Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch
erst jetzt ist es mir gelungen. Ein hübscher kleiner Zauber hat ihn vor einer magischen Auffindung geschützt. Doch er muss zu unvorsichtig geworden sein. Und jetzt haben wir ihn und bekommen alle seine Infos gratis. Wir kriegen sie doch gratis, nicht wahr?“
Den letzten Teil des Satzes hatte Cendrick drohend an Valerians Opfer gewandt.
„Es“ hatte die Augen wieder geöffnet und sah blitzschnell immer wieder zwischen Cendrick und Valerian hin und her. Die Stirn war gefurcht und man konnte ihm ansehen, dass „es“ gedanklich seine besten Überlebensstrategien durchging.
Währenddessen waren die anderen heiß am Diskutieren.
„Das soll der unbekannte Autor sein?“
„Unmöglich!“
„Glaube ich nicht.“
„Das ist doch noch ein Kind!“
„Wie soll dieser Winzling Texte schreiben und veröffentlichen?“
„Ihr habt den Falschen.“
„Er hat euch reingelegt.“
„Sag uns doch erst mal, wie du heißt, hm?“, versuchte Linda mit einschmeichelnder Stimme das Vertrauen des kleinen Beobachters zu erlangen.
„Es“ schwieg.
Die Wicca lachte höhnisch auf.
„Ich fürchte, du verschwendest hier deine Liebenswürdigkeiten. Solange unser Brainy den Kleinen so in die Mangel nimmt, wird er uns gar nichts erzählen. Würde ich übrigens auch nicht machen.“
Valerian schoss ihr einen wütenden Blick entgegen.
„Lass ihn runter, Valerian!“, verlangte Katharina.
„Vergesst es! Den lass ich weder aus den Augen noch aus der Hand. Sobald ich ihn absetze, ist er weg. Nein, der bleibt schön, wo er ist. Entweder ihr bringt ihn so zum Reden oder ich kann ihm endlich eine verpassen.“
Flint runzelte die Stirn. Die Gewaltbereitschaft Valerians war nichts Neues für ihn, doch dass er nun ein kleines Kind bedrohte, das war ihm zuwider.
„Du kannst ihm nichts tun. Sie würden dich sofort aus Cromwell rausschmeißen“, versuchte er mit Logik zu intervenieren.
„Ich dachte, nur Magie gegen andere Studenten sei verboten. Und wie der Knirps hier schon richtig in seinem Zeitungsartikel erkannt hat, kann ich noch keine Magie wirken. Also, was soll’s?“
„Du glaubst doch nicht im Ernst, dass Sir Fowler mit seinem weichen Herzen ruhig zusieht, wie du diesen Jungen verprügelst“, argumentierte der Geisterseher.
Also wenn er nicht gleich einlenkt, dann werde ich Valerian eine reinhauen. So ein Dickkopf!
Tamara wurde es offensichtlich zu bunt. Mit zwei Schritten war sie bei Valerian und riss ihm mit erstaunlicher Kraft sein junges Opfer aus der Hand. Dann setzte sie es auf dem Boden ab und beugte sich leicht vor. „Hör mal gut zu, Kleiner: Wenn du jetzt brav parierst und uns sagst, was wir wissen wollen, dann werde ich nicht zu Professor Pantulescu gehen und ihm sagen, was du hier veranstaltet hast. Alles klar?“
Wer ist Professor Pantulescu , fragte sich Flint. Der UMBRATICUS DICIO konnte dem Namen kein Gesicht zu ordnen. Er muss aus einem anderen Fachbereich stammen. Doch aus welchem?
Das Kind nagte auf seiner Unterlippe herum. Berechnend blickte es an der WICCA hoch und runter und nickte dann.
„Klar.“
„Sehr gut. Dann können wir das ja ein wenig beschleunigen.“
Die Hexe richtete sich auf und blickte geschäftsmäßig zu dem jungen Journalisten herab. Zu Flints Überraschung blickte dieser ohne ein Zeichen von Angst zu ihr hoch. Stattdessen lag in den Zügen des Kleinen ein Hauch von Anerkennung. Tamaras dominante Art wurde offenbar von ihm bewundert.
Kaum zu glauben! Na, immerhin hat sie die Lage entschärft.
„Dir wurden ein paar Fragen gestellt und ich erwarte, dass du sie wahrheitsgemäß beantwortest“, knatterte Tamara im besten Drill-Sergeant-Tonfall.
„Jawohl!“
Flint kam es so vor, als würde der Junge sich etwas aufrichten.
„Wie lautet dein Name?“
„Maxi.“
„Dein voller Name!“
„Maxima Béatrice Ludmilla Siegel.“
„Es ist ein MÄDCHEN?“, kam es entgeistert von Valerian.
„Offensichtlich“, kommentierte der Magier trocken.
Auch Flint war überrascht. Zugegeben, das Kind sah weder besonders männlich noch besonders weiblich aus, aber irgendwie hatte er aus dessen forscher Art auf einen Jungen geschlossen. Eigentlich idiotisch, wenn er daran dachte, wie er selbst in diesem Alter gewesen war.
Alles andere als forsch …
Sein Blick wandte sich an Katharina, die das Verhör interessiert beobachtete. Er wusste nicht, weshalb, doch ihm war nach Seufzen zumute. Und er konnte nicht einmal sagen, ob vor Erleichterung oder Enttäuschung.
Wenn Valerian
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