Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch
zwischen Linda und Valerian etwas vor sich , fragte sich Flint und er bezog sich dabei nicht auf romantische Gefühle. Der Zug ist bei Linda vermutlich längst abgefahren, nachdem sich Valerian wieder mal von seiner kindischsten Seite gezeigt hat.
Seit sie draußen waren, hatte er den Eindruck, dass die beiden auffällig unauffällige Blicke austauschten. Weshalb, das konnte er nicht sehen, da er hinter ihnen lief. Er hatte sich Katharina angeschlossen, weil er ihr nahe sein wollte. Er glaubte, dass sie im Moment jemanden brauchte, auf den sie sich verlassen konnte. Er wäre zu gerne mehr für sie da gewesen, doch Katharina hatte sich bisher nicht dazu entschlossen, sich ihm anzuvertrauen. Er wollte sie auch unter keinen Umständen zu etwas drängen.
Das machen ihre Eltern sicher schon zur Genüge.
Auf einmal erregte etwas anderes seine Aufmerksamkeit. Er drehte den Kopf und erkannte einen Neuankömmling: Cendrick van Genten kam mit schnellen Schritten hinter ihnen her.
Was will der denn auf einmal hier?
Er hatte sich in letzter Zeit so rar gemacht, dass Flint schon völlig vergessen hatte, dass er eigentlich Teil des Zirkels war.
„Hey, Leute!“, grüßte er und schlenderte neben ihnen her, als sei das ein völlig alltägliches Verhalten von ihm.
Flint beäugte ihn kritisch.
Kommt eigentlich nur mir das merkwürdig vor? Will er gar nicht wissen, wohin wir gehen?
Schließlich hielt er es nicht länger aus.
„Kann ich etwas für dich tun?“, wollte er vom Magier wissen.
„Du? Nein, nicht wirklich. Aber vielleicht komme ich auf das Angebot zurück“, kam die relaxte Antwort des blonden Schönlings.
Spinnt der jetzt total?
Flint wurde immer noch nicht aus ihm schlau. Cendrick hatte sich genau hinter Linda und Valerian positioniert. Die Vorderen sahen sich nur kurz zu ihm um, grüßten und gingen weiter.
Das kann doch nicht sein! Was ist hier eigentlich los?
Flint blickte fragend zu Katharina hinüber, doch diese hob nur unwissend die Schultern.
Okay, also ist er nicht wegen ihr hier …
Vermutlich war Katharina ebenso wenig erfreut über das Auftauchen ihres Bruders wie er.
Dann ging alles sehr schnell: Valerian machte einen Satz zur Seite, griff ins Nichts – und hielt plötzlich ein Kind am Kragen gepackt. Cendrick hatte im selben Moment agiert und stand nun genau neben ihnen. Linda war die Einzige von den anderen, die nicht überrascht wirkte.
„Hab ich dich endlich!“, stellte der Unsterbliche triumphierend fest.
Kapitel 34
Mit einem gezielten Griff hatte Valerian den kleinen unsichtbaren Beobachter am Kragen gepackt und hochgehoben. Die Beine des Kindes baumelten in der Luft.
„Kleiner, tut mir leid, dass ich das jetzt so plump formulieren muss, aber ich schlag dich zu Brei. Sag der Welt adieu!“
Mit diesen Worten hob Valerian seine Rechte, ballte sie zur Faust und zog sie zurück, um Schwung zu holen. Er wollte nur bluffen, aber das machte er so überzeugend, dass das kleine Kerlchen ihn nicht durchschaute. Das zappelnde Bündel in seiner Hand kniff schnell die Augen zusammen und versuchte seinen Kopf so weit wie möglich einzuziehen.
„Valerian!“, erklang es streng hinter ihm.
Linda und die anderen hatten aufgeschlossen.
„Du kannst doch nicht den Jungen verprügeln. Er ist ja gerade mal halb so groß wie du“, mischte sich Cat ein.
Valerian ließ nicht zu, dass die anderen seine Scharade zerstörten.
„Leute, das ist mir egal. Diese Kanaille ist weit mehr als nur eine Nervensäge. Er ist eine unsichtbare Nervensäge, die mich obendrein seit Wochen verfolgt und belauscht. Und jetzt werde ich ihm dafür eine kostenlose Zahnbehandlung verabreichen.“
„Immer schön ruhig bleiben, Alter. Wenn du unseren Spion so herumschlenkerst, dann funktioniert das Unsichtbarmachen sowieso nicht.“
„Ach, nein?“
„Nein, seine Konzentration wird dadurch gestört. Außerdem wollen wir doch erst einmal hören, was und vor allem wen er noch belauscht hat“, meldete sich Cendrick versöhnlich zu Wort.
„Wen interessiert’s?“, knurrte der Unsterbliche.
„Also mich interessiert das. Nichts ist so wertvoll wie die richtige Information zur richtigen Zeit. Das ist nicht irgendein Kind. Das ist unser junger Zeitungsautor!“
Der Zirkel starrte den blonden Magus ungläubig an.
„Was?“, fragte Linda.
„Das ist der junge Autor, der seit diesem Semester über uns schreibt. Oder zumindest jemandem von uns erzählt … Ich habe die ganze Zeit versucht, ihn aufzuspüren, und
Weitere Kostenlose Bücher