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Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Titel: Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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wollte. „Sie sind einfach nicht zu durchschauen, so sehr man sich auch bemüht. Sie sagen nicht, was sie meinen. Sie weinen, wenn sie traurig sind, und auch, wenn sie glücklichsind, und man weiß nie, woran man ist.“
    Barney winselte leise und rollte sich wieder zu einem Nickerchen zusammen.
    Mit grimmiger Miene funkelte Brody den Bildschirm vor seiner Nase an. Ich hoffe, dir geht es besser , weiter war er noch nicht gekommen. Und weiter würde er wohl auch nicht kommen, wenn ihm nicht bald ein Geistesblitz kam.
    Die Gefahr schien nicht zu bestehen. Wieder rieb er sich das Kinn und spürte, dass sein Bart nachwuchs. Er hatte sich doch erst am Morgen rasiert – oder?
    Brody versuchte sich zu konzentrieren und seine Gedanken in eine bestimmte Richtung zu lenken, doch es fiel ihm schwer. Es wunderte ihn, dass er dermaßen um Worte rang. Er war sein Leben lang wortgewandt gewesen, doch wenn es um Carolyn Simmons ging, war er anscheinend stumm wie ein Stockfisch.
    Entnervt gab er auf, drückte die Löschtaste, fuhr den Computer herunter und drehte sich auf seinem Stuhl um.
    Das Bett war nicht gemacht, und eine Frau lag immer noch nicht darin.
    Die Mikrowelle und der Minikühlschrank, die als Küche dienten, waren traurige Symbole seines Junggesellendaseins.
    Der einzige Lichtblick in dieser Unterkunft war der Hund.

6. KAPITEL
    L eugnen, entschied Carolyn, als sie um Punkt neun Uhr am nächsten Morgen routinemäßig den Laden öffnete, würde die Parole für diesen Tag sein.
    Sie brauchte nur so zu tun, als ob. Als hätte sie sich bei Kims Tamales-Einladung nicht vor Brodys Augen einen Schwips angetrunken.
    Als hätte sie sich nicht aus der Autotür eines heißen Typen gelehnt und übergeben.
    Als hätte sie sich nicht komplett zum Narren gemacht.
    Aber sie hatte. All das hatte sie getan und noch mehr, und das Schlimmste war, sie wusste nicht, warum . Es war gar nicht ihre Art, zu trinken, geschweige denn, zu viel zu trinken. Sie vertrug einfach keinen Alkohol, hatte es nie getan.
    Verwirrt und mit einem mulmigen Gefühl blickte Carolyn zu der Weberin auf, dem Kunstwerk hoch oben an der Wand. Sie suchte Lebensweisheit in der Ruhe und den Farben, doch alles, was es ihr einbrachte, war ein Krampf im Nacken.
    Wenn Leugnen nicht funktionierte, hatte sie die Wirklichkeit am Hals.
    Ach du Schande.
    Doch es gab auch Positives zu vermelden. Letzte Nacht hatte sie immerhin durchgeschlafen, und nach zwei weiteren Aspirin hatte das Dröhnen in ihrem Kopf aufgehört.
    Kaffee hatte sie heute Morgen jedoch nicht trinken können, nicht einmal Kräutertee.
    Frühstück? Vergiss es.
    Ihr war immer noch ziemlich flau im Magen.
    Also hatte sie Winston gefüttert, geduscht und sich angezogen: flache Krokoimitat-Schuhe, schwarze Hosen und eine ziemlich korrekte weiße Bluse anstelle der üblichen Jeans zu T-Shirt und Westernstiefeln. Sie hatte sich geschminkt – ohne Rouge hätte sie überhaupt keine Farbe im Gesicht gehabt – undsich sogar das Haar zu einer, wie sie hoffte, lässig-eleganten Frisur hochgesteckt. Dazu trug sie ihr einziges Paar Goldohrringe.
    Sie wollte … geschäftsmäßig wirken. Wie eine Frau mit Sinn und Verstand.
    Doch im Grunde hätte es ihr schon gereicht, nüchtern zu wirken.
    Um Viertel nach neun schneite Tricia herein, in Sandalen und einem lindgrünen Umstandskleid. Sie hatte zwei megagroße Kaffeebecher aus dem Café unten an der Straße dabei. Und sie strahlte wie eine Frau, die die ganze Nacht tollen Sex mit ihrem liebevollen Mann genossen hatte.
    Carolyn empfand einen Anflug von Neid.
    Tricia lächelte Carolyn herzlich zu, bevor sie die Becher auf der Verkaufstheke abstellte, und musterte Schuhe, Hose und die korrekte Bluse.
    „Na sieh mal einer an“, bemerkte sie schließlich. „Aufgedonnert, als wolltest du gleich rüber zur Bank gehen und einen hohen Kredit beantragen. Oder dich um die Mitgliedschaft in einem Country-Club bewerben.“
    „Ich glaube, ich wollte meine Identität ändern“, gestand Carolyn. Der gewöhnlich so verlockende Kaffeeduft drohte ihr den Magen umzudrehen. „In eine andere Persönlichkeit schlüpfen. In der Versenkung verschwinden, für immer ausgelöscht sein. Mir ein privates Ein-Frau-Zeugenschutzprogramm schaffen.“
    Tricia lachte. „Dich hat’s ja bös erwischt“, sagte sie ehrlich. „Und ich rede jetzt nicht von einer Grippe.“
    Mit glühenden Wangen hob Carolyn das Kinn. „Wenn du den Kater meinst, danke, dass du mich daran erinnerst. Ich komme mir sowieso

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