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Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Titel: Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Förster
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Land kommen“, mutmaßte die Seherin.
    „Was? Die haben auch noch verschiedene Sprachen? Das wird ja immer komplizierter!“
    Valerian rieb sich den Nacken. Das war eindeutig nicht sein Spezialgebiet: kleine Kinder, Geister und Seelsorge. Noch schlimmer hätte er es gar nicht treffen können.
    „Das halte ich für unwahrscheinlich. Erstens war das Lied auf Deutsch und zweitens ist es schon schwer genug, einen so alten Geist zu beschwören. Einen zu beschwören, der sich an einem entfernten Ort an seine Existenz klammert, ist so gut wie ausgeschlossen. Deshalb war das Dschungelbeispiel auch unpassend.“
    Valerian machte schmale Augen und sah Flint an. „Und was bitte soll das heißen, Herr Geisterexperte?“
    „Es heißt, dass es jemandem vielleicht gelingt, einen mächtigen Geist zu beschwören – was an sich schon schwer ist. Aber es gelingt sicher niemandem, einen mächtigen Geist beispielsweise aus England zu beschwören. Geister sind territorial gebunden. Sie sind wie Magnete, die an der Umgebung haften. Je weiter du von ihnen fort bist, desto schwächer ist deine Zugkraft.“
    „Das bedeutet, dass sie das Mädchen nicht aus dem Dschungel hierher geholt haben könnten?“
    „Ganz genau.“
    „Sehr gut. Ich hasse Moskitos!“
    Flint warf Valerian einen unwilligen Blick zu, ehe er schnell wieder den Kopf senkte. Warum auch immer, schien ihm der Blickkontakt zu anderen Menschen fast unmöglich. Mit dem Geist hatte er jedoch keine Probleme.
    Da hat wohl jemand leicht verschrobene Vorlieben …
    „Also … so kommen wir nicht weiter.“
    Alle drei seufzten wie auf Kommando. Es herrschte eine Weile Stille. Das Mädchen starrte sie immer noch an. Sie hatte einen neugierigen Ausdruck im Gesicht. Ihre Rechte hielt einen Zipfel ihres Rockes umfasst und drehte diesen verlegen in der Hand.
    „Wir können natürlich auch zu Professor Lichtenfels gehen und eingestehen, dass wir nicht weiterkommen“, meinte Linda demotiviert.
    „Kommt gar nicht infrage!“, konterten Flint und Valerian gleichzeitig. Zumindest in diesem Punkt waren sie sich einig.
    „Ich gebe sicher nicht klein bei! Den Triumph gönne ich diesem Mistkerl nicht!“, zischte Valerian.
    „Ich bin im Umbraticus Dicio. Meine Familie befasst sich seit vielen Generationen mit Geistern und dem Okkulten. Es ist peinlich, wenn ich hier nicht weiterkomme. Außerdem will ich später in die Kurse von Professor Desmondo. Wenn ich jetzt bei dieser nicht-magischen Aufgabe versage, dann spricht sich das sicher herum“, klagte Flint. „Das muss doch zu lösen sein! Ich meine, warum sollte uns der Prof sonst hierher holen?“
    Bei diesen Worten sah er hoffnungsvoll in die Runde.
    „Damit er uns vor versammelter Mannschaft demütigen kann! Vermutlich haben die schon seit Wochen versucht, den Geist loszuwerden, und es hat nicht geklappt“, meinte Valerian missmutig.
    „Bleiben wir noch mal bei dem Lied“, warf Linda ein. „Fassen wir zusammen, worum es geht. Es geht um eine alte Muhme mit dem Namen Rählen. Was ist eine Muhme? Eine alte Frau, oder?“
    Die anderen nickten vage. Keiner schien es genau zu wissen.
    „Also gut … eine alte Frau also. Meint ihr, dass der Name eine Bedeutung hat?“
    Sie sah fragend in die Runde.
    Wieder betretenes Schweigen.
    „Na ja“, fuhr sie ungerührt fort, „ist auch nicht so wichtig. Die Frau hat also einen Garten, in dem steht ein Baum und … Wie geht es weiter?“
    Valerian warf einen Blick auf den Zettel – froh, eine Aufgabe zu erhalten, die er erfüllen konnte.
    „Ein Baum, am Baum waren Äste, an den Äste waren Zweige, an den Zweigen waren Blätter, in den Blättern ein Nest, darin waren Vögel, die hatten Federn …“
    „Vor den Vögeln kamen die Eier“, fiel ihm Flint ins Wort.
    „Von mir aus! Eben Nest, Eier, Vögel, Federn – aus denen wurde ein Bettchen gemacht, neben dem Bett steht ein Tischchen und da liegt ein Buch drauf. Im Buch steht dann …“
    Valerian hielt inne, als Flint ihn plötzlich am Arm packte. Valerian wollte schon etwas Entnervtes antworten, als er sah, worauf sein Gegenüber deutete. Das Mädchen hatte seine Lippen bewegt! Und obwohl er nicht von den Lippen lesen konnte, wusste er, was sie gesagt hatte.
    „Du sollst deine Eltern lieben“, wiederholten sie gemeinsam.
    Linda schüttelte sich. „Ich kann mir nicht helfen, aber ich finde das alles irgendwie merkwürdig – und unheimlich! Was ist das für ein abartiges Kinderlied? Man muss eine ganze Zeremonie heruntersingen, bevor

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