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Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
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finster drein. »Tja, ich kann ihr selbst ein kleines Zauberkunststückchen zeigen — aber nur, wenn du mir hilfst.«
    Agnes band den Gürtel von Brionys Nachtgewand und sah sie dann ernst an. »Ich will Euch helfen, Prinzessin, soweit die Götter es erlauben. Ich finde es schrecklich, was diese Leute mit Euch machen.«
    »Gut. Ich glaube, wir können das bewerkstelligen, ohne deinem Ruf hier am Hof zu schaden. Also, hör zu ...«

    Als sie Agnes das erste Mal ausschickte, ging Briony mit an die Tür, damit die Wachen sie in ihrem Nachgewand sahen.
Zum Kernios mit der Sittsamkeit,
dachte sie.
Eine Kriegerin kennt keine Sittsamkeit.
    »Beil dich«, befahl sie Agnes so laut, dass es alle hören mussten. Die Soldaten drehten die Köpfe, als das Mädchen an ihnen vorbeieilte, doch Agnes war keine, die viel männliche Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie hatte einen Brief an den König bei sich, mit all den flehentlichen Bitten und Unschuldsbeteuerungen, die man von jemandem in Brionys Lage erwartete, doch die Wachen hielten es nicht einmal für nötig, sie nach dem Wohin zu fragen, geschweige denn, den Brief zu lesen.
    Idioten,
dachte Briony.
Nun ja, ich sollte wohl froh sein, dass sie mich hier so wenig ernst nehmen.
    Während Agnes weg war, ging Briony die Truhe mit den wenigen Sachen durch, die sie nach Tessis mitgebracht hatte. Sie machte aus dem, was sie mitnehmen wollte, ein Bündel, indem sie es in einen Reiseumhang wickelte, den schäbigsten, den sie finden konnte, ein schlichtes, unverziertes Stück Wolltuch, das irgendein Besucher vergessen und nie abgeholt hatte.
    Vielleicht gehört er ja dem Prinzen,
dachte sie.
Ja, ich kann mir Eneas gut in einem so bescheidenen Kleidungsstück vorstellen, an der Spitze seiner Soldaten.
Lang genug, um von ihm zu sein, war der Umhang jedenfalls.
    Agnes kam bald wieder, und Briony schickte sie auf einen weiteren Botengang, diesmal mit einem Brief für Ivgenia e'Doursos. Sie wollte ihre Freundin wissen lassen, was geschehen war, und hatte ihr geschrieben, dass sie zu Unrecht beschuldigt werde, aber natürlich nicht, was sie vorhatte. Sie hatte gelernt, dass sie niemandem trauen konnte, auch nicht Ivvie — auf die junge Agnes musste sie sich in weit höherem Maße verlassen, als ihr lieb war, aber manche Dinge ließen sich nun mal nicht ändern.
    Briony trat wieder in die Türöffnung und vergewisserte sich, dass die Wachen sie sahen. »Steck ihn unter ihrer Tür durch«, trug sie Agnes auf »Weck sie nicht.«
    Agnes lächelte. »Ich passe auf«
    Die anderen Fräulein schienen irritiert, dass nicht sie mit diesen augenscheinlich wichtigen Botengängen betraut wurden. Briony schickte sie, ihr etwas zu essen zu holen.
    »Brot und Käse aus dem Vorratshaus«, erklärte sie ihnen. »Viel. Sagt niemandem, dass es für mich ist. Und ein wenig Trockenobst. Und auch Mispelfrüchte — packt sie in ein Tuch, sonst verschmieren sie alles. Und was noch ...? Ach, ja, ich hätte gern etwas Quittenpaste.«
    »Ihr habt wohl großen Hunger, Prinzessin?«, fragte eins der Mädchen.
    »O ja, ich bin halb verhungert. Es ist schließlich harte Arbeit, verraten zu werden.«
    Die Mädchen gingen mit weit aufgerissenen Augen los und tuschelten hinter vorgehaltener Hand, noch ehe sie drei Schritte den Gang hinunter waren. Briony bemerkte, dass einer der Bewaffneten gerade nicht da war. Der andere sah kaum auf, als die beiden jungen Frauen vorbeieilten.
    Als das Brot, der Käse und die übrigen Sachen da waren, nahm Briony alles mit in ihr Rückzugszimmer, wo niemand sie sehen konnte, entrollte ihr Bündel und packte den Proviant in die Mitte. »Ihr könnt jetzt zu Bett gehen«, rief sie den Mädchen zu. »Ich warte auf Agnes. Ich bin noch nicht müde.«
    Enttäuscht, dass ihnen nicht mehr an exzentrischem Verhalten geboten wurde — oder wenigstens der Anblick, wie Briony den ganzen Berg an Lebensmitteln, den sie ihr gebracht hatten, vertilgte —, gingen die Mädchen ins Rückzugszimmer, um sich bettfertig zu machen. Kurz darauf kam Agnes zurück.
    »Dank allen Göttern«, sagte Briony. »Ich habe schon befürchtet, dir sei etwas zugestoßen.«
    »Da waren Leute auf dem Gang, und ich wusste nicht, ob Ihr wollt, dass ich gesehen werde, oder nicht«, erklärte Agnes, »also habe ich gewartet, bis sie weg waren. War das falsch?«
    »Barmherzige Zoria, nein, ganz und gar nicht! Warum habe ich dich nicht schon früher entdeckt?« Sie küsste das Mädchen flüchtig auf die Wange. »Eins noch. Gib mir dein

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