnitt konnte er den Ansatz ihrer Brüste sehen. »Und du bist auch eine ziemlich kesse Biene.«
    Kelly strahlte ihn an und schenkte ihm ein kokettes Lächeln, bevor sie zwei Eier in die Pfanne schlug und sie so, wie er es mochte, mit einer Scheibe Schinken verrührte. Als das Frühstück fertig war, tat sie es auf einen Teller

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