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Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Titel: Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Förster
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wollte, dass es endlich anfing. Was auch immer sie machen würden, es konnte schon nicht so schlimm werden. Vielleicht ein paar Tische putzen oder alte Regale abstauben. Selbst wenn sie die Nacht durchmachen mussten, das konnte man überleben. Und in Zukunft würde er sich zusammenreißen, dann hätte er ein ruhiges Leben in Cromwell.
    „Ja, ja, schon gut. Können wir anfangen … Professor?“, fragte Valerian ungeduldig.
    Lichtenfels deutete mit einer eleganten Bewegung auf die Tür. „Nur zu!“ Ein kaltes Lächeln begleitete seine Worte.
    Ohne Umschweife tat Valerian genau das: Er drückte die glattpolierte Klinke. Die Tür schwang nach innen auf.
    Valerian sah hinein. Blinzelte. Sah noch einmal hinein. Runzelte die Stirn. Wandte seinen fragenden Blick an die Umstehenden. Flint und Linda standen starr wie Salzsäulen und konnten den Blick nicht vom Innern des Raumes abwenden. Ihre Gesichter spiegelten eine Mischung aus Unglauben, Angst, Abneigung und dem Wunsch, Hals über Kopf davonzurennen.
    „Ein Kinderzimmer?“, fragte der Unsterbliche schließlich.
    „Ein Kinderzimmer“, bestätigte der Professor.
    Er trug ein selbstgefälliges Lächeln zur Schau. Allein das genügte, um bei Valerian ein unruhiges Kribbeln in der Nackengegend zu erzeugen.
    „Ich verstehe nicht ganz …“
    „Oh, keine Sorge“, sprach der Dozent leise, fast zart. „Sie werden es sicher bald verstehen. Nach Ihnen dreien.“
    Valerian betrat entschlossen den Raum. Er würde sich keine Unruhe anmerken lassen. Aber es hatte schon etwas Merkwürdiges an sich, in diesem Zimmer zu stehen – oder besser: dem kleinen Saal.
    Ein großer, langgezogener Bereich schloss in einem kleineren weiter hinten ab, der völlig anders eingerichtet war. Während sich im vorderen Teil keine Möbelstücke befanden, sondern nur der blanke Steinboden zu sehen war, gab es hinten eine Einrichtung im Stile des 19. Jahrhunderts. Teppich, Tapete und sogar das Spielzeug waren dementsprechend ausgesucht worden. Ein handbemaltes Schaukelpferd stand da und ein uralter Ball lag auf dem Boden. Es gab einen großen hölzernen Kreisel und Zinnfiguren. Selbst ein Puppenhaus, das Valerian bis zur Hüfte reichte. Und es war kalt hier drinnen. Valerian fröstelte leicht.
    Wegen der Kälte. Ausschließlich wegen der Kälte! Zumindest sagte das sein kleines Teufelchen tapfer immer und immer wieder.
    Linda und Flint folgten ihm zögerlich. Immer noch starrten sie gebannt vor sich hin. Er konnte nur mühsam dem Drang widerstehen, vor ihren Gesichtern mit den Fingern zu schnipsen. Als er ihren Blicken folgte, stieß er wieder auf das Schaukelpferd. Es sah aus, als stamme es aus einem Spielzeugmuseum.
    Vielleicht will der „Eisberg“ ja deinen Spieldrang untersuchen, um später darüber abzulästern.
    Doch sein breites Grinsen erfror, als er es endlich auch sah: Das Schaukelpferd, es bewegte sich!
    Stirnrunzelnd wandte sich Valerian zu den anderen um. Der Beschwörungskurs hatte sich ebenfalls in das Zimmer begeben, stand jedoch im hinteren Teil.
    Lichtenfels erhob wieder das Wort: „Dieser Raum ist auf eine Initiative des Paters zurückzuführen. Er hat ein weiches Herz und ist vor allem denen zugetan, die die Bezeichnung ‚unschuldig‘ noch am ehesten verdienen. Der Kurs hat vorhin ein Exemplar beschworen und wir sind nun hier – oder besser: Sie sind nun hier –, um es zu seiner Erlösung zu führen.“
    „Von wem reden Sie eigentlich? Hier ist doch niemand.“
    Der Dozent warf einen Blick in die Runde, der deutlich machte, dass Valerians Worte seine eigenen Ansichten über dessen Unfähigkeit aufs Ausdrücklichste bestätigten.
    „Natürlich ist es nicht allen gegeben, sie zu sehen. Als Unsterblicher kommen Sie, Herr Wagner, sehr wenig – oder sollte ich sagen: fast nie – mit der hohen Kunst der Magie in Berührung. Das ist ein Grund, weshalb ich immer skeptisch war, sie überhaupt in Cromwell aufzunehmen. Aber sogar unser Rektor leidet an dem Phänomen des weichen Herzens und deshalb sind wir nun alle hier. Nach der ,Wandelung‘ hätten Sie wohl eine größere Chance, von Nutzen zu sein. Doch wie es der Zufall will, sind Sie im Moment leider noch unfähig. Können Sie sich wirklich nicht denken, worum es hier geht? Reicht Ihr Verstand tatsächlich nicht dafür aus?“
    Valerian wollte gerade eine gewürzte Antwort zurückschleudern, als Linda sich mit brüchiger Stimme zu Wort meldete: „Die Kindelîn tôt.“
    „Und jetzt noch mal für die Seichtgemüter, denen

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