Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer
Anstalten zu machen, ihr zu helfen. Es war, als wüsste der Umbraticus Dicio genau, was sie als Nächstes brauchte.
Matt ließ sie sich auf die Bettkante sinken und trank langsam, Schluck für Schluck, ihr Glas aus.
Irgendwas war da zwischen Medium und Geisterseher. Valerian konnte es nur nicht in Worte fassen. Er sah zu Linda hinüber, doch deren Antlitz verriet nichts von ihren Gedanken.
Cendrick konnte sich vor Ungeduld nicht mehr zusammenreißen.
„Jetzt erzähl schon, was du gesehen hast!“
Cat holte mehrmals tief Luft, bevor sie anfing zu sprechen. Es war auffällig, wie geschwächt sie war. Der extreme Unterschied in ihrer körperlichen Verfassung zwischen dieser und der letzten Vision im Ritualkreis stimmte selbst den unsensiblen Valerian nachdenklich. Sie hätten ihr helfen sollen …
Nein, zum Henker! Sie hätte gefälligst nicht alleine so eine Aktion starten sollen!
Doch er konnte sie auf einmal gut verstehen. Wenn er jeden Tag so degradiert beginnen würde, dann ginge es ihm auch früher oder später mächtig auf den Geist. Dagegen war die Ruhelosigkeit bezüglich seiner „Wandelung“ eine Lappalie.
„Es gab eine neue Nachricht. Wieder in diesen Runen geschrieben. Ich konnte sie nicht lesen.“
Ihre Stimme klang matt und brüchig.
„Schon gut. Wir werden eine Lösung finden. Jetzt überanstrenge dich bitte nicht.“
Flint sprach so sanft mit ihr, dass bei Valerian unwillkürlich der Würgereiz einsetzte. Und als Katharina ihren Kopf auch noch an die Schulter des Geistersehers lehnte, war seine gute Laune endgültig vorbei.
„Also, Leute, wie ich das sehe, war das reine Zeitverschwendung. Vielleicht sind wir heute Abend etwas produktiver. Bis dann!“, verabschiedete er sich ruppig.
Cendrick warf dem Pärchen einen säuerlichen Blick zu und erhob sich ebenfalls.
„Ja, ich bin auch weg!“
Linda und Graciano schlossen sich ihnen an, nur Flint wollte bleiben. Als die Tür hinter den beiden ins Schloss fiel, musste Valerian seinem Unmut Luft machen.
„Hast du das gesehen? Ist doch nicht zu fassen!“
„Flint und Cat meinst du?“
„Ja, allerdings! Dass sie nicht gleich miteinander ins Bett gesprungen sind, wundert mich!“
„Du übertreibst! Weißt du was? Wie wäre es, wenn du noch etwas an die frische Luft gehst? Das täte dir womöglich gut.“
Damit ließ Linda ihn stehen.
Pah, soll sie doch gehen, die dumme Zicke!
Ärgerlich beschloss Valerian, tatsächlich noch etwas in den Garten zu gehen, womöglich eine Runde zu joggen. Es war zwar eisig draußen, aber immerhin würde die kalte Luft seine Gehirnwindungen durchpusten. Schnell lief er die Treppe hinab und wäre beinahe mit Pater Ignatius zusammengestoßen. Er konnte gerade noch bremsen.
„Oh, Entschuldigung, Pater. Hab Sie nicht gesehen.“
Der Geistliche wandte sich um. Auf seinen Armen hielt er eine rot getigerte Katze mit flauschigem Fell. Die Markierungen in ihrem Gesicht waren besonders beeindruckend. Weißes Fell um die Augen und dunkle, rostrote Streifen über den Wangen. Doch was den Betrachter am meisten fesselte, waren die wunderschönen goldenen Augen. Diese wandten sich nun voller stummem Interesse dem Unsterblichen zu.
„Valerian? So eilig unterwegs? Du hast doch nichts ausgefressen, oder?“
Der Pater lächelte ihn gutmütig an.
„Äh … nein … ich wollte bloß eine Runde um den Block joggen. Hübsche Katze übrigens.“
Valerian konnte seinen Blick nicht von dem Tier abwenden.
„Oh, vielen Dank. Aber es ist ein Kater. Nicht wahr, Solideo?“
Der Mann begann, den Vierbeiner unter dem Kinn zu kraulen und ein lautes, zufriedenes Schnurren ertönte.
Valerian lächelte. Man konnte nicht schlecht gelaunt sein, wenn Pater Ignatius in der Nähe war.
„Ah … S o l i d e o … Klingt abstrakt.“
„Es ist lateinisch und heißt ‚Nur für Gott‘.“
Der Geistliche schmunzelte kurz und kraulte das pelzige Geschöpf hinter den Ohren. Auch das ließ sich der goldene Tiger nur zu gerne gefallen. Wohlig reckte er den Kopf mal hierhin, mal dorthin, und unablässig war sein „Motorengeräusch“ vernehmbar. Träge reckte er sein linkes Vorderbein nach vorne und gähnte herzhaft. Danach sank die Pfote schlaff herab und er schloss die Augen.
Er liegt da wie ein Sofakissen. Ein sehr hübsches und faules Sofakissen. Wie ein kleiner Pascha. Kater müsste man sein!
Valerian mochte Tiere. Seine Großmutter hatte einige gehabt. Unter anderem Katzen. Ohne dass es ihm bewusst war, bewegte er die Hand
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