Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch
verwundert.
„Ja. Und die Käfige sind viel zu winzig“, knurrte Tamara ärgerlich.
„Wir sollten die armen Viecher rauslassen. Valerian, lenk mal den Händler ab“, forderte die Hexe energisch.
„Für ein paar Hühner willst du hier so ein Chaos veranstalten?“, fragte der Unsterbliche.
Seine Haltung war mehr als ablehnend.
„Du sagst das gerade so, als wären diese paar Hühner es nicht wert.“
„Na, das kommt ganz darauf an … Wenn diese Hühner in Form von Chicken Wings auf meinem Teller landen, dann schon.“
Die grünen Augen der WICCA flackerten ärgerlich auf. Ihre Mimik war gänzlich eingefroren und ihr Gesichtsausdruck kündete von dem Zorn, der unaufhaltsam in ihr zu brodeln begann. Ihre Stimme klang mühsam beherrscht, als sie erneut mit ihm sprach.
„Valerian Wagner, du wirst das entweder sofort zurücknehmen oder zeigen, dass in dir doch noch ein Fünkchen Verantwortungsgefühl für die Lebewesen um dich herum glimmt!“
Er hob die Brauen, verschränkte die Arme und betrachtete sie amüsiert.
„Sonst?“
„Sonst werde ich …“
Sie kam nicht weiter mit ihrer Drohung, denn ein dunkelhäutiger Mann mit einem schwarzen Turban rempelte sie rüde an und ihre Schulter wurde schmerzhaft nach hinten gedrückt.
„Pass doch auf, du Idiot!“, fuhr sie den Passanten an.
Der Mann blieb stehen, wandte sich ruckartig um, zog in einer fließenden Bewegung einen geschwungenen Dolch aus einer versteckten Scheide, hielt ihn ihr an die Kehle und drückte sie mit der Linken an die steinerne Wand der Passage.
„Wie war das?“, sagte er gefährlich leise.
Tamaras Augen hatten sich zuerst vor Schock geweitet, doch dann gewann ihre Wut wieder die Oberhand. Wenn sie sich hier benehmen musste, dann galt das auch für diesen Kerl. Sie holte bereits Luft, um ihm eine gepfefferte Antwort entgegenzuschmettern, als ihr Blick auf seine Hand fiel.
Katharina, die dem Spektakel fassungslos zugesehen hatte, ohne reagieren zu können, folgte ihrem Blick. Ihr Herz setzte für einen Schlag aus.
Das Tattoo! Er hat das Tattoo mit den drei Tränen! Er ist der Voodoo-Wirker!
Valerian, dem der Blick für solche Details fehlte, wollte dem Mann schon eine Abreibung verpassen, doch Katharina und Flint gelang es, ihn von beiden Seiten festzuhalten. Der Fremde war Tamaras Blick gefolgt und seine weißen Zähne blitzten kurz auf, als er gefährlich lächelte.
„Ganz recht … wir sind hier überall. Also pass auf, kleine blonde Hexe, wen deine gespaltene Zunge hier anzischt! Sonst schneide ich sie dir heraus.“
Seine Stimme war kaum zu hören. Er benötigte keine Lautstärke, um Eindruck zu schinden. So schnell er aufgetaucht war, so schnell war er auch wieder in der Menge verschwunden. Tamara rieb sich den Hals und die anderen atmeten tief durch.
„Wir müssen unbedingt vorsichtiger sein!“, hauchte Linda bestürzt.
„Du hast gut reden! Du wirst ja nicht ständig von irgendwelchen Leuten angegriffen“, fuhr die Hexe sie an.
„Sie hat recht, Tamara. Du verschlimmerst unsere Situation, wenn du dich so auffällig benimmst“, schlug Katharina in dieselbe Kerbe.
„Entschuldige mal, Miss Meine-Visionen-haben-euch-erst-in-diesen-Schlamassel-gebracht! Du bist ja wohl die Letzte, die mich ermahnen darf!“
„Lass Cat da raus! Du bist schon immer ein Hitzkopf gewesen. Das hätte dir beim letzten Mal beinahe einen Verweis von Cromwell eingebracht. Und jetzt zickst du hier wegen Federvieh rum. Setz endlich Prioritäten!“, gab Valerian heftig zurück.
„Leute, hört doch bitte auf zu streiten“, bat Graciano.
„Wisst ihr was? Ihr könnt mich mal! Ich bin nur wegen euch hier und weil wir angeblich unserem kleinen Medium bei seiner Visionssuche helfen sollen. Da muss ich es mir sicher nicht geben, mich von einem Tierhasser stressen zu lassen und von einem Schwarzmagier eine Klinge an den Hals gehalten zu bekommen. Da hüpf ich doch lieber vom Dach!“, brauste Tamara auf.
„Hey, guter Plan!“, versetzte der Unsterbliche bissig.
„Valerian!“, hob Flint an, doch es war zu spät.
Tamara war auf dem Absatz herumgewirbelt und bahnte sich einen Weg durch die Menge. Fort von der Gruppe.
„Tamara, komm zurück!“, rief Linda hinter der WICCA her, doch ihre Stimme reichte kaum drei Meter, ehe sie in dem allgemeinen Tumult unterging.
Ohne weiter darüber nachzudenken folgte Katharina der aufgebrachten Hexe und wand sich geschickt durch das Gedränge. Es verging einige Zeit, ehe die Wicce ihre
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