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Die Crock-Expedition

Die Crock-Expedition

Titel: Die Crock-Expedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. McIntosh
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weil ich der Anlaß war, aus dem er die Raumfahrt aufgeben mußte. Ohne mich hätten er und meine Mutter das Leben geführt, das ihm paßte, aber für sie wäre es bloß ein halbes Leben gewesen. Dann sah er in mir eine Konkurrentin im Werben um Maries Liebe – das ist wohl in allen Familien so, aber bei uns war es ein ganz besonderer Fall. Und dann kam dieser Tag am Teich, der Tag jenes Erdbebens …«
    Ihr Blick wurde träumerisch; sie sah ihn nicht länger an. »Ich erinnere mich sehr gut, ich glaube, nur deshalb, weil Clem so viel davon erzählt hat. Ich empfand überhaupt keine Furcht. Ich war zu jung, um mich zu fürchten. Als Marie ums Leben kam, war es für mich, als sei sie einfach fortgegangen. Außerdem bekam ich wundervolle Pflegeeltern – als sie starben, vermißte ich sie weit mehr als ich Marie vermißt hatte.«
    Sie blickte zu ihm auf, plötzlich wieder ganz in der Gegenwart. »Für Clem war das Unglück ein weiterer Grund, um mich zu hassen. Warum mußte ich die Ungeschicklichkeit begehen, mein Rettungsgerät ins Wasser fallen zu lassen?«
    »Er konnte doch einem dreijährigen Kind keinen Vorwurf daraus machen.«
    »Beachte bitte, wir sprechen von den dunklen Aspekten des menschlichen Verstands. Als er noch mit mir zu reden pflegte – also bis zu Beginn dieses Überlichtflugs –, sagte er häufig ganz unvermittelt: Warum hast du dein Gerät fallen lassen? Natürlich wirft er sich selber noch weitaus stärker vor, daß er mich gerettet hat und nicht Marie.«
    Die Ähnlichkeit von Springs Tragödie und der eigenen drang wie ein kurzes Wetterleuchten in Blakes Bewußtsein. Vielleicht hätte auch er seine Frau retten können. Doch er hatte nie vor der Entscheidung gestanden, entweder Frau oder Kind im Stich lassen zu müssen. Wäre es dazu gekommen, für ihn hätte es keinen Zweifel gegeben: er hätte Valerie gerettet.
    »Allerdings haßt er mich nicht nur, sondern liebt mich auch« gestand Rachel. »Oder er versucht es wenigstens, übertreibt sein Verhalten bis ins Groteske, um sich und alle anderen davon zu überzeugen, er hasse mich keineswegs, wünsche auch nicht, ich sei tot und Marie am Leben. Und daher ist das Geschwätz aufgekommen, wir wären zu eng miteinander verbunden. Das und ein paar konkrete Ereignisse haben dies Gerücht genährt.«
    »Rachel«, sagte Blake ernst, »ich habe nicht einen Moment lang geglaubt, daß an dem Inzestgerücht etwas Wahres sei.«
    »Sicher. Und doch stimmt sie in gewisser Hinsicht … man behauptet, ich sei Marie in mancherlei Weise sehr ähnlich. Und wenn Clem nicht in der besten Verfassung ist, infolge von Alkohol, Ärger oder Erschöpfung, hält er mich für Marie. «
    »Ich verstehe«, sagte er leise.
    »Nicht ganz, glaube ich, aber ich will’s dir erklären … Diese Stunden und Tage, die wir bisweilen zusammen sind … Ich hatte Mitleid mit ihm, ich kann ihn nicht hassen, obwohl ich ihn manchmal verabscheue … Natürlich habe ich nie zugelassen, daß er mich anrührte, aber oftmals dachte er, er sei mit Marie zusammen. Später erinnerte er sich, daß ich nicht sie bin.«
    Sie sprang auf, wirkte paradoxerweise jünger als je zuvor und doch älter; eine Doppelwirkung, die irgendwie aus der neuartigen Betonung ihrer Weiblichkeit resultieren mußte. »Begreifst du nun, warum er mich so niemals sehen durfte? In einer Uniform, an Bord eines Raumschiffs, eine kühle und tüchtige Person, die mehr über Schiffe weiß als vom Leben – das bin ich, das ist Rachel, und er kann nicht auf einen anderen Gedanken kommen. Aber wenn ich fraulich aussehe, wie kürzlich, als er in den Kontrollraum kam und mich sah …«
    »Er nannte dich Marie . Rachel, ich glaube, ich verstehe nun alles, und falls du recht hast, ist Clem so krank, daß ich wirklich das Kommando übernehmen sollte.«
    »Habe ich nicht genau das gesagt?«
    »Aber ob wir umkehren sollen, das ist eine andere Sache.«
    Sie blickte fragend in seine Augen.
    »Was sollte aus ihm werden?« meinte er. »Psychiatrie? Krankenhaus? Jedenfalls keinen Raumdienst mehr.«
    Sie nickte langsam. »Vielleicht könnte er es eines Tages wieder. Nach einer Behandlung, einer Kur, vielleicht Narkotherapie …«
    »Nein. Sie würden ihn testen. Und ehe er wieder in den Raum dürfte, müßte er die Tests bestehen. Und du weißt, Rachel, daß er nicht einmal in seiner besten Verfassung durch die heutigen Testserien CHARTs kommen würde.«
    »Ich weiß. Du hast ihn beinahe durch seine gesamte Navy-Laufbahn geschleift.«
    »Das

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