Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer
daneben und Luna streckte ihren Kopf heraus.
Oh nein, nicht die schon wieder!
Innerlich stöhnend ignorierte er die Schreibkraft so gut es ging.
„Oh! Sie sind es!“, quiekte sie übertrieben gut gelaunt für diese Uhrzeit.
Valerian mochte den frühen Morgen nur, wenn er draußen alleine an der frischen Luft joggen konnte. Dafür war es jedoch leider schon etwas zu kalt. Als Antwort hämmerte er weiter auf die Tür ein und würdigte sie keines Blickes.
„Der Rektor ist in einer wichtigen Besprechung und darf im Moment leider nicht gestört werden!“
In einer Besprechung? Um acht Uhr morgens? Ja, klar, Püppi! Hör auf zu nerven!
Ihr strahlendes Lächeln begann zu bröckeln, als er sie nur grimmig anblickte und ungebremst weiterhämmerte.
Hinter ihnen wurde die Tür aufgerissen.
„Was ist das hier eigentlich für ein Lärm? Valerian, was treiben Sie da?“
Die ungeduldige Stimme kam von Prof. Foirenston. Er hatte sie wohl gerade bei ihren Vorbereitungen für die heutigen Kurse gestört. Ihr Blick war unheilverkündend.
Jetzt nur nicht weich werden! Du hast ein Ziel. Sei hartnäckig!
Ungerührt schlug seine Faust auf die protestierende Holztür ein. So langsam hatte er einen guten Rhythmus.
„Er möchte zum Rektor, aber ich habe ihm bereits gesagt, dass er ihn nicht empfangen kann“, zischte Luna.
Was Valerian jedoch entging, waren die vielsagenden Blicke, die zwischen den Frauen ausgetauscht wurden.
„Valerian, wenn der Professor nicht für Sie öffnet, dann heißt das wohl, dass er nicht gestört werden will. Also benehmen Sie sich nicht wie ein Sturkopf, sondern hören Sie mit dem Krach auf!“
Foirenstons Stimme wurde zunehmend ärgerlicher.
Sie wird dich schon nicht in eine Kröte verwandeln. Sie wird dich schon nicht in eine Kröte verwandeln. Sie wird … Mist! Was, wenn sie es doch macht?
Als die Konrektorin hinter ihm bereits deutlich hörbar Luft holte, öffnete sich vor ihm die Tür und er nutzte die Gelegenheit, um sich in Sir Fowlers Büro zu schieben. Dieser sah ihn leicht verwundert und seine Kolleginnen milde lächelnd an.
Ehe sich seine Laune weiter wandeln konnte, sprudelte es schon aus Valerian heraus: „Ich versuche Sie schon seit Wochen zu erreichen und jetzt kann ich einfach nicht länger warten, also bitte, nehmen Sie sich ein paar Minuten für mich Zeit, denn das, was ich wissen muss, ist für mich mehr als wichtig! Es ist lebenswichtig – und womöglich nicht nur für mich, sondern auch für alle um mich herum, ja, vielleicht sogar für die ganze Menschheit, wenn man bedenkt, dass …“
Luft! Atmen! Verdammt! Satz nicht beendet! Japs!
Doch Sir Fowlers Miene drückte immer noch gutmütiges Wohlwollen aus, als er sich zu den zwei Frauen wandte, um sich zu entschuldigen. „Ich muss wohl eingenickt sein. Vielen Dank, dass Sie Herrn Wagner für mich in Empfang genommen haben.“
Mit diesen Worten schloss er leise die Tür und bot dem Unsterblichen einen seiner bequemen Ledersessel an. Valerian ließ sich deutlich erschöpft darauf nieder. Nun, da er endlich sein Ziel erreicht hatte, war sein ganzer Elan wie verflogen. Mit anderen Worten: Er hatte den Faden verloren.
„Hättest du gerne ein Glas Wasser? Ich werde mir eins nehmen. Mein Arzt sagt, dass ich nicht genug trinke.“
„Oh! Sind Sie krank?“, erkundigte sich der Unsterbliche irritiert.
„Aber mitnichten! Ich bin lediglich älter, als man vermuten möchte – und das Alter fordert nun mal seinen Tribut.“
Gut gelaunt goss Fowler zwei Gläser ein und platzierte eines vor seinem Gast. Mit einem großväterlichen Lächeln setzte er sich gegenüber und betrachtete Valerian neugierig.
„Es tut mir leid, dass du mich so lange nicht erreicht hast. Was kann ich für dich tun?“
„Ich will wissen, wie ich die ,Wandelung‘ vollziehen kann.“
Die Worte waren heraus, ehe Valerian darüber nachgedacht hatte.
Ursprünglich hatte er etwas ganz anderes fragen und vor allem viel subtiler in das Gespräch einsteigen wollen. Doch streng genommen war es genau das, was er wissen wollte: wie er schnellstmöglich ein vollwertiger Unsterblicher wurde. Seine Freunde konnten Geister sehen und mit ihnen sprechen und in Ritualen Komapatienten aufwecken und …
Er hielt inne. Erst in diesem Moment fiel ihm auf, dass er ausschließlich Dinge beschrieben hatte, die Flint beherrschte. Er beneidete Flint. Und das ärgerte ihn.
Schlimm genug, dass diese Supernull ihren eigenen Seelenfrieden findet, aber muss er dich auch
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