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Die Crock-Expedition

Die Crock-Expedition

Titel: Die Crock-Expedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. McIntosh
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Überlichteffekt bezieht sich auf die Menschen. Stellen Sie sich vor, Sie wollten einen Raumflug über zwölf Lichtjahre machen. Ohne Überlichtantrieb benötigen Sie mindestens zwanzig Jahre. Durch Ausnutzung der Zeitfalte schafft man es in zwei gewöhnlichen Jahren. Aber die Besatzung durchlebt unterwegs sechzig Jahre. Natürlich vorwiegend im Chronophantasmus.«
    Sie lachte ein bißchen hilflos. »Ich glaube nicht, daß ich es diesmal besser begreife.«
    »Niemand begreift es, Miß Lipsky«, sagte er geduldig. »Selbst wenn man es persönlich erlebt, versteht man’s nicht. Natürlich erleben es nur sehr wenige Menschen, nämlich nur CHART-Personal. Andere Raumfahrer verfügen nicht über den Überlichtantrieb. Die großen Schiffe dienen fast nur dem interplanetaren Verkehr, außer Siedlerschiffen, die nur für eine einzige Reise gebaut werden, und darin reisen alle im Tiefkühlschlaf. Richtig große Überlichtraumschiffe gibt es nicht.«
    »Ich habe Ihres gesehen«, sagte sie, »als es heute morgen landete. Es sah ganz schön groß aus.«
    Er lachte. »Sieben Mann Besatzung«, sagte er.
    »Keine Frauen?«
    »Gegenwärtig nicht.« Er hielt es für ratsam, sich Erklärungen über Jenny zu ersparen.
    »Sie meinen, manchmal sind welche dabei?«
    »Häufig ist der Fotograf eine Frau. Sogar meistens.«
    »Eine Frau unter sechs Männern? Warum das?«
    »Die Verlustquote an männlichen CHART-Fotografen war zu hoch. Und der Fotograf ist jenes Mitglied der Crew, das man am allerwenigsten zu verlieren wünscht. Naturgemäß hat er stets jede Menge zusätzlicher Arbeiten zu tun – er ist es, der die gesamten Erkundungsdaten registriert und ordnet. Eine Expedition, von der man ohne Fotograf zurückkehrt, war zumeist vergebliche Mühe. Deshalb bevorzugt man weibliche Fotografen.«
    Sie lächelte schüchtern. »Ich fürchte, ich …«
    »Nun, was geschieht im Verlauf einer Expedition auf einer kaum oder gar nicht bekannten Welt? Immer tauchen Gefahren auf. Stets gibt es harte Arbeit. Und immer haben wir zuwenig Leute. Der Fotograf, eine Art von Reservekraft, greift ein. Macht er’s nicht, befiehlt man es ihm. Nur in Notfällen, weil der Captain genau weiß, wie wertvoll der Fotograf ist – aber wenn, dann ist es fast immer ein Notfall. Nun überlegen Sie einmal – die Navy ist so gerissen und schickt einen weiblichen Fotografen …«
    Sie lachte. »Ich verstehe. Ich glaube nicht, daß männliche Raumfahrer besonders ritterlich sind. Aber ein weiblicher Fotograf kann nicht so schwer schuften wie der Rest der Mannschaft. Die Frau bekommt die leichteren, weniger gefährlichen Arbeiten.«
    »Genau. Und die Frauen kehren häufig zurück. Viel häufiger als männliche Fotografen.«
    Obwohl ihr Interesse noch nicht restlos befriedigt war, gelang es ihm, sie dazu zu bewegen, von sich zu erzählen. Ihre Mutter war vor sieben Jahren gestorben, und sie hatte seit dem fünfzehnten Lebensjahr für ihren Vater den Haushalt geführt. Beide hatten eine Stellung in einer Mine, wie fast jedermann in Boston. Südlich der Stadt lag ein großes Bergwerk, und in der näheren Umgebung gab es weitere; man arbeitete am Tag, und vor Anbruch der Nacht strömten alle Beschäftigten zurück nach Boston. Valerie arbeitete als Angestellte, ihr Vater als Baggerführer. Beide Tätigkeiten, so vermutete Blake, waren ausgesprochen stumpfsinnig.
    Und dann gähnte George Lipsky, und es war Zeit zum Aufbruch.
    Sie geleitete ihn hinaus, und für ein paar Minuten standen sie an der Tür. Er war sich dessen sehr wohl bewußt, daß sie ein attraktives Mädchen war, aber hätte er sie nun zu küssen versucht davon war er überzeugt, wäre das das Ende gewesen. Valerie zählte zu jener Art von Mädchen, mit denen man während der ersten fünf Begegnungen über Bücher, CHART-Expeditionen und über die Zeitfalte reden mußte, bevor man sich persönlichen Anliegen zuwenden durfte. Und selbst dann konnte es zu früh sein.
    Sie zur Besichtigung des Raumschiffs einzuladen, war der nächstliegende Weg, die nächste Begegnung zu arrangieren, und als Blake den Vorschlag unterbreitete, willigte sie sofort und mit größter Selbstverständlichkeit ein. Sie hatte noch kein einziges Wort ausgesprochen, das auch dann nicht gefallen wäre, hätte es sich bei ihr um eine Jungfrau von biblischem Alter und bei ihm um einen jungen Schnösel gehandelt.
    Dann, ganz plötzlich, als Blake ihr für den netten Abend gedankt, und sie, wie erwartet, ihrerseits auf jede ermutigende Äußerung

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