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Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch

Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch

Titel: Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Förster
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gewiss nichts anderes als einen beunruhigenden Anblick boten. Oder? Doch weit gefehlt. Geister verfügten über Macht. Je älter sie waren, desto mehr Essenz besaßen sie und desto mehr davon konnten sie auch einsetzen. Geister unterschieden sich im Essenzgebrauch von gewöhnlichen, lebenden Magieanwendern. Während ein Mensch sowohl Essenz als auch Lebenskraft, die sogenannte „Lebensessenz“, besaß, verfügten Geister lediglich über Essenz. Je mehr sie davon besaßen, desto überzeugender konnten sie Leben simulieren und desto überzeugter waren sie selbst, dass sie noch lebten. Und genau da lag die Gefahr. Denn ein Geist, der erkannte, dass er tot war, wandte sich freiwillig der Nachwelt zu. Was für einen Grund hätte er auch, hierzubleiben?
    Es sei denn, er kann nicht auf den Himmel hoffen.
    Flints Blick glitt unwillkürlich zu Graciano. Der Wächter des Lichts glaubte an die Hölle genauso sehr wie an den Himmel. Flint wusste nicht, ob es eine Hölle gab, doch er wusste, dass es einen Ort gab, wo alle Fröhlichkeit, aller Lebenswille und alle guten Gedanken fehlten. Und wie sollte man das sonst nennen? Doch für ihn wartete dieser Ort nicht bis auf den Tod eines Menschen. Auch Lebende konnten, Flints Meinung nach, in einer Hölle feststecken. Meist waren sie dort, ehe sie den Freitod wählten.
    Er atmete tief durch. Der Geisterseher war froh, dass Graciano sich dem Zirkel angeschlossen hatte. Es hatte etwas Beruhigendes, ihn in seiner Nähe zu wissen. Flint war der Gedanke an einen schützenden Gott, der die Menschen liebte, fremd. Doch wenn er die Wahl hatte zwischen jemandem, der an solch einen Gott glaubte und in seinem Namen Wunder vollbringen konnte, oder jemandem, der nur auf sich selbst konzentriert und sich selbst der Nächste war, dann fiel ihm die Entscheidung leicht, wenn es galt, einen Freund zu finden.
    Unwillkürlich suchte sein Blick Valerian. Der Unsterbliche zeigte mitunter beunruhigende Tendenzen, sich nur mit sich selbst zu beschäftigen.
    Dann lieber einen Wächter des Lichts, dem die Leute um ihn herum gleich wichtig sind. Zumindest weiß man bei ihm, woran man ist. Auch wenn es nicht immer unproblematisch ist, mit einem gläubigen Menschen befreundet zu sein …
    Um für ihre Situation wieder klare, zielführende Gedanken fassen zu können, schüttelte Flint energisch den Kopf und sah sich um. Was er erblickte, ließ ihn jedoch erstarren und abrupt anhalten.
    Valerian prallte gegen seinen Rücken.
    „Hey, wieso bleibst du denn stehen?“, schimpfte er.
    Doch Flint schwieg. Er hatte sich geirrt. Es handelte sich nicht um Geister. Die Seele, die hier litt, war in einer festen Gestalt gebunden.
    Flint wurde übel. So etwas hatte er noch nie gesehen.
    Wie grauenhaft! Wer tut so etwas?
    Die anderen hatten nun auch angehalten.
    „Flint, alles okay?“, erklang Lindas besorgte Stimme.
    Der UMBRATICUS DICIO atmete mehrmals tief durch, doch das Gefühl der Übelkeit wollte sich nicht legen.
    Es ist nur in meinem Kopf! Der Körper simuliert bloß das Empfinden, das ich erwarte. Ich kann die Übelkeit kontrollieren , sagte er sich immer wieder.
    Es half aber nichts. Er würde sich gleich übergeben müssen.
    Eine schallende Ohrfeige holte ihn in die Realität zurück und lenkte ihn erfolgreich von seinem Zwiespalt ab. Die Übelkeit verflog sofort. Verblüfft sah Flint in Katharinas reumütiges Gesicht.
    „Was …?“, setzte er verdattert an.
    „Tut mir leid, ich wollte dir nicht wehtun. Ich wusste nur, dass es manchmal hilft.“
    Sie lächelte schief.
    Er nickte leicht. Dann runzelte er die Stirn.
    „Und wenn es nicht geholfen hätte?“
    Cat hob ihre fein geschwungenen Brauen.
    „Öh … also … bisher hat es immer geklappt“, meinte sie schnell und hatte sich auch schon wieder umgedreht.
    Flint meinte, ein leises Glucksen von Linda zu hören, doch auch sie blickte betont in eine andere Richtung, als er zu ihr herübersah.
    Irgendwie komme ich mir verraten vor.
    Er warf der letzten Frau in der Runde einen Blick zu und Tamara begegnete diesem mit einem breiten Grinsen.
    „Willst du es wirklich wissen?“, erkundigte sie sich in einem Anflug von Schadenfreude.
    „Nein, eigentlich nicht“, murmelte er.
    „Da vorne ist es!“, wisperte Cat aufgeregt. „Dort vorne müssen die Kindergräber sein!“
    Sie bogen um eine Ecke – und dann sahen sie sie: eine dunkle Gestalt, die sich gerade vor eines der Kindergräber niedergekniet hatte!
    Linda stieß einen erschrockenen Laut aus und hielt

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