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Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Titel: Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Förster
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Problem, ich lerne das schnell. Und die einzelnen Zeilen bauen ja aufeinander auf. Ich traue mir durchaus zu, ein Kinderlied zu lernen“, befand die Angesprochene schmunzelnd.
    „Gut, dann stürze ich mich in die Höhle des Löwen für ein Blatt Papier und einen Kuli. Gleich wieder da!“
    Valerian marschierte zu Prof. Lichtenfels. Der hatte wohl trotz der Größe des Raumes bereits mitbekommen, was sie vorhatten, denn er hielt ihm die angesprochenen Utensilien unaufgefordert entgegen und sagte in einem zynischen Tonfall: „Wir sind alle schon sehr gespannt, Ihre künstlerische Seite kennenzulernen, Herr Wagner.“
    Valerian grinste ironisch und schnappte sich Blatt und Stift, als das Gelächter die Runde machte. Kurz darauf war er zurück bei seinen Freunden.
    „Also, ich bin bereit. Schieß los, ich schreib mit!“
    Flint seufzte schwer, warf einen Blick zum Elite-Lichtenfels-Kurs und versuchte so leise wie möglich, das Lied zu singen:
„Ich will dir was erzählen
von der Muhme Rählen:
Die Muhme hatte einen Garten
und das war ein Wundergarten.
In dem Garten stand ein Baum
und das war ein Wunderbaum.
Auf dem Baume waren Äste
und das waren Wunderäste.
An den Ästen waren Zweige
und das waren Wunderzweige.
An den Zweigen waren Blätter
und das waren Wunderblätter.
In den Blättern war ein Nest
und das war ein Wundernest.
In dem Neste lagen Eier
und das waren Wundereier.
Aus den Eiern kamen Vögel
und das waren Wundervögel.
Diese Vögel hatten Federn
und das waren Wunderfedern.
Aus den Federn ward ein Bettchen
und das war ein Wunderbettchen.
Vor dem Bettchen stand ein Tischchen
und das war ein Wundertischchen.
Auf dem Tischchen lag ein Buch
und das war ein Wunderbuch.
In dem Buche stand geschrieben:
,Du sollst deine Eltern lieben!‘“
    Während er sang, geschah etwas: Die Luft vor ihnen begann zu flimmern wie an einem heißen Sommertag. Doch dieses vibrierende Etwas kleidete sich in die Silhouette eines kleinen Wesens. Valerian atmete geräuschvoll aus und war sich erst in diesem Moment bewusst, dass er die Luft angehalten hatte. Da war tatsächlich etwas! Er konnte das Mädchen nicht sehen, aber er konnte erkennen, dass sich etwas vor ihm befand.
    „Passiert was?“, hauchte Linda leise.
    „Ja“, wisperte Valerian fast ehrfürchtig zurück. „Ich kann Konturen erkennen.“
    „Sehr gut! Dann singen wir es zusammen! Vielleicht wird sie dann ganz sichtbar.“
    Sie begannen also, zu dritt zu singen. Dabei bemühten sie sich, peinlich berührt von der Anwesenheit der älteren Studenten, so leise wie möglich zu sein. Das Ergebnis wurde dadurch nicht unbedingt musikalischer.
    Der Anblick des Geistes veränderte sich weiter. Die Luft schien – Valerian hatte keine anderen Worte dafür – „kompakter“ zu werden, sodass er sogar die Gesichtszüge eines kleinen Mädchens ausmachen konnte. Mehr gab es nicht zu sehen. Keine Farben, keine Physis. Nur einen Hauch von Abbild, genau wie sie nur ein Hauch von Existenz war.
    Das Kind war ausgesprochen hübsch. Es rümpfte seine Stupsnase, als es die drei plötzlich entdeckte. Sie starrte sie mit offenem Mund an. Die Kinderbäckchen zeichneten sich kugelrund in ihrem kleinen Gesicht ab.
    Valerian konnte es nicht fassen. Er musste einfach seine Hand nach vorne strecken, musste sie berühren! Seine Hand glitt jedoch durch ihren Ellbogen hindurch – und zuckte schnell zurück. Er hatte einen leichten Schlag bekommen und seine Fingerspitzen fühlten sich kühl und betäubt an!
    Das Mädchen sah ihn sowohl erschrocken als auch empört an. Sie rieb sich den Ellbogen und schien etwas zu sagen. Doch er konnte sie nicht hören.
    Flints Stimme war leise. „Sie sagte, dass du vorsichtig sein sollst, du hast ihr wehgetan.“
    Valerian schnaubte verächtlich. „Ich habe durch sie hindurchgefasst! Das konnte ihr überhaupt nicht wehtun!“
    Flint zuckte mit den Schultern. „Töte nicht den Boten! Ich übersetze nur.“
    Wehleidige Weiber!
    Linda kniete sich vor das Mädchen und begann, mit einfühlsamer Stimme zu sprechen. „Hallo, du. Ich bin Marlinde, aber meine Freunde nennen mich Linda. Hast du auch einen Namen.“
    Das kleine Mädchen warf ihr einen misstrauischen Blick zu, machte jedoch keine Anstalten, zu antworten.
    „Magst du nicht mit mir sprechen? Nein?“, versuchte es Linda noch einmal. Das Geistermädchen schob die Unterlippe nach vorne und musterte sie ernst.
    „Vielleicht versteht sie mich nicht … Sie könnte aus einem anderen

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