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Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Titel: Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Förster
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erschöpft durchs Haar und ging ebenfalls in die Hocke.
    „Okay – und was machen wir jetzt mit diesem Geist?“
    „Vielleicht sollten wir hören, was sie uns zu sagen hat. Du hast gesagt, dass sie ein Lied singt, Flint. Das heißt, dass du sie hören kannst?“
    Linda sah fragend zu ihm herab.
    Flint nickte.
    „Was singt sie denn?“
    Flint schwieg für eine Weile, dann begann er rhythmisch, den Text zu sprechen:
„Ich will dir was erzählen
von der Muhme Rählen:
Die Muhme hatte einen Garten
und das war ein Wundergarten.
In dem Garten stand ein Baum
und das war ein Wunderbaum.
Auf dem Baume waren Äste
und das waren Wunderäste.
An den Ästen waren Zweige
und das waren Wunderzweige.
An den Zweigen waren Blätter
und das waren Wunderblätter.
In den Blättern war ein Nest
und das war ein Wundernest.
In dem Neste lagen Eier
und das waren Wundereier.
Aus den Eiern kamen Vögel
und das waren Wundervögel.
Diese Vögel hatten Federn
und das waren Wunderfedern.
Aus den Federn ward ein Bettchen
und das war ein Wunderbettchen.
Vor dem Bettchen stand ein Tischchen
und das war ein Wundertischchen.
Auf dem Tischchen lag ein Buch
und das war ein Wunderbuch.
In dem Buche stand geschrieben:
,Du sollst deine Eltern lieben!‘
    Und dann fängt sie wieder von vorne an.“
    Linda schüttelte sich. „Das ist gruselig“, hauchte sie und verzog das
Gesicht.
    „Macht sie sonst noch etwas?“, fragte Valerian.
    „Sie singt, sie wiegt sich leicht hin und her und sie schaukelt ihre Version des Pferdchens mit der Hand.“
    „Was heißt ‚ihre Version des Pferdchens‘?“, hakte Valerian nach.
    „Sie hat sich selbst ein Schaukelpferd erschaffen und das bewegt sich.“
    „Und warum habe ich dann vorhin gesehen, wie sich dieses Schaukelpferd hier bewegt hat?“
    „Das ist es, was ich dir zu erklären versuche. Sie schafft ihre eigene Realität und diese überschneidet sich mit der unseren.“
    „Und je mehr sie das tut …“
    „… desto mehr siehst du ihre Version“, beendete Flint Valerians Satz.
    „Wow!“, hauchte der Unsterbliche und setzte sich auf den Teppichboden. Das musste man erst einmal verdauen.
    „Meinst du, das Lied hat eine Bedeutung?“, erkundigte sich Linda bei Flint.
    „Das hat es ganz sicher, sonst würde sie es nicht immer und immer wieder singen.“
    „Aber was könnte es bedeuten?“
    „Tja, das ist eine gute Frage. Ich habe das Lied noch nie gehört.“
    Flints letzter Satz veranlasste Valerian zu der ungestellten Frage, wie oft der Umbraticus Dicio sich schon Geister-Kinderlieder angehört hatte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er überhaupt nichts von Flint und seinen Fähigkeiten wusste. Sah er ständig Geister? Liefen sie womöglich überall in diesem Haus herum und alle außer ihm sahen sie? Was konnte Flint noch alles bewerkstelligen? War er der Geister-Spezialist? Ein Ghostbuster?
    Seine Gedanken wurden von Linda unterbrochen. „Versuch mal, mit ihr zu reden! Vielleicht sagt sie dir ja etwas, was uns weiterbringt.“
    Flint warf ihr einen skeptischen Blick zu, fügte sich jedoch.
    „He, Kleine, kannst du uns sehen?“
    Schweigen.
    „Was sagt sie?“, flüsterte Linda ungeduldig.
    „Gar nichts, sie sieht mich nicht einmal an.“
    „Du musst es etwas netter versuchen.“
    Valerian musste breit grinsen. Jetzt war Flint an der Reihe, von Linda ermahnt zu werden, und er konnte es offenbar auch nicht leiden. Augenrollend sprach er erneut – diesmal jedoch in einem bemüht freundlichen Tonfall: „Na, du? Kleines Mädchen? Geht’s dir gut?“
    Valerian brach in schallendes Gelächter aus. Flint fühlte sich in seiner Rolle als Babysitter so unwohl, dass es schon wieder lustig war.
    Jener warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. „Versuch es doch selbst, wenn du es so gut kannst!“
    „He, he! Wenn ich mit Geistern reden könnte, dann würde ich das ganz sicher besser machen als du, das ist ja wohl klar!“
    „Ach ja?“, begehrte Flint auf.
    „Ja!“, gab Valerian energisch zurück.
    Flint und Valerian waren gleichzeitig aufgesprungen und es gelang Linda nur knapp, sich schnell dazwischenzuschieben.
    „Leute, so kommen wir nicht weiter! Wir wollen doch alle heute noch ins Bett. Also schlage ich vor, wir versuchen es zusammen. Ich weiß leider kaum etwas über Geister oder wie man sie erlöst. Vielleicht sollten wir wirklich einmal mit Pater Ignatius sprechen?“
    „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass uns Professor Eisenherz hier wieder rauslässt, solange der

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