Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer
gut! Ich hab’s kapiert! Genieße dein menschliches Dasein so lange du kannst, Valerian, denn als Unsterblicher wirst du noch lange genug leben. Ja, ja …“, knurrte er ärgerlich.
Der Rektor zwinkerte ihm verschmitzt zu.
„Ich hätte es nicht besser formulieren können. Womöglich entwickelst du auch ein paar hellseherische Fähigkeiten.“
„Hmpf!“
„Ich könnte es auch anders sagen: Wie es ist, ein Unsterblicher zu sein, wirst du lange genug austesten können. Erprobe dich doch bis dahin in deiner temporären Normalität.“
„Wenn Andersartigkeit bedeutet, schwächer und anfälliger gegen Magie zu sein, dann kann ich es kaum erwarten, mein ewig-unsterbliches Dasein zu beginnen.“
„Ah, daher weht der Wind! Wir sprechen über Tamara?“
Valerian war von sich selbst überrascht. Er hatte in den letzten Wochen praktisch nie über Tamara nachgedacht. Die Sache mit Cat hatte ihn so sehr beansprucht, dass er an seine Rachepläne keinen einzigen Gedanken mehr verschwendet hatte. Auch der Vorfall im Park war in Vergessenheit geraten. Erst als er in dieses Büro trat, war sie auf einmal wieder in seinen Gedanken präsent gewesen. Merkwürdig … Doch wenn er darüber nachdachte, dann merkte er, wie sehr ihn der Zwischenfall mit Tamara damals aufgerüttelt hatte. Er hätte ihr den Rausschmiss beileibe gegönnt. Doch Sir Fowler hatte sie zurückkommen lassen – und das ärgerte ihn maßlos.
„Sie haben sie einfach so wieder aufgenommen! Sie wurde nicht einmal bestraft!“, platzte es aus Valerian heraus.
Sir Fowler hatte so viel Anstand, betreten zu nicken.
„Ich kann verstehen, dass dich das gegen mich aufgebracht hat. Es muss von außen schwer nachvollziehbar scheinen, warum ich sie nicht härter bestraft habe.“
Härter? Gar nicht!
„Jedoch fand ich, dass sie durch Professor Lichtenfels’ rigoroses Einschreiten schon genug gestraft war.“
Typisch! Frauen müssen nur ein wenig rumheulen und schon bekommen sie alles, was sie wollen!
Fowler sah ihn an und schwieg. Valerian starrte ärgerlich zurück.
„Vielleicht habe ich wirklich einen weichen Punkt bei verzweifelten Frauen“, räumte der Rektor ein.
„Sie lesen schon wieder meine Gedanken!“, empörte sich der Unsterbliche.
Sein Gegenüber hob abwehrend die Hände. „Du schreist sie mir förmlich entgegen. Ich gestehe, ich bin es nicht gewöhnt, mich ständig der Gedanken von anderen zu erwehren.“
Das ist doch nur eine Ausrede!
Schließlich merkte Sir Fowler versöhnlich an: „Mir ist klar, dass es dich frustriert, dass du noch kein Unsterblicher bist. Doch das bedeutet nicht, dass du nichts über dein Leben oder deren Kultur erfahren könntest. Mytsereu weiß mit Sicherheit einiges darüber. Allerdings teilt sie ihr Wissen nicht gerne. Man muss sie etwas … motivieren.“
Ach du meine Güte!
„Sie ist zugegebenermaßen etwas … speziell.“
Pah, so kann man das auch nennen.
„Doch du wirst merken, dass sie eine ganz reizende Person ist. Und ihr Wissensschatz ist unbestritten enorm, auch wenn man ihr das womöglich nicht ansehen mag.“
Nein, vermutlich wurdest du vom Anblick ihrer Strapse abgelenkt …
Nun musste Sir Fowler lachen und Valerian konnte sich ein kurzes Schmunzeln nicht verkneifen. Es war aber auch zu ärgerlich, dass er den Rektor mochte. Wäre der alte Mann nicht so ein netter Mensch gewesen, es wäre viel leichter, ihm böse zu sein, aber so …
„Ich kann mir vorstellen, dass es etwas Überwindung kostet, mit ihr zu sprechen. Du kannst dir in jedem Fall sicher sein, dass sie deine Grenzen nicht verletzen will – auch wenn sie etwas eigenwillig mit den Hausregeln umgeht.“
Sir Fowler lächelte ein wenig gequält.
Valerian dachte sofort an die eher zweideutige Einrichtung ihres Kursraumes und schloss sich dem gequälten Lächeln an.
„Womöglich werde ich doch noch mal mit ihr reden“, murmelte er.
Aus dem Fenster zu springen, um den lasziven Nachstellungen dieser Frau zu entgehen, das hätte natürlich etwas sehr Dramatisches. Vielleicht vollzog sich die „Wandelung“ ja im Flug?
Wenn du Glück hast …
Kapitel 29
Ein paar Tage später hatte Cendricks alte Gang den Weg zu ihm zurück gefunden. Valerian konnte nur den Kopf schütteln, wenn er daran dachte, wie lächerlich sich diese Leute machten. Wie konnte man sich nur freiwillig auf das Niveau eines Groupies herablassen?
In der Mittagspause kam dann die ganze Meute zu Linda, Flint, Graciano und ihm an den Tisch und der Magier meinte
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