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Die da kommen

Die da kommen

Titel: Die da kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Jensen
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geahnt, dass Stephanie lesbisch ist. Oder dass Kaitlin, um ihren widerlichen Ausdruck zu benutzen, »bi-gierig« war.
    Ich sage: »Nein. Es gibt nichts zu reden. Es ist vorbei.«
    Also hat der beste Mann gewonnen! , sagte Sunny Chen am Tag, an dem er sein Ebenbild aus Höllengeld verbrannte. Niemand hat gewonnen. Alles ist zerstört.
    Sie rutscht herum. »Darum geht es doch gerade, Hesketh. Das wollte ich dir sagen. Es ist nicht vorbei.«
    »Was meinst du?«
    »Kaitlin und ich sind wieder zusammen. Ich bin bei ihr eingezogen.«
    »Oh.«
    Sie betastet die stacheligen Splitter ihrer Kette, die mich noch immer fasziniert. Sie besteht nicht aus Plastik. Und aus keinem Mineral. Aber sie schimmert. Vielleicht lackiert. Womöglich ist sie leichter, als sie aussieht.
    »Wann?«
    »Vor zwei Wochen. Vielleicht hätte ich es dir früher sagen sollen.«
    Ich vollende meinen ozuru und stelle ihn zwischen uns auf den Tisch. Er betrachtet sie mit leicht geneigtem Kopf.
    »Nein, ist in Ordnung. Es ist früh genug.«
    Der Kellner legt die Rechnung auf den Tisch und taucht diskret wieder ab. Sie sagt leise: »Du weißt doch, dass wir etwas miteinander hatten. Na ja, wir haben uns wieder getroffen. Sie hat mich angerufen, nachdem du Schluss gemacht hattest.«
    Ich bin überfordert. Ich stehe auf und greife nach meiner Aktentasche. Der Whisky ist mir zu Kopf gestiegen. Ich muss hier raus. Frische Luft atmen.
    »Bleib hier, Hesketh!«, ruft sie mir nach. Aber ich kann nicht.
    Männer finden die Vorstellung, dass zwei Frauen miteinander Sex haben, gemeinhin erregend. Das ist gut dokumentiert. Die Tatsache, dass ich keine Ausnahme bin, macht das Grauen nur noch schlimmer.
    Da. Jetzt ist es raus.

7
    Der Pool ist eine Wohltat. Sie tun Eiswürfel ins Wasser, um es abzukühlen. Das hat mir der Bademeister gestern erzählt. Ich kraule, das Wasser schwappt über den Rand, der sich auf einer Höhe mit dem Wasserspiegel befindet. Es verschwindet geräuschvoll in tief liegenden Rinnen. Ich vergesse mich selbst. Ich vergesse alles außer dem intensiven Schlag meiner Muskeln.
    Nach dreiundfünfzig Bahnen, etwa 0,75 Kilometern, kommt mir ein Gedanke. Er hätte mir schon früher kommen müssen. Aber ich war zu sehr damit beschäftigt, das Hörneraufsetzen noch einmal zu durchleben, um Stephanies Enthüllung als Chance zu erkennen.
    Jetzt muss ich sofort handeln.
    Ich klettere hinaus und ziehe mich eilig an. Fünf Minuten später hämmere ich an ihre Tür. Ein Tablett steht auf dem Boden. Sie muss den Zimmerservice bestellt haben. In einem Zeitungsartikel habe ich gelesen, dass Frauen das oft machen, wenn sie auf Geschäftsreisen im Hotel übernachten, weil sie nicht gerne allein im Restaurant essen. Es ist halb zehn. Ich hämmere lauter.
    »Mach auf!«
    Sie öffnet die Tür einen Spaltbreit, die Kette ist vorgelegt. »Ach, du bist das.«
    Sie lässt mich hinein. Neben dem Bett steht ein Foto von Kaitlin mit Freddy. Es sieht neu aus. Ich kenne es noch nicht. Es erfüllt mich mit Zorn. Sie hat mir meine Familie gestohlen.
    Sie wirkt nervös, als wäre ich gekommen, um sie zu vergewaltigen. Angeblich machen sich Frauen auf Geschäftsreisen auch deswegen Sorgen. Der Zeitungsartikel enthielt eine Liste, was man auf Geschäftsreisen machen und nicht machen sollte. Mir die Tür zu öffnen, war schon der erste Fehler.
    »Was kann ich für dich tun?« Ihre Stimme klingt sehr kalt.
    Ich gehe zu dem großen Panoramafenster und drehe mich zu ihr um. Mein Hals ist tropfnass, und ich merke, wie mir das Wasser in den Nacken läuft. In Kombination mit der Klimaanlage ist es unangenehm kalt.
    »Ich möchte Freddy sehen. Du kannst das ermöglichen. Es ist nicht richtig von Kaitlin, es mir zu verbieten. Ich war wie ein Vater für ihn.«
    »Warum setzt du dich nicht?« Sie deutet auf einen Sessel, aber ich bleibe, wo ich bin. »Hör mal, Hesketh. Ich weiß, was Freddy dir bedeutet. Er spricht viel von dir. Er vermisst dich.«
    »Du gibst es also zu.«
    »Natürlich. Warum nicht?«
    »Dann gib auch zu, dass es falsch ist.«
    Sie atmet durch. »Ja, ich finde es falsch.«
    »Was?« Sie deutet erneut auf den Sessel, doch ich bleibe stehen. »Du hältst es für falsch? Du gibt es zu?«
    »Ja. Du hast richtig gehört. Du hättest es schon früher hören können, wenn du nicht davongestürmt wärst.«
    »Und warum kann ich Freddy dann nicht sehen?«
    Sie schließt einen Moment lang die Augen. »Kaitlin hat ihre Gründe.«
    »Nenne mir einen einzigen, der gerechtfertigt

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