Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer
zu.
Die Cromwell-Studenten sahen ihm wie benommen hinterher.
Es herrschte Schweigen.
„Haben wir gerade einstimmig seinen Vorschlag angenommen?“, erkundigte sich Tamara verdattert.
„Ja … scheint ganz so.“
„Aber ich wollte gar nicht ja sagen. Zumindest glaube ich, dass ich etwas anderes sagen wollte …“, ergänzte sie unsicher.
„Egal, was du sagen wolltest, du hast ja gesagt. Wir alle haben es!“, teilte Flint in der ihm eigenen nüchternen Art und Weise mit.
„Hat er jetzt einen Pakt mit uns geschlossen?“, fragte Linda besorgt.
„Ich glaube nicht, dass er das nötig hat“, murmelte Cat leise.
„Nein, hat er wohl nicht.“
Auch Cendrick sah ihm ehrfürchtig hinterher.
Die letzten Lichter erloschen. Nur das Flackern der Kerzen im Ritualkreis war wie aus weiter Ferne zu beobachten. Die Sekunden flossen dahin und die Spannung wuchs ins Unermessliche. Niemand sprach. Sie gaben einen denkwürdigen Anblick. Der siebenzackige Stern mit einem Kreis darum – Heptagramm genannt – hatte drei äußere Ringe. Die sieben knieten im inneren Kreis des Heptagramms und hielten sich an den Händen. Im äußeren Ring standen, mit drei Metern Abstand, sieben Frauen und Männer des Hetaeria Magi. Sie würden die eigentlichen Energiespender des Rituals sein und ihre Kraft durch die Auserwählten kanalisieren. Der Ritualmeister des Ordens würde den Ablauf lenken, damit die enorme Essenz die jungen Menschen nicht ausbrannte. Dormesi hatte ihnen erklärt, dass ihr Ziel darin bestand, das Tor ein für alle Mal zu schließen. Da sie insgesammt mehr Essenz zur Verfügung hatten als die Wicca, sollte dies möglich sein.
Doch worauf warteten sie? Und wofür war der mittlere Kreis gedacht? Fehlte noch jemand?
Valerian sah nervös auf seine Armbanduhr.
Sie zeigte 23.59 Uhr und 50 Sekunden.
51 Sekunden.
52 Sekunden.
Die Luft wurde schlagartig eiskalt.
53 Sekunden.
54 Sekunden.
55 Sekunden.
Dann tauchten sie auf. Nebelweiße Gestalten schwebten auf sie zu. Sieben an der Zahl. Ihre Konturen schimmerten fern, wie aus einer anderen Sphäre. Nur ein dünner Faden schien sie im Hier und Jetzt existent zu halten, denn sie waren schon längst vergangen und hatten aufgehört zu sein. Sie waren nur noch ein wehmütiges Echo vergangener Tage. Ein letzter Seufzer verlorener Leben.
Geräuschlos glitten sie über den in Nebel getauchten Boden. Wie projizierte Schemen schwebten sie voran. Es war nicht ersichtlich, ob sie jemanden um sich herum wahrnahmen. Zielgerichtet näherten sie sich dem Ritualkreis. Schweigend passierten sie die sieben Studenten und nahmen ihren gewohnten Platz ein, so, wie es schon immer in dieser Nacht üblich gewesen war. So, wie es ihre Bestimmung verlangte.
Der Ritualkreis bestand nun aus drei geschlossenen Ringen. Ein vollkommener Zirkel – dreifach potenziert!
Der innere Kreis bildete sich durch die sieben Studenten. Im äußeren standen die Hetaeria Magi bewegungslos da. Im mittleren begannen die verstorbenen Wicca ihren Tanz. Hauchzart glitten sie im Kreis und bewegten sich im Takt einer unhörbaren Melodie. Es war ein merkwürdiges Gefühl, sie zu sehen und ihre Anwesenheit hinter und um sich zu wissen. Kälte hüllte die Lebenden ein und haftete an ihnen wie eine unangenehme zweite Haut, die sie in ihrer momentanen Körperhaltung erstarren ließ. Die Gesichter der Studenten waren angespannt. Tamaras Augen schienen merkwürdig verschleiert. Ob sie weinte? Cendrick wirkte hoch konzentriert, Linda nervös und Graciano in sich gekehrt. Katharina warf Flint einen unsicheren Blick zu. Dieser drückte ihr schweigend die Hand und nickte aufmunternd.
Wie verabredet schlossen alle die Augen. Auf diese Weise gelang es ihnen besser, sich zu konzentrieren. Durch seine geschlossenen Lider sah Valerian immer mal wieder das Flackern einer Kerze. Ansonsten war es dunkel um ihn herum. Die Magier hatten einen Kantus angestimmt. Lateinische Formeln wurden gesprochen. Der Student kam sich vor, als nähme er an einer dunklen Messe teil. Doch so war es nicht. Er half hier, etwas Gutes zu vollbringen. Genau wie die Magier. Womöglich waren die Hetaeria Magi doch nicht alle so grässlich wie Lichtenfels …
Über ihren Köpfen begann es zu knistern wie bei einer elektrischen Entladung. Valerian riss die Augen auf und blickte nach oben. In der Luft hatte sich eine senkrechte Linie aus grellem Licht über der Mitte des Heptagrammes gebildet. Das Licht flackerte unruhig. Kleine Blitze zuckten von dieser
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