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Die Crock-Expedition

Die Crock-Expedition

Titel: Die Crock-Expedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. McIntosh
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war …
    Aber über allem lag ein Schatten. Während er die kurze Idylle seiner Ehe mit Valerie wiedererlebte, wußte Blake (wußte es jedenfalls ziemlich gut), wie es endete. Damals hatte der Schatten nicht darüber gelastet. Aber er belastete den Chronophantasmus.
    Es war eine Qual, das Anwachsen der Sorglosigkeit der Bostoner wiederzuerleben, das Anwachsen der eigenen Sorglosigkeit.
    Niemals war eine umfassende Erforschung von Atonia durchgeführt worden.
    Trotz der Massaker hatte man Atonia niemals umfassend erforscht. Auf Crock existierte eine Siedlung, bevor man CHART gegründet hatte; solche Kolonien besaßen das Recht, eine Erforschung ihres Planeten durch CHART zu erbitten oder sie – war sie aus anderen Erwägungen vorgesehen – einfach abzulehnen. Die Bostoner wollten keine Forschungsexpedition. Ihre Ergebnisse wären für sie verpflichtend gewesen. Vielleicht hätten sie den Planeten räumen müssen, für immer oder zeitweilig, oder die Stadt verlagern.
    Ein CHART-Team hätte wahrscheinlich herausgefunden, was die Atonier so plötzlich in Raserei zu stürzen pflegte, oder man hätte, falls es sich nicht ermitteln ließ, die Zivilisten vom Planeten evakuiert, bis die Ursache entdeckt war, womöglich erst von einem wesentlich später nachfolgenden CHART-Team. Die Bostoner beharrten auf dem Standpunkt: Wir leben hier. Wir finden es selber heraus.
    Sie versuchten es, jedoch ohne Erfolg, und allmählich gaben sie es auf. Für einen längeren Zeitraum hatte sich kein Zwischenfall ereignet.
    Die Atonier waren nicht bösartig. Sie waren auch nicht besonders intelligent, nicht einmal so gescheit wie Gilandrier, und man konnte sich schließlich kaum noch vorstellen, daß sie gefährlich seien.
    Im galaktischen Maßstab hatten die Menschen Schutzbestimmungen festgeschrieben, welche die Rechte von Eingeborenen wahren sollten, von solcher Strenge, wie sie es früher auf ihrem Heimatplaneten niemals geschafft hatten. Sie hielten sich nicht an diese Bestimmungen, weil sie die Atonier oder die Gilandrier respektierten oder fürchteten, sondern weil sie die Gormanier, die Phlevis und die Sovs fürchteten – unter anderen.
    Die Menschen waren die stärkste Einzelrasse der Galaxis, daran zweifelte niemand. Diese Tatsache war so unanzweifelbar, daß in der Galaxis sogar ein Bündnis zwecks antiterranischem Schutz & Trutz existierte; natürlich hieß es so nicht, aber die Menschen nannten es kurz AST. Bequem veranlagte Rassen wie die Sovs würden nie eine eigenständige Aktion unternehmen aber auf Drängen der Gormanier würden sie sich – wenn auch widerwillig – zu einer Totalkriegserklärung an alle terranischen Kolonien hinreißen lassen. Arrogante, leicht beleidigte Rassen wie die Gormanier hätten wegen einer Abfälligkeit einen Krieg angezettelt, doch selbst die Gormanier wußten nur zu gut, daß sie ihn nicht allein zu führen vermochten und beschränkten sich notgedrungen darauf, überall um Unterstützung zu werben.
    In der Existenz der AST, der Existenz nichtmenschlicher Rassen wie den Gormaniern, die stets nach Verdachtsmomenten suchten, stets auf der Lauer lagen, stets grollten und sich gegen jede terranische Tätigkeit wandten, war die Ursache dafür zu sehen, daß die Atonier überlebten und sich vermehrten. Ohne die strengen Schutzbestimmungen wären sie rücksichtslos von den Terranern ausgerottet worden, so wie Terraner bereits Indianer beider Amerika und Juden massakriert hatten; vielleicht hätten die Terraner die Atonier nur vorsichtshalber ausgemerzt, um zu beweisen, daß Atonia ein menschenfreundlicher Planet sei.
    Blake trug nicht weniger Schuld als die übrigen Bostoner, denn als ehemaliger CHART-Mitarbeiter wußte er, wie gefährlich das Leben auf einem noch nicht von CHART erforschten (oder nicht restlos erforschten) Planeten war.
    Einmal, als Georgina, fünfzehn Monate alt, vor einem blutrünstigen Lybiden gerettet werden mußte, unverletzt, aber verängstigt, der einzige Zwischenfall mit einem Lybiden innerhalb eines Jahres, meinte Valerie, dieses Ereignis sei vielleicht eine ganz nützliche Warnung. »Sie hat sie als Schoßtierchen zu betrachten gelernt«, sagte Valerie. »Nun wird sie vorsichtiger sein. Sie sind harmlos, wenn man mit ihnen umzugehen weiß.«
    »Das ist das Problem«, antwortete Blake. »Wir wissen nichts von ihnen und können deshalb nicht richtig mit ihnen umgehen.«
    Sie hob ihre Brauen. »Blut, das ist es. Sobald sie Blut riechen, drehen sie durch. Ansonsten sind sie

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