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Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Titel: Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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so schlimm?“
    Darauf öffnete Carolyn den Mund, schloss ihn wieder und fühlte sich überfragt.
    Tröstend strich Tricia Carolyn über den Arm. „Und schon wieder mische ich mich ein.“
    „Könnten wir bitte aufhören, über Brody zu reden?“, fragte Carolyn nach langem Schweigen. Sie merkte, dass sie beide Arme um ihren Oberkörper geschlungen hatte, als wäre ein kalter Wind durch den Laden gefegt und ihr bis in die Knochen gedrungen.
    „Natürlich“, sagte Tricia, und ihre Augen wurden feucht. „Natürlich.“
    Carolyn drehte sich auf dem Absatz um und marschierte mit steifem Rücken zum Schlafzimmer-Büro.
    War das, was zwischen Brody und dir vorgefallen ist, wirklich so schlimm?
    Ja, antwortete eine innere Stimme tief in Carolyn, zu tief, um es laut auszusprechen. Er war der erste Mann, den zu lieben ich mich getraut habe. Ich habe Brody Creed alles gegeben, was ich hatte, alles, was ich war und jemals sein wollte. Ich dachte, er wäre anders als all die anderen – als Mom, die Sozialarbeiter und die Pflegefamilien –, darum habe ich ihm vertraut. Am Ende aber hat er mich weggeworfen – wie alle anderen auch. Er ist gegangen, und ich habe monatelang auf der Straße nach ihm Ausschau gehalten, gehofft und gebetet, dass er wiederkommen möge, aber er blieb fort.
    So viel zu Hoffen und Beten. Wann hatte ihr das je geholfen?
    Im Büro fuhr Carolyn den Computer hoch und wurde mit einer inzwischen allzu vertrauten Begrüßung empfangen, als sie ins Internet ging.
    „Jemand mag dich!“
    „Man stelle sich vor …“, sagte sie leise und klickte wütend den Anzeigen-Button an.
    Es erschien das Bild eines Falben.
    Gib mir eine Chance , lautete die Nachricht unter dem Foto.
    Sie war mitten in der Nacht verschickt worden und unterzeichnet mit Brody .
    Carolyn schlug sich die Hand vor den Mund. Dann rief sie mit zittriger Stimme: „Tricia?“
    Ihre Freundin kam sofort. „Stimmt etwas nicht?“, erkundigte sie sich an der Tür.
    „Leide ich unter Sinnestäuschungen?“, fragte Carolyn und wies auf den Monitor.
    „Das ist Brodys Pferd“, erklärte Tricia ganz ruhig. „Moonshine.“
    „Augenscheinlich“, scherzte Carolyn, „sucht Moonshine ein Abenteuer.“
    Tricias Kichern klang nervös. „ Brody hat dir über Friendly Faces eine Nachricht geschickt? Wow. Er hat dich wohl wirklich gern.“
    Eine verrückte Freude stieg in Carolyn auf. „Ja, darum versteckt er sich auch hinter seinem Pferd .“
    „Er weiß, dass du Pferde liebst“, argumentierte Tricia schwach.
    „Um Himmels willen, Tricia!“
    „Du hast dich als ‚Carol‘ registriert?“, überging Tricia den Einwand.
    „Das ist unwichtig“, sagte Carolyn lebhaft. „Was soll ich jetzt tun?“
    „Dich mit Brody treffen.“
    „Meinst du?“
    „Was kann es schaden? Ihr zwei geht einen Happen essen, vielleicht auch ins Kino? Harmloser Spaß.“
    „An Brody Creed ist nichts harmlos“, widersprach Carolyn.
    „Stimmt“, pflichtete Tricia ihr bei. „Aber willst du wirklich so einen Mann? Einen harmlosen mit null Wirkung?“
    „Er macht mir Angst“, gestand Carolyn. Die Worte waren ihr entschlüpft, bevor sie Gelegenheit hatte, zu prüfen, ob sie sie wirklich laut aussprechen wollte. Brody machte ihr Angst, weil niemand, nicht einmal ihre nichtsnutzige Mutter, so viel Macht hatte, sie zu verletzen, wie er.
    „Eine einzige Verabredung“, versuchte Tricia zu verhandeln. „Du bestimmst die Regeln. Kann das wirklich so schlimm sein?“
    „Glaub mir, es kann wirklich so schlimm sein.“
    „Er muss dir ja übel mitgespielt haben“, bemerkte Tricia vorsichtig. Wieder mischte sie sich ein, machte diesmal aber keinerlei Anstalten, sich dafür zu entschuldigen. „Du kannst es mir sagen , Carolyn.“
    „So wie ich es Kim gesagt habe?“
    Tricia legte die rechte Hand aufs Herz und hob dann zwei Finger zum Schwur. „Ich werde es niemandem sagen. Nicht einmal Conner.“
    Trotz jahrelanger Konditionierung ging Carolyn das Risiko ein, wenn auch seufzend. „Brody war auf der Durchreise in Lonesome Bend“, begann sie müde wie ein altmodischer Plattenspieler bei geringer Geschwindigkeit. „Es liegt Jahre zurück. Ich habe das Haus für Kim und Davis gehütet, und er – tja, er stand plötzlich einfach vor der Tür. Da ist etwas passiert. Und dann ist noch etwas passiert. Bevor ich michversah, teilten wir eine Woche lang das Bett, und ich war bis über beide Ohren verliebt in Brody Creed. Wir schmiedeten Pläne für eine gemeinsame Zukunft –

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