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Die da kommen

Die da kommen

Titel: Die da kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Jensen
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beträgt fünfzehn Grad. Mäßiger bis leichter Wind. Er bewegt die Äste, wirbelt Staub auf, lässt Müll tanzen.
    Freddy muss nach mir Ausschau gehalten haben, denn ich brauche nicht einmal zu klingeln. Als ich näher komme, reißt er die Tür auf, brüllt: »Hesketh!«, stürzt sich auf mich und klammert sich wie ein Affe an mich. »Freddy K, Freddy K, Freddy K«, murmle ich lachend in seine Haare. Er fühlt sich schwerer an als beim letzten Mal, irgendwie kräftiger. Etwas steigt in mir hoch, wie eine Art Schmerz. Es ist Wohlgefühl. Ich fühle mich wohl in meiner Haut. Ich trage ihn durch die enge Diele in die Küche und setze ihn auf den Tisch, um ihn mir näher anzuschauen. Ich atme den Geruch von Bodenpolitur ein, der so typisch ist für Kaitlins Haus. Eine Marke namens Pledge. Meine Mutter hat sie auch benutzt.
    Der Junge hat noch den gleichen dunklen Lockenschopf, nur sein Gesicht hat sich leicht verändert: Die Ecken undKanten sind stärker ausgeprägt, die Ebenen klarer, und er hat Sommersprossen auf der Nase, in der Farbe von Muscovado-Zucker.
    »Hallo, Hesketh.« Ich schieße herum. Stephanie ist blasser denn je. »Kaitlin besucht ihre Mutter im Hospiz. Sie ist den ganzen Tag unterwegs.« Keine Ahnung, was sie Kaitlin über meinen Besuch erzählt hat. Es ist irrelevant. »Warum geht ihr Jungs nicht ins Wohnzimmer, während ich eben eine Pizza aufbacke?« Bevor ich Dubai verließ, haben wir kurz und pragmatisch besprochen, wie wir mit Freddy vorgehen wollen. Unsere Strategie: Essen, Lego, Fragen.
    »Hey, Hesketh. Komm, ich zeig dir, was ich kann«, sagt Freddy. Schon zerrt er mich ins Wohnzimmer, um mir seinen »Fast-Kopfstand« auf dem Sofa vorzuführen. Er macht zehn Versuche, die ich jeweils mit Sternen auf einer Skala von eins bis sechs bewerten muss. Dann zeigt er mir auf einer Stuhllehne, dass er fast Spagat kann. Er ist lebhaft, energisch und lässt die ganze Kraft eines siebenjährigen Jungen spielen. Ich hatte seinen Grashüpfer-Verstand vergessen, seine exzentrischen Fragen. Was wäre mir lieber – gefesselt auf einem Ameisenhaufen zu sitzen oder in einem riesigen Spinnennetz zu hängen? Können Menschen sich selbst in der Mikrowelle aufwärmen?
    Die Rose in Kawasaki-Karmin, die ich beim Einzug für Kaitlin gefaltet hatte, ist aus der Nische über dem Kamin verschwunden. Aber es fällt mir leichter als erwartet, innerhalb der neuen Parameter zu funktionieren.
    »Wenn du deine Hand in einen Vulkan steckst, bekommst du eine Verbrennung neunten Grades«, sagt er später, den Mund voller Salamipizza. »Von der Lava. Die kann dich töten. Und sie leuchtet im Dunkeln. Manchmal rot und manchmal orange und blau an den Rändern. Blaues Feuer. Stell dir das vor.« Er greift nach dem nächsten Stück Pizza und ruft mitArchaeopteryx-Stimme: »Hollo, Fröddü, wöllst du noch ein Stück Pöppöronipizzo? Joo, bütte.« Dann wirft er den Kopf zurück und lacht über seinen eigenen Witz: ein kehliges, schmutziges Lachen. Er verschüttet seinen Saft, den Stephanie klaglos aufwischt. Sein Redefluss zielt vor allem auf mich.
    »Hast du mir ein Geschenk mitgebracht?«
    »Na klar. Rate mal, wo es ist.«
    »In deinem Hintern. War ’n Witz. Im Koffer, Doofi. Danke-dinke-donke-dunke!«
    Bald arbeiten wir an einem Lego-Kreuzfahrtschiff. Die Hauptfarben: Rot, Weiß, Blau, Beige und Grau. Es hat einen Swimmingpool, einen Tennisplatz und einen Miniaturgolfplatz. Auf dem Oberdeck gibt es reihenweise Solarzellen, ein Windrad und einen Hubschrauberlandeplatz. Von mir hat Freddy gelernt, wie wichtig es ist, die Bauanleitung zu lesen, bevor man eine solche Aufgabe in Angriff nimmt, und die kleinen Plastiktüten mit den verschiedenen Teilen in der richtigen Reihenfolge anzuordnen. Allerdings improvisiert er gern. In Wirklichkeit sei es ein Piratenschiff. Also brauchen wir Fässer mit Sprengstoff. Waffen. Zimmerpalmen. Er hat eine Kiste voller Lego-Steine, mit denen wir das Grundmodell erweitern. Gelegentlich schauen wir aus dem Fenster, ob sich am Himmel etwas verändert hat. Heute ist er bedeckt von den abgeflachten Elementen, die die Stratocumulus-Wolken charakterisieren. Ich versuche schon lange, ihm die wissenschaftlichen Bezeichnungen der Wolken beizubringen, doch Freddy bevorzugt seine eigenen. Speckstreifen. Popcorn. Wuschiluschi. Doppelklecks. Megakacke. Ha, ha, ha.
    »Es ist eine Arche«, erklärt er Stephanie, als sie hereinkommt und sich uns gegenüber aufs Sofa setzt. Die Kissen sind neu. Ich sehe auch eine

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