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Die Crock-Expedition

Die Crock-Expedition

Titel: Die Crock-Expedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. McIntosh
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etwas Bemerkenswertes. Der Lybide zog sich um ein weiteres Stück zurück, schüttelte seinen Kopf, schnupperte, schnupperte nochmals, und dann trottete er recht langsam davon, ruhig, gleichmütig, als sei gar nichts geschehen. Er machte keinerlei Anstalten, Hals über Kopf aus der Stadt zu flüchten. In der Tat machte er, nachdem er sich eine Strecke weit entfernt hatte, plötzlich kehrt und verschwand – vorbei an Blake, ohne ihn eines Blickes zu würdigen – in der anderen Richtung.
    »Danke«, sagte der kleine dicke Mann ergreifend schlicht. »Er hätte mich umgebracht.«
    »So sah es aus«, pflichtete Blake ihm bei. »Aber warum läßt man es hier zu solchen Zuständen kommen? Warum hält man sie nicht auf Abstand, wenn sie so gefährlich sind?«
    »Sie sindʼs nicht.« Der kleine Mann blickte mit reuevoller Miene auf sein nacktes, rundliches Knie hinab, das ein langer Riß im Hosenbein enthüllte, und befestigte sorgfältig die Umhüllung des Päckchens, das er mittrug. »Es war mein Fehler. Und ein Fehler des Ladens.«
    Er verwickelte sich mit seinem Päckchen in ein solches Gefecht, daß Blake sich unwillkürlich vorbeugte, um es im hellen, gelben Licht der Straßenbeleuchtung näher zu betrachten.
    »Das ist abgetautes Steak«, sagte der kleine Mann. »Für morgen. Ich habe unterwegs welches gesehen und sofort gekauft. Bei uns gibtʼs selten Steak. Ich war leichtsinnig.«
    »Ich habe leider keine Ahnung«, sagte Blake, »wovon Sie reden.«
    Der kleine Mann blickte überrascht drein, dann sagte er: »Oh, Sie sind von dem Schiff. Einer von der Navy.«
    Er streckte die freie Hand aus. »Ich heiße George Lipsky. Kommen Sie zu mir, und Sie kriegen einen Drink, und ich erzähle Ihnen etwas über Lybiden. Sie sollten sich ein bißchen auskennen, und wenn Sie nur für ein paar Stunden hier sind.«
    »Für ein paar Tage«, sagte Blake, indem er die Hand des Kleinen drückte, die erstaunlich fest und trocken war, nicht weich und schweißig, wie er erwartet hatte. »Ken Blake. Wieso war es Ihr Fehler, daß dies Geschöpf Sie angefallen hat?«
    »Das Blut, verstehen Sie? Lybiden sind Vegetarier. Völlig harmlos, bis sie Blut riechen. Dann drehen sie durch. Wir wissen das. Alle Kochdünste werden neutralisiert, ehe wir sie ableiten. Wenn wir uns schneiden, parfümieren wir die Wunde mit einem Spray, ehe wir sie verbinden. Aber das Steak, das habe ich eben erst gekauft, unterwegs, auf dem Heimweg, und ich dachte doch nicht …«
    »Ich kapiere«, sagte Blake. »Lybiden riechen kein gefrorenes Fleisch, nicht wahr? Aber dies ist abgetaut und im Laden nachlässig verpackt worden, und Sie …«
    »Ich ließ es fallen«, gestand Lipsky. »Nun, bloß die Hose ist kaputt, nicht ich. Mr. Blake, ich bin Ihnen wirklich dankbar. Falls ich etwas für Sie tun kann … Vorerst wäre es mir eine Ehre, wenn Sie mitkämen und …«
    »Etwas können Sie für mich tun«, sagte Blake, indem er einer plötzlichen Eingebung folgte. »Mr. Blake, die Mädchen im Tanzlokal gefallen mir nicht. Es muß doch nette Mädchen in Boston geben. In einem so kleinen Ort kennt jeder jeden. Ich bin nicht betrunken, und falls ich das wollte, womit Navy-Männer sich gewöhnlich zufriedengeben, wäre ich im Tanzlokal geblieben. Mich interessiert, ob Sie für mich eine Verabredung mit einem …«
    »Ich bezweifle, daß ich so etwas kann«, sagte der kleine Mann steif. »Sie sind immerhin ein Navy-Mann. Warum kommen Sie nicht einfach mit und …«
    »Vielen Dank, Mr. Lipsky.« Blake seufzte. »Aber es gibt bisweilen Gelegenheiten, bei denen ein Mann sich nichts anderes als ein Mädchen wünscht, mit dem er sich unterhalten kann, sonst nichts, und wenn das nicht klappt, in meinem Fall, meine ich, gehe ich zurück ins Schiff und ficke aus Verzweiflung einen Roboter namens Jenny, aber damit habe ich wenigstens …«
    »Mr. Blake, ich werde ernsthaft beleidigt sein, sollten Sie die Gesellschaft eines Roboters der meinen vorziehen.« Der kleine Mann lachte über irgendeinen anscheinend lustigen Umstand, den Blake nicht kannte. Aber er trug sein Angebot mit äußerster Beharrlichkeit vor. Aus Neugier, worin der geheimnisvolle Witz liegen möge, gab Blake zuletzt nach.
    Fünf Minuten später wußte er Bescheid.
    Valerie Lipsky war in der Tat ein nettes Mädchen. Außerdem war sie schüchtern, und die Situation, in welcher Blake ihr begegnete, als der Mann, der soeben das Leben ihres Vaters gerettet hatte, war solcher Art, daß er sich sämtliche Aufdringlichkeiten,

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