Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Titel: Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
Vom Netzwerk:
schon mehr als bescheuert vor, nach allem, was gestern Abend passiert ist.“
    Tricia griff nach einem der Becher und wollte ihn Carolyn reichen, doch die schüttelte den Kopf und schluckte krampfhaft.
    „Du hast ein bisschen zu viel Wein getrunken“, meinte Tricia sanft. „Das ist doch nicht weiter schlimm, Carolyn, das haben wir alle schon mal getan. Und wenn du wirklich einen Kater hast – deine Worte, nicht meine –, dann merkt man es dir nicht an.“ Sie unterbrach sich kurz, trat hinter den Tresen und verstaute ihre Tasche in ihrem Fach. „Ich meinte vielmehr die knisternde Spannung, die gestern Abend zwischen Brody und dir die Funken hat sprühen lassen, liebe kratzbürstige Freundin. Mich wundert, dass uns allen nicht die Haare zu Berge gestanden haben und unsere Skelette nicht durch die Haut sichtbar waren.“
    Gegen ihren Willen musste Carolyn lachen, doch es klang rau und schmerzte im Hals. „ Das war anschaulich. Wie fantasiebegabt du doch bist, Tricia Creed. Wenn zwischen Brody und mir irgendetwas ‚Funken gesprüht‘ hat, dann war es Feindseligkeit.“
    „Klar doch“, stimmte Tricia ihr prompt und ein bisschen zu bereitwillig zu und machte sich an einer Auswahl von Duftkissen neben der Registrierkasse zu schaffen. Wenn nicht unverhofft ein Reisebus vorfuhr, stand ihnen kein übermäßig arbeitsreicher Tag bevor. Die Aussicht auf lange Stunden, in denen sie sich beschäftigen musste, ohne wirklich Arbeit zu haben, machte die Lage nicht unbedingt besser.
    „Ich sehe die Bestellungen im Internet durch“, erklärte Carolyn, um das Gesprächsthema zu wechseln. Der Computer des Ladens stand in ihrem kleinen Büro, einem umgebauten Schlafzimmer neben dem Wohnzimmer. „Vielleicht haben wir online ein paar weitere Schürzen verkauft.“
    „Vielleicht“, sagte Tricia mit einem neuerlichen Blick auf Carolyn, die sich gerade umdrehen und gehen wollte. „Wie kommt es, dass du mir gegenüber nichts von deiner Anmeldung bei der Partnerbörse erwähnt hast, Kim jedoch informiert war?“
    Carolyn hätte gern gelogen, brachte es aber nicht fertig.Nicht Tricia gegenüber, einer der ersten wahren Freundinnen, die sie hatte. „Ich hatte nicht vor, es überhaupt irgendwem zu sagen“, gestand sie kleinlaut und verschränkte die Arme vor der Brust. „Kim und ich waren oben beim Mittagessen, und plötzlich tauchte eine Nachricht auf dem Bildschirm meines Laptops auf.“ Sie atmete tief ein und geräuschvoll wieder aus. „Diese Website – Friendly Faces , meine ich – ist ein bisschen unheimlich. Das Ding redet . Wenn der Computer eingeschaltet ist und eine Nachricht eintrifft, meldet er sie sofort mit dem Satz ‚Jemand mag dich‘! Als das passierte, kam Kim hinter mein Geheimnis, und mir blieb nichts anderes übrig, als ihr alles zu erklären.“
    Tricia lächelte. „Beruhige dich“, sagte sie. „Es ist eine neue Welt. Viele Menschen lernen sich online kennen, bevor sie einander persönlich treffen.“
    „Du hast leicht reden. Du musst nicht auf solche Methoden zurückzugreifen – du bist ja schon verheiratet.“
    „Ja“, seufzte Tricia verträumt. „Ich bin eindeutig verheiratet.“
    Um ein Haar hätte Carolyn die Augen verdreht.
    Allmählich kehrte Tricia zurück aus dem Land der Herzchen und Blümchen und schwebenden Vögelchen mit Schleifen in den Schnäbeln und musterte Carolyn aus leicht verengten Augen. „Ich habe nur eine Frage“, sagte sie.
    „Aber natürlich“, gab Carolyn resigniert zurück. Das war das Ärgerliche an einer Freundschaft – sie rührte an all die intimen Dinge, die man lieber verborgen hielt.
    „Warum willst du im Netz Fremde kennenlernen, wenn der perfekte Mann doch direkt vor deiner Nase steht?“
    Carolyn tat so, als würde sie sich in ihrer näheren Umgebung nach diesem „perfekten Mann“ umsehen. Sie zog in gespielter Verwunderung die Brauen hoch und stemmte die Hände in die Hüften. „Ach ja? Ich kann ihn nicht sehen.“
    „Du weißt, dass ich von Brody spreche“, erwiderte Tricia,zwinkerte und wurde rot. Zwar redete sie von Brody, aber sie dachte an Conner.
    Natürlich meinte Tricia es gut, genau wie Kim. Carolyn war tatsächlich kratzbürstig zu ihrer Freundin, und das tat ihr leid.
    „Entschuldige“, sagte sie.
    „Wofür?“
    „Vielleicht war ich ein wenig bissig.“
    „Und vielleicht habe ich mich eingemischt“, erwiderte Tricia. Wieder folgte eine lange Pause, dann fragte sie: „War das, was zwischen dir und Brody vorgefallen ist, wirklich

Weitere Kostenlose Bücher