Die Crock-Expedition
förmlich, indem er die dienstliche Anrede zum erstenmal seit ungefähr einem halben Dutzend von Subjektivjahren benutzte.
»Oh, eine Woche lang Ausgangsbeschränkung, vermute ich, während die Navy-Techniker genau prüfen, was am Schiff zu tun ist, und sich ans Werk machen. Dann zwei Wochen unbeschränkten Ausgangs, weil das Schiff nicht einmal im Notfall einsatzbereit sein wird. Anschließend eine Woche mit Ausgangsbeschränkung, während die Arbeiten beendet werden.«
»Ein Monat«, sagte Hogan. »Peter Piper meinte, es würde länger dauern.«
»Vielleicht wird es das auch. Aber denke daran, wir sind auf einer Mission. Wir haben den offiziellen Auftrag, nach Crock zu fliegen. Das heißt, normalerweise gibt es erst nach Expeditionsabschluß Ausgang.«
Hogan nickte. »Eine einträgliche Mission, was?«
»Höchstwahrscheinlich. Vorausgesetzt, sie wird ein Erfolg.«
Hogan schaute verwundert drein.
»Gibt es daran Zweifel?«
Blake grinste und entließ ihn mit einem Wink.
Infolge der ständigen Routine hatte er seit jener Nacht in der wysterischen Bar wenig Kontakt zur Mannschaft gehabt. In CHART-Schiffen, besetzt mit zwei Offizieren und fünf Mannschaftsmitgliedern, gab es fünf sehr unterschiedliche und deutlich voneinander getrennte Routineschablonen.
Im Raum flogen die beiden Offiziere, die über die Pilotenausbildung verfügten, das Schiff, während die Mannschaft die Mahlzeiten bereitete, die Reinigungsarbeiten verrichtete und andere Nebensächlichkeiten erledigte – und herumlungerte.
Im Überlichtflug faulenzten alle.
Stand das Schiff auf einem Raumhafen, schwärmte man aus und führte sich nach Belieben auf, also wie Besessene; das fiel leicht weil Raumfahrer so gut wie keine Geldnot kannten. Gewöhnlich blieb nur der Captain an Bord. Man hatte sich so sehr damit abgefunden, daß CHART-Mannschaften ihre gesamte Freizeit mit Zechgelagen, Bordellorgien, vandalischen Exzessen, Spielen und Fressen verbrachten, daß die Navy Spezialmethoden entwickelt hatte, um den esprit de corps wiederherzustellen, wenn sie vom Ausgang auf terranischen Welten zum Dienst sich zurückmeldeten. Die Navy machte nicht die Kommandanten für ihre Mannschaften und deren Disziplinierung verantwortlich, sondern die Raumhafenleiter. So konnte die interne Disziplin, wenn Männer in den Schiffen eintrafen, die Augen umrändert und nicht ganz sauber, dort auch wieder anfangen, wo man sie abgelegt hatte, ohne daß man Fragen gestellt bekam.
Bei der Durchführung von Navy-Missionen begannen die Offiziere und Mannschaften plötzlich Befehle zu erteilen und zu bestätigen, gelegentlich die Dienstanrede zu fordern oder zu geben, aus dem widerwilligen Bekenntnis, daß man Navy-Angelegenheiten wohl am besten nach Art der Navy abwickelte und nicht nach Art von CHART.
Auf CHART-Expeditionen – dem eigentlichen Zweck der CHART-Raumschiffe – arbeitete die gesamte Besatzung als Team. Der Captain blieb der Kommandant, aber jeder konnte ihn jederzeit, wenn derjenige in irgendeiner Situation der brauchbarste Mann war, vorübergehend vertreten. Ein anderes Beispiel war das Fotolabor; der Fotograf hatte stets einen riesigen Arbeitsaufwand, und jedes gerade abkömmliche Besatzungsmitglied mußte ihm helfen.
»Ich muß nun zum Alten«, sagte Blake, als er schließlich mit Rachel allein war.
Seine Bemerkung enthielt eine halbe Aufforderung, ihn etwas zu fragen oder ihm etwas zu sagen, aber sie ging nicht darauf ein. »Ich komme mit.« Mehr erwiderte sie nicht.
Blake öffnete die Tür von Springs Kabine und blieb stehen, um Rachel den Vortritt zu lassen. Aber sie hatte sich gebückt, um irgend etwas aus ihrem Schuh zu schütteln. Blake machte einen Schritt in die Kabine, dann fuhr er herum.
»Du solltest nicht hereinkommen«, sagte er heftig.
Sie stürzte an ihm vorbei. Spring lag mit ausgebreiteten Armen auf der Koje, den Mund weit aufgerissen. Neben ihm lag ein leeres Pillenfläschchen.
Rachel stieß ein Wort hervor, das niemand aus ihrem Mund erwartet hätte. Blake, der Spring aufmerksam angestarrt hatte, weil er nach Lebenszeichen suchte, drehte sich ungläubig um. Er hatte jenes Wort nicht bloß noch nie von ihr vernommen – es zeugte auch nicht von Schreck oder Trauer, sondern lediglich von unverhohlenem Ärger.
»Slumbrol«, sagte sie. »Er nimmt sie, wenn er nicht schlafen kann.«
»Slumbrol? Gibt es kein …«
»Gegenmittel? Doch. Das Zeug wird sogar in Zweierpackungen gehandelt. Slumbrol und Vitol. Beruhigungs- und
Weitere Kostenlose Bücher