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Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch

Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch

Titel: Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Förster
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Medium.
    Tamara warf ihr einen schiefen Blick zu, der mit Ungewissheit gespickt war. Schließlich schüttelte sie den Kopf.
    „Nehmt’s mir nicht übel, aber das finde ich jetzt auch nicht erbaulicher“, verkündete die WICCA.
    „Du musst es nicht erbaulich finden. Es ist die Realität. Weder du noch sonst jemand kann etwas daran ändern“, stellte Flint in seiner gewohnt ruhigen Art fest.
    Er war von ihrem Verhalten nicht vor den Kopf gestoßen. Wie könnte er? Es hatte etwas Morbides an sich, wenn man sich und sein Leben auf den Tod hin orientierte.
    Memento mori. Bedenke, dass du sterblich bist.
    Im Mittelalter hatte sich die ganze westliche Bevölkerung auf ihren Tod und das Leben danach ausgerichtet. Sehr zur Freude der Kirche und deren bedürftigen Klingelbeuteln.
    Heutzutage könnte die Kirche mit Ablasshandel nicht einmal einen Kirchenkaffee finanzieren , überlegte Flint.
    Viele hatten sich von der Kirche abgewandt. Manche aufgrund der unschönen Geschichte dieser Institution. Doch eine Realität blieb: Jeder – Mensch, Tier, Pflanze und Bakterie – alles würde einmal sterben.
    Und was dann? Was wird kommen?
    Flint wusste es nicht.
    Das gehört wohl eher in Gracianos Bereich.
    Würde er Graciano fragen, was nach diesem Leben auf ihn zukäme, so hätte dieser gewiss eine Antwort parat: Himmel oder Hölle. Paradies oder ewige Seelenqualen. Graciano würde den Tod nicht als einen Verlust, sondern als ein Stadium ansehen. Einen Übergang von der Vergänglichkeit zur Ewigkeit.
    Doch was, wenn etwas dazwischenkommt? Wenn es nicht so läuft, wie es sollte? Was, wenn weder Weiß noch Schwarz stimmt? Was, wenn Grau eintritt?
    Flint ließ den Blick über die einzelnen Gräber streifen. Er konnte sie nicht richtig sehen, aber er wusste, dass sie da waren: die Geister der Verstorbenen, die nicht ins Jenseits übergegangen waren. Weit genug weg, um nicht von ihm entdeckt zu werden. Er war ein Störenfried in der Realität, die sie sich zum Schein aufgebaut hatten. Andere Lebewesen konnten sie ignorieren, doch er war wie eine Leuchtboje auf nächtlicher See. Ihn konnten sie nicht einfach übersehen oder fortillusionieren. Das erkannten sie intuitiv und mieden ihn deshalb.
    Was, wenn etwas schiefläuft und man zwar seinen Körper, aber nicht diese Ebene verlässt?
    Er hatte sich das schon oft gefragt. Was war dafür verantwortlich, dass so etwas geschah? Professor Lichtenfels hatte natürlich die gängigen Antworten auf Lager gehabt: Ein Geist entstand, wenn die Seele eines Verstorbenen nicht die nächste Ebene betrat. Stattdessen gelangte die Seele auf eine Zwischenebene. Weder im Hier noch im Dort.
    Wie eine Nische. Eine Nische, die sie selbst nicht als solche wahrnehmen.
    Es gab mehrere Gründe, wie dies entstehen konnte. In vielen Fällen war ein tragischer Tod schuld. Der Verstorbene empfand es noch nicht als seine Zeit zu gehen oder er fühlte sich zu sehr mit der hiesigen Welt verbunden. Es konnte an einer übergroßen Liebe zu einem Menschen liegen oder daran, dass der Geist noch eine Rechnung offen hatte mit einem Lebenden. Angst vor dem Tod hatte meist keinen Einfluss auf die Seele. Angst vor dem Leben danach jedoch schon.
    Wie das kleine Mädchen …
    Flint, Valerian und Linda hatten bei ihrem Nachsitztermin im ersten Semester das Geistermädchen davon überzeugen müssen, dass seine Eltern nicht im Himmel warten würden. Er hatte nicht herausgefunden, warum das Mädchen Angst vor seinen Eltern gehabt hatte. Die drei vermuteten jedoch, dass sie durch ihre Eltern umgekommen war.
    Ein schrecklicher Gedanke!
    Sie hatten viele Gräberreihen passiert, da spürte Flint plötzlich, wie sich der Essenzfluss in ihrer Nähe veränderte. Es kam aus einer bestimmten Richtung.
    Rechts vorne!
    Flint sah dorthin.
    Noch einige Schritte mehr und er konnte es fühlen: Eine unheilige Aura hing über dem Ort. Katharina brauchte ihn nicht länger zu führen. Er wusste genau, wohin sie gehen mussten. Vor ihnen hörte er den stummen Schrei einer gepeinigten Seele. Von einer fremden Kraft unterjocht. Er konnte noch nichts erkennen, doch seine Nackenhaare hatten sich aufgestellt und das war ein sicheres Zeichen für die Anwesenheit von übernatürlichen Wesen. Über diesen „Radar“ verfügte er schon seit seiner Kindheit. Es war kein angenehmes Gefühl, doch es sorgte für seine Sicherheit. Die anderen glaubten immer, dass Geister harmlos wären. Sie waren meist dematerialisiert, also konnten sie sich einreden, dass Geister

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