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Die Crock-Expedition

Die Crock-Expedition

Titel: Die Crock-Expedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. McIntosh
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wären sie allein miteinander gewesen, hätte sparen können, denn ihre Schüchternheit äußerte sich auf die Weise, daß sie jede anzüglich klingende Äußerung schroff zurückwies und erst dann darüber nachdachte. Diese Haltung resultierte wenigstens teilweise daraus, daß sie mit zweiundzwanzig so ahnungslos war, so unerfahren, daß nahezu jeder Schwachkopf, der bis drei zählen konnte, sie ganz und gar zu umgarnen vermocht hätte.
    »Mögen Sie Bücher?« fragte sie plötzlich.
    »Ich muß Bücher mögen. Wegen der Zeitfalte, müssen Sie wissen. Während der Überlichtflüge muß man Jahre über Jahre absitzen. Abgesehen von den Trips hat man kaum eine Beschäftigung außer Lesen. Aber ich nehme an, Sie kennen sich aus.«
    »Nein, gar nicht«, sagte sie interessiert. »Was ist die Zeitfalte?«
    Es war ein Anfang, eine Gelegenheit zu einer ausgedehnten Unterhaltung, doch Blake war zu schlau, um sich zu verausgaben und sie mit umfangreichen Erläuterungen zu langweilen. Er beschränkte sich auf anschauliches Geplauder und hätte auch Lipsky einbezogen, doch der kleine Mann hatte sich unterdessen in die Boston Gazette vertieft und ließ sie das Gespräch allein führen, schaute nur gelegentlich gutmütig herüber.
    »Für wie alt halten Sie mich?« fragte Blake.
    »Fünfundzwanzig.«
    »Ein bißchen zuwenig, aber ungefähr richtig. Das ist mein physisches Alter. Aber geboren wurde ich vor siebenundvierzig Jahren, und gelebt habe ich schon etwa fünfhundert Jahre lang.«
    Damit wollte er ihr Interesse wecken, und das gelang auch. Zugleich konnte er in Erfahrung bringen, daß sie zweiundzwanzig, in Boston geboren und noch nie im Raum gewesen war. Armes Kind, dachte er. Kein Wunder, daß sie Bücher liest.
    Sie war nicht schön, aber Blake urteilte niemals ausschließlich nach Gesichtern, und sein Gesamteindruck fiel so aus, daß er sie reizend fand. Ihr feines, blondes Haar und die sanfte Wölbung ihres Kopfes glichen die zu schmalen Wangen und den zu breiten Mund aus, und die zu weite Wolljacke und die konservativen Jeans, welche sie trug, konnten die prächtige Form und die, ja, die Vitalität ihres Körpers nicht verbergen. Ihre Schüchternheit und ihre absichtliche Ungepflegtheit bestätigten lediglich die offensichtliche Tatsache, daß sie so etwas war wie ein ungeöffnetes Buch; Blake hegte keinen Zweifel daran, daß sie geradezu explosive Leidenschaftlichkeit zu entwickeln vermochte.
    Sie wollte jedoch lieber von ihm reden als von sich.
    »Zeitfalte?« meinte er, als sie Tee eingoß. »Vor langer Zeit, noch vor Überwindung der Schallgrenze, gab es eine Theorie, daß die Lichtgeschwindigkeit eine noch weitaus bedeutendere Grenze sei, und das erwies sich als richtig …«
    »Oh, das weiß ich«, sagte sie. »Natürlich habe ich auch schon von der Zeitfalte gehört, aber als typisch technisch unbegabte Frau wie ich bin, weiß ich nicht genau, was das ist.«
    »Das braucht Sie nicht zu bekümmern, Miß Lipsky, weil niemand es weiß.«
    Er hoffte, sie werde ihn auffordern, sie Valerie zu nennen, aber dazu war es offenbar noch zu früh.
    »Anders als damals angenommen, ist es einem Raumschiff nicht unmöglich, die Lichtgeschwindigkeit zu überschreiten. Aber sobald das geschieht, ereignen sich seltsame Dinge. Während der Stunden oder Tage der Unterlicht-Beschleunigung ist alles normal, bis auf die G-Absorbtion … aber das ist ein anderes Problem. Beginnt der Überlichtflug, kehren innerhalb des Raumschiffs verrückte Zustände ein. Die meisten Apparaturen hören ganz zu funktionieren auf, wie Funkgeräte und alle Geräte, die irgendwie von normalen Zeitverhältnissen abhängen. Auch das konventionelle Triebwerk arbeitet nicht, und oberhalb der Lichtgrenze müssen wir das Überlichttriebwerk einsetzen, eines, das unterhalb der Lichtgeschwindigkeit nichts nutzt. Die Heizung fällt aus, und wir können nichts kochen. Zum Glück verbreitet das Überlichttriebwerk Wärme, wenn es arbeitet – andernfalls bekäme es uns übel, weil nichts brennt und Heizdrähte kalt bleiben.«
    »Wie beleuchten Sie dann das Schiff?«
    »Der Überlichtantrieb strahlt ein seltsames Glühen aus, dessen Natur völlig unbekannt ist. Da es nur unter Bedingungen existiert, in denen gewöhnliche Maschinen nicht funktionieren, hat sich bisher niemand eine Methode ausdenken können, um es zu untersuchen.«
    »Aber die Zeitfalte?« meinte sie. »Jahre verstreichen in Sekunden, ist es das?«
    »So ungefähr. Der bemerkenswerteste

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