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Die Crock-Expedition

Die Crock-Expedition

Titel: Die Crock-Expedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. McIntosh
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Spring gebrauchte die vier Raketentreibsätze mit noch größerer Rücksichtslosigkeit als gewöhnlich, verwandelte sich in einen Kometen, jagte über den Abhang, mit einem Auftrieb/Geschwindigkeitsverhältnis, das ihn der ständigen Gefahr aussetzte, mit dem Hang zu kollidieren. Aber als er sich dem See näherte, steuerte er abrupt senkrecht in die Höhe, um sich rasch einen Überblick zu verschaffen, denn in diesem Moment war das erste dumpfe Rumpeln zu vernehmen, und die Hügelkuppe oberhalb des Sees geriet in Bewegung.
    Marie schrie etwas zu Rachel hinüber, die soeben – ohne den Felsblock zu bemerken, der sich über ihr zu lockern begann – nach ihrem Rückstoßaggregat langte. Als sie das Fauchen von Springs Raketen hörte, drehte Marie den Kopf und sah ihn einige Meter über sich schweben.
    Sie stieß einen Ruf der Erleichterung aus. Sie hatte ihren Buck Rogers halb umgeschnallt, ihr Vorhaben jedoch aufgegeben, vermutlich, weil sie Treibsätze nachzuladen versäumt hatte.
    Unglücklicherweise blickte auch Rachel auf – und ließ ihr Gerät ins Wasser fallen. Es versank.
    Der Augenblick der Entscheidung, der sich nun ergab, sollte Spring sein ganzes Leben lang verfolgen. Bis zum Horizont schien die gesamte Umgebung in Aufruhr zu sein, die Steine, die Felsen, der Wasserspiegel. Über dem nackten, dreijährigen Mädchen namens Rachel löste sich ein Felsklotz. Marie warf den Buck Rogers von sich, ein Eingeständnis dessen, daß er sich nicht in Betriebsbereitschaft befand, und machte Anstalten, hinüber zu Rachel zu schwimmen.
    »Nein!« brüllte Spring.
    Natürlich konnte er Marie an sich reißen und sie irgendwo auf festem Grund oder auf einer der nahe stehenden Räummaschinen absetzen. Aber unterdessen mußte Rachel zerschmettert werden.
    Als er, die Raketen auf volle Schubkraft geschaltet, hinab zu dem Kind raste, durchzuckte eine schwache, aber verzweifelte Hoffnung sein Bewußtsein: Beides. Rette beide. Erst Rachel, sie ist leicht, dann Marie.
    Aber er wußte, daß er nur Zeit hatte, um eine von ihnen zu retten.
    Er riß Rachel vom Ufer, nur wenige Sekunden bevor es wegrutschte, bevor das Wasser des Sees, der am Tag zuvor noch nicht existiert hatte, nach allen Richtungen in den Rissen, Spalten, Kratern und Bodenwellen, die nun am ganzen Hügel entstanden, versickerte.
    Sie sahen, wie eine Million Tonnen Gestein Marie überrollten und für immer begruben. Noch einmal hatte sie die Arme nach ihnen ausgestreckt.
    »Mutti!« kreischte Rachel.
    Sie war fort.
     
    Der Schock war nachhaltig. Seine Nachwirkungen erstreckten sich über Wochen, Monate und Jahre.
    Spring tat sein Bestes für Rachel. Er verbrachte drei Monate damit, für sie die geeignetsten Pflegeeltern ausfindig zu machen; schließlich entschied er sich für einen in den Innendienst abgeschobenen CHART-Offizier und dessen Frau – die beiden hatten eine Tochter gehabt, die starb, als sie so alt wie Rachel gewesen war. Es mangelte ihnen an Geld, aber nicht an Liebe. Spring hielt es für weise, ihnen eine hohe, aber nicht übertrieben großmütige Zuwendung für Rachels Unterhalt zukommen zu lassen – er wollte sie nicht schon im Alter von drei Jahren mit dem Ruf einer ansehnlichen Mitgift belasten.
    Er meldete sich wieder zum CHART-Dienst, sorgte dafür, daß Blake vom Schulschiff abkommandiert wurde (wie zufällig mußte Windham Blakes Nachfolge antreten und damit das Kommando über CHART 427 für Spring freimachen).
    Und obwohl Blake einem veränderten Mann begegnete, fand er ihn nicht sonderlich verändert, damals noch nicht. Doch als Blake, ungefähr sieben Jahre später, seinerseits die Gelegenheit erhielt, wieder CHART-Dienst zu verrichten, war die Veränderung unübersehbar, und es gingen jene Gerüchte über Springs zerrüttete Nerven um …
    Wie es den Umständen entsprach, sah Spring Rachel nur sehr selten. Aber es ergab sich, daß CHART 427 sich auf Spann befand, als ihr Pflegevater an alten Verletzungen starb und bald darauf seine Frau an gebrochenem Herzen.
    Zu dieser Zeit war Rachel zwanzig Jahre alt. CHART 427 benötigte einen Fotografen. Im Gegensatz zu aller Tradition waren die Fotografen von 427 bisher immer männlichen Geschlechts gewesen. Doch Spring konnte Rachel die Stellung verschaffen und tat es auch …

A. D. 2216
     
    »Warum, das begreife ich nicht richtig, aber darin liegt die Wurzel des Übels«, sagte Spring zu Blake. »Vielleicht war es ihre bloße Gegenwart, weil sie ständig Erinnerungen weckte. Vielleicht war es

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