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Die da kommen

Die da kommen

Titel: Die da kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Jensen
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zu trinken, um »einander kennenzulernen«.
    Ich dachte, das hätten wir schon. Ich will nichts mehr trinken, bestelle ihr aber ein zweites Glas Wein und warte, dass sie es austrinkt.
    »Wollen Sie nichts mehr?« Sie trinkt ihren Wein ziemlich langsam.
    Anscheinend habe ich mich nicht klar ausgedrückt. »Nein. Ich will Sie. Ich mag ältere Frauen. Und Sex natürlich auch. Ich mag Sex. Wir werden uns nicht fortpflanzen.«
    Sie errötet und lacht. »In meinem Alter wohl ohnehin nicht mehr.« Sie schaut auf ihre Hände. Dann blickt sie wiederhoch. »Hesketh, Sie sind ein unglaublich gut aussehender Mann. Aber das wissen Sie vermutlich.«
    In der Tat, Frauen haben es mir oft genug gesagt. »Meine Ex nannte mich den großen, dunklen Fremden«, sage ich. »Aber es war nicht als Kompliment gemeint.«
    Sie lächelt. Ich fahre mit dem Finger über ihr Handgelenk, eine meiner Lieblingsstellen bei einer Frau. Dann trinkt sie ihr Glas in einem Zug aus, und wir gehen nach oben, wo ich einige andere Lieblingsstellen erforsche: den Halsansatz, Brüste und Brustwarzen und natürlich die Gegend um den Venushügel.
    Der Sex fängt gut an, aber als ich gerade in Fahrt gekommen bin, signalisiert mein Handy eine eingehende SMS. Ich bereue, dass ich den Ruf des Wanderfalken als Klingelton gewählt habe. Einige Rhythmen darf man nicht unterbrechen, und bestimmte Geräusche sind besonders störend und führen daher zu einem Rückschlag. Die Schweizer Demografin bringt mich ziemlich geschickt wieder auf Kurs, doch als mein Penis in ihrer Vagina steckt, ist es nach zweiundzwanzig Stößen vorbei. Sie hatte keinen Orgasmus, und nachdem sie mein Angebot, ihr einen zu verschaffen, zunächst ablehnt, überlegt sie es sich anders und führt meine Hand und meine Bewegungen. Jede Frau scheint ihre maßgeschneiderten Bedürfnisse zu haben, und ich halte es für höflich, sie zu befriedigen. Im Allgemeinen wissen sie meinen Respekt für diese Form der Gegenseitigkeit zu schätzen.
    Danach schlägt sie vor, zusammen essen zu gehen, aber ich lehne ab.
    »Tut mir leid, unter anderen Umständen gern, aber ich muss heute Abend noch arbeiten.«
    »Ich könnte später vorbeikommen, wenn du fertig bist. Über Nacht bleiben.« Vielleicht will sie noch einen Orgasmus.
    »Nein, es geht nicht.« Jetzt spreche ich Englisch, weil mirdas nötige Vokabular fehlt. »Ich habe das Restless-Legs-Syndrom. Das bedeutet, dass ich Frauen trete. Im Bett. Natürlich aus Versehen.« Ich wechsle wieder ins Deutsche. »Keine Sorge«, versichere ich, als sie sich angezogen hat. »Wir müssen einander nicht wiedersehen.«
    Ihre Stimmung muss sich verändert haben, denn ihr Lächeln verschwindet. Das habe ich bei Frauen nach dem Sex schon öfter erlebt. Sie wollen bleiben, können den Grund dafür aber nicht benennen.
    »Machst du das immer so?«
    »Nein, aber das sollte ich vielleicht. Ich bin einfach nicht gut darin, lange mit anderen Leuten zusammen zu sein. Ich weiß, es fehlt mir an …« Wieder fällt mir der passende deutsche Ausdruck nicht ein, was mich ärgert. Also sage ich es auf Englisch: »… an sozialen Fähigkeiten.«
    Jetzt spricht sie Englisch. »Das habe ich gemerkt.« Sie fingert an einem silbernen Armband herum, das mit einem Federmuster geschmückt ist. Vielleicht indianisch. Ich merke, dass ich erneut den falschen Ton getroffen habe, weiß aber nicht, wie ich es wiedergutmachen soll. Ich habe die Sätze dafür in keiner Sprache auswendig gelernt. »Sag mal, ist ein Problem bei der sozialen Interaktion in deinem Bereich kein Handicap? Hast du nicht gesagt, du seist Anthropologe?« Ihr Englisch ist weitaus besser als mein Deutsch. Ich muss mir mehr Zeit für diese Sprache nehmen.
    »Wenn es darum geht, menschliches Verhalten zu beurteilen, ist es ein Vorteil. So wie farbenblinde Menschen vom Militär eingesetzt werden, um Tarnungen aufzudecken«, antworte ich. »Sie konzentrieren sich mehr auf Formen als auf Farben.« Diesen Spruch habe ich schon oft angebracht.
    Ihre Züge entspannen sich, als könnte sie mir verzeihen. Plötzlich scheint sie mich zu verstehen. Das ist meistens so. Ich greife nach meinem Laptop und schalte ihn ein. Siesteht in der Tür und beobachtet mich lange, so wie Kaitlin es gemacht hat.
    Irgendwann gibt sie auf und verlässt das Zimmer.
    Das hat Kaitlin auch getan. Ich war immer erleichtert.
    Erst später, als ich meinen Handywecker stelle, sehe ich die Nachricht, die meinen Sex mit der Demografin unterbrochen hat.
    Du hast Freddy sehr

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