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Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
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deren Flügeldecken wie Ölpfützen schillerten.
    Es hat ihr noch ein paar Stunden gegeben, vielleicht auch Tage, doch in dem Spiegel war nicht genug von unserem Ahnherrn, um sie
zu
erwecken,
sagte Ynnir mit schwerer Stimme. Mir
bleibt nur noch eins. Komm, Menschenkind, ich muss dir wahre und schreckliche Dinge erzählen. Dann musst du eine Entscheidung treffen, wie sie noch kein Wesen von deiner Art hat treffen müssen.

    Ob die Götter immer schon hier waren oder ob sie von ganz woanders in diese Lande kamen, können wir nicht wissen.
Selbst Ynnirs Gedanken kamen langsam, als kosteten sie ihn große Anstrengung.
    Sie waren wieder in dem Gemach, wo Barrick geschlafen hatte, und ihm wurde jetzt erst klar, dass von all den vielen Räumen des Palastes diese bescheidene, kleine Kammer das Rückzugszimmer des Königs war.
    Sie sagen, es gab sie schon immer.
Ynnir hielt inne, um aus einem Becher mit Wasser zu trinken, ein seltsam normales Tun.
Keiner von uns lebte da schon, also können wir nicht bestreiten, was sie sagen ...
    »Die Götter sagen, es gab sie immer schon?« Barrick war sich nicht sicher, ob er Ynnir richtig verstanden hatte.
    Das ist es, was sie unseren Vorfahren gesagt haben. Ja, es ist das, was Krummling selbst, der Ahnherr meines Geschlechts, der ersten Generation der Feuerblume sagte, obwohl nicht einmal Krummling selbst es mit Sicherheit wissen konnte. Er wurde ja hier geboren, während des Götterkriegs.
    Hier geboren? Was meinte der König? Und warum erzählte er ihm das alles, wenn doch der Spiegel versagt hatte — wenn Barrick selbst versagt hatte?
    Doch was auch immer ihre Herkunft, ihr Ursprung gewesen sein mag,
fuhr der König fort,
die Götter waren schon hier, als die Erstgeborenen erschienen.
    »Die Erstgeborenen? — nennt Ihr so Eure Vorfahren?«
    Und die deinen, Kind. Denn einst waren wir alle ein Volk — die Erstgeborenen. Doch ein Teil dieser Erstgeborenen besaß die Erste Gabe — die Wandelbarkeit, wie manche es nannten. Der Teil der Erstgeborenen, der unser Volk wurde, hatte durch eine Laune der Natur und unseres Blutes die Fähigkeit, verschiedenste Gestalt anzunehmen und auf verschiedenste Art zu leben und
zu
sein, während der Rest der Erstgeborenen — die, die dein Volk wurden — unveränderlich an Haut und Knochen waren. Also entfernten sich im Lauf der Zeit die beiden Stämme immer weiter voneinanden bis sie gänzlich getrennt waren, mein Volk und deines, und sich vielfach nicht einmal mehr ihrer gemeinsamen Wurzeln erinnerten. Aber es gibt sie, diese gemeinsamen Wurzeln — deshalb sehen manche von uns, besonders die Mitglieder meiner Familie, deinesgleichen so ähnlich. Wir haben uns verändert, aber vor allem innerlich. Äußerlich haben wir immer noch viel von unserer ursprünglichen Gestalt.
    Barrick glaubte zu verstehen, was der König sagte, zumindest genug davon, um zu nicken. Doch welch schockierende Blasphemie würde die Trigonatskirche zu Hause darin sehen
Verzeih, dass ich dir das alles auf den Schwingen der Gedanken übermittle,
sagte Ynnir,
aber das ermüdet mich weniger; als so
zu
sprechen wie deinesgleichen.
Er seufzte.
Zu der Zeit, als Bleiche Tochter und der Mondherr in dessen mächtiges Haus davonliefen, womit der Götterkrieg begann, war es nicht mehr nur die Erste Gabe, die unsere beiden Völker trennte. Die meisten eurer Vorfahren lebten auf dem südlichen Kontinent, in der Nähe des Berges Xandos, und verehrten den Donnerer und seine Brüder Die meisten meines Volkes hatten sich hier im Norden, rund um die Feste des Mondherrn, niedergelassen, und als der Mondherr und seine Sippe von der Sippe des Donnerers belagert wurden, ergriffen wir Partei für den Mondherrn und Weißfeuer .
    »Mondherr, Bleiche Tochter ... Ich ... ich weiß nicht, wer diese Leute sind, Herr«, sagte Barrick.
    Keine Leute — Götter Und du kennst sie sehr wohl, nur nicht unter den Namen, die wir ihnen gaben. Sagen wir stattdessen Khors und Zoria und Perin, der Donnerer, Zorias Vater; der in seinem Zorn die Mondfeste der Liebenden belagerte. Khors also rief seine Geschwister Zmeos und Zuriyal
zu
Hilfe, die
zu
seiner Verteidigung herbeieilten. Mein Volk schlug sich auf ihre Seite, und selbst diejenigen meiner Vorfahren, die weit weg waren, kamen hierher, um sich ihnen anzuschließen.
    Ynnir sammelte seine Gedanken, und Barrick verstand noch immer nicht den Sinn dessen, was er da eben gehört hatte. »Einen Augenblick, bitte, Herr. Eure Vorfahren kamen ... hierher?«
    Ja,

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