Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch
wissen wir nicht einmal, wer oder was diese Macht ist.“
„Das stimmt allerdings.“
„Ich frage mich manchmal, was passieren würde, wenn wir uns absichtlich gegen sie stellen. Weißt du, was ich meine? Wenn wir die Visionen und Hinweise absichtlich ignorieren würden. Was würde dann wohl geschehen?“
„Ich weiß es nicht.“
„Meinst du, sie würde versuchen, uns zu bestrafen?“
„Das käme auf ihre Gesinnung an, vermute ich. Wenn sie gut ist, dann nicht. Bisher sollten wir ja immer nur helfen.“
„Das vermuten wir. Aber seien wir doch mal ehrlich: Wir haben keine Ahnung, wohin das führen soll. Vielleicht sind das alles nur kleine, scheinbar positive Vorhaben in einem größeren, finsteren Plan? Wir wissen es nicht.“
Flint senkte den Blick und schwieg.
Sie hat recht: Wir wissen es nicht.
Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Alles schien so deprimierend. Auch Katharina schwieg eine ganze Weile, bis sie plötzlich anfing zu schmunzeln.
„Du meinst also, ich sollte wieder beim Orden anrufen, damit ein Helikopter angeflogen kommt und eine Reihe Magier ausspuckt?“, fragte sie amüsiert.
„Nicht direkt, aber etwas wird sich schon ergeben. Ein kleines Ablenkungsmanöver vielleicht … Notfalls rennen wir weg. Ich weiß, das ist nicht gerade heroisch, aber immerhin überleben wir. Er kann uns ja nicht alle verfolgen. Ich biete mich auch freiwillig an, hinter dir zu rennen.“
Er hatte es mit einer Spur Humor sagen wollen, doch als er ihr überraschtes Gesicht sah, bemerkte er, dass sich noch ein anderer Tonfall eingeschlichen hatte. Ein unbekanntes Timbre mit einem warmen Klang. Verlegen sah er zu den anderen hinüber und tat so, als wollte er sie im Auge behalten.
„Danke“, hörte er Katharina leise sagen.
Und er meinte auch, etwas in ihrer Stimme zu hören, was seinen Herzschlag angenehm beschleunigte.
Kapitel 24
Glaubst du wirklich, dass der Weg stimmt?“, maulte Valerian.
„Jap, auf jeden Fall“, bestätigte Katharina.
Die Uhr zeigte Punkt elf. Die Sonne war bereits vor einigen Stunden verschwunden und die Nacht hereingebrochen. Hier in der Stadt war es jedoch noch hell genug, um sich zu orientieren. Es hatte sehr abgekühlt. Linda rieb die Hände aneinander und hauchte ihren warmen Atem darüber.
Der Chaoszirkel war unbeobachtet in den Friedhof eingedrungen. Nun führte Cat sie mit schlafwandlerischer Sicherheit zwischen den Gräbern hindurch. Flint zweifelte nicht einen Moment daran, dass sie den Weg finden würde.
„Wer kennt sich eigentlich mit Nekromantie aus?“, wollte Tamara wissen.
„Wieso Nekromantie?“ Lindas Stimme klang alarmiert.
„Na ja … Friedhof? Tote? Da wäre mir schon wohler, wenn wir einen Nekromanten dabei hätten“, beharrte die Wicce.
„Wir haben Flint dabei“, sagte Katharina.
„Aber ich dachte, dass er nur mit Geistern reden kann“, hielt Tamara dagegen.
Sie warf Flint einen abschätzigen Blick zu.
„Der UMBRATICUS DICIO beschäftigt sich nicht nur mit Geistern, sondern auch mit anderen Dingen. Tote und alles, was schlechthin mit Tod zu tun hat, gehören auch dazu“, klärte Linda Tamara auf.
Flint schwieg während ihrer Ausführungen. Tamara verzog das Gesicht und schüttelte sich leicht.
„Also … ich will ja nicht motzen, aber ein Nekromant mit mehr als den herkömmlichen Erfahrungen, was Tote angeht, wäre mir lieber gewesen“, mokierte sie sich.
„UMBRATICUS DICIO sind keine Nekromanten. Genau genommen ist das sogar eine Beleidigung“, erwähnte Katharina.
„Wieso das?“, verlangte die Hexe zu wissen.
„Das hat irgendetwas mit dem Ursprung des Namens zu tun“, antwortete Linda ausweichend und wandte sich Hilfe suchend an Graciano.
Sie brauchte nichts weiter zu sagen, er übernahm gerne das Wort.
„Das Wort Nekromantie setzt sich aus den zwei altgriechischen Worten nekros und mantis zusammen . Nekros bedeutet ,Leiche‘ und mantis ,Weissager‘ . Die Nekromantie, auch Totenbeschwörung genannt, befasst sich damit, Geister von Toten zu beschwören, um über diese armen Seelen Erkenntnisse oder Informationen zu beschaffen. Nekromanten nutzen die Geister der Verstorbenen aus. Die Anhänger des UMBRATICUS DICIO hingegen versuchen ihre Natur zu verstehen, Schaden für Dritte durch sie zu verhindern und sie zur nächsten Ebene zu führen.“
Linda lächelte ihm dankbar zu.
„Und davon abgesehen gehe ich nicht mit einem Nekromanten auf den Friedhof. Die grinsen da immer so dämlich …“, murmelte das
Weitere Kostenlose Bücher