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Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
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wäre, wie Ihr unterstellt.«
    »Aber warum habt Ihr das getan?« Sie setzte sich wieder hin, diesmal wachsamer, doch Dawet machte keine Bewegung in ihre Richtung. »Ihr habt mir Angst eingejagt.«
    »Gut, edles Fräulein. Das ist das erste Mal, seit wir uns getroffen haben, dass Ihr etwas sagt, das mich freut. Ich
will,
dass Ihr Angst habt. Ihr seid in schrecklicher Gefahr. Ist Euch das nicht klar?«
    Sie starrte ihn an, gab sich alle Mühe, sich an ihre Lektionen zu erinnern — nicht in Kampfkunst, sondern in Schauspielerei. Sie durfte nicht in Tränen ausbrechen. Das wäre viel zu ... mädchenhaft. »Doch, werter dan-Faar, das ist mir sehr wohl klar, insbesondere, seit mich vor drei Tagen jemand zu vergiften versuchte, aber vielen Dank für die Erinnerung.«
    »Mit Eurem Sarkasmus erweist Ihr Euch einen Bärendienst. Ihr solltet mir dafür danken, dass ich ehrlich zu Euch bin, wenn andere es nicht sein wollen oder können.« Er streckte die Hand aus und legte sie sanft auf ihren Arm. »Ich wünschte aufrichtig, das wäre nicht meine Rolle. Ich wollte, jemand hätte mir einen netteren Part gegeben ...«
    Diesmal antizipierte er ihren Stoß nicht. Sie führte ihn so schnell, dass die Spitze ihrer Klinge seinen Handrücken ritzte, bevor er die Hand weggezogen hatte. Er stand mit ärgerlicher Miene auf und riss sich den Handschuh herunter, um die Wunde zu inspizieren. Aber es war, dachte Briony, kein sonderlich ernsthafter Zorn. »Verflixtes kleines ... Warum habt Ihr das getan?«
    »Ihr habt mir doch geraten, misstrauisch zu sein, dan-Faar.« Sie atmete heftig, und ihr Herz hämmerte. »Ihr erzählt mir, wie gut Ihr es meint, wie fürsorglich, dass Ihr um mein Wohl besorgt seid, während es sonst niemand ist. Sehr schön. Dann fangt damit an, mir diese Frage zu beantworten —
was seid Ihr für mich?
Seid Ihr ein Feind mit einer kleinen Schwäche für meine Person? Oder ein Freund? Wollt Ihr mein Bruder sein, oder wärt Ihr gern mein Geliebter? Ich habe mein ganzes Leben im Zentrum politischer Geschäfte verbracht. Ich bin nicht so geschmeichelt von Eurer Aufmerksamkeit, dass ich jedes Gefühl dafür verlöre, wer ich bin und was ich will, mal ganz davon abgesehen, dass Ihr alles gleichzeitig zu wollen scheint.« Sie starrte ihn an. »Nun, dan-Faar, was wollt Ihr für mich sein?«
    Einen Moment starrte Dawet sie einfach nur an, während er an seiner Hand saugte, da, wo ihn ihr Dolch getroffen hatte. »Prinzessin, ich weiß es nicht. Tatsächlich bin ich mir nicht mehr sicher, wer Ihr seid. Die Zeit hier im Exil hat Euch verändert.«
    »Tja, das ist ja wohl nicht allzu erstaunlich, oder?« Sie steckte ihren Dolch wieder weg. »Falls Ihr noch einmal beschließt, mich sprechen zu wollen — etwa, um mir etwas zu sagen, was mir wirklich von Nutzen wäre, zum Beispiel, was Ihr über meinen Vater wisst —, dann ist Euch ja bekannt, wo Ihr mich findet.«
    »Wartet.« Dawet streckte ihr die Hand hin, wie jemand, der nach einem Streit ein Friedensangebot macht. »Genug, Briony.«
    »Prinzessin
Briony, dan-Faar. Weder kennen wir uns so gut, noch habt Ihr mir Eure Freundschaft bereits bewiesen.«
    Er zog die Hand zurück. »Ihr seid hart, mein Fräulein. Habe ich Euch nicht damals in Südmark gewarnt, dass jemand an Eurem Hof Euch Böses will?«
    »Ach, dan-Faar. Ohne Namen zu nennen — was hätte ich damit anfangen sollen? Für welchen Herrscher auf der Welt gälte das
nicht?
Ihr habt nichts gegen mich getan, Gesandter, aber soweit ich sehe, habt Ihr mir auch keinen Dienst erwiesen, außer mir Eure Gesellschaft zuteilwerden zu lassen.« Sie lockerte ihre strenge Miene zu einer Art Lächeln. »Eine Gabe, der ich einen gewissen Wert nicht absprechen kann, aber wohl kaum ein Beweis unerschütterlicher Loyalität.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ihr habt Euch eine harte Schale zugelegt, Prinzessin.«
    »Ich habe es geschafft, am Leben zu bleiben, als viele das Gegenteil wollten. Jetzt erzählt mir von meinem Vater, oder lasst uns dieses Gespräch beenden und zusehen, dass wir dieser kalten Nacht entkommen.«
    »Da ist nicht viel zu erzählen. Als ich Hierosol verließ, um hierher zu kommen, war er noch Ludis Drakavas Gefangener. Seither habe ich die gleichen Gerüchte gehört wie Ihr — Ludis sei geflohen, er habe Euren Vater dem Autarchen übergeben, Hierosol könne jeden Augenblick fallen ...«
    »Was? Dem ... dem
Autarchen
übergeben? Das habe ich nie gehört ... O barmherzige Zoria, sagt, dass das nicht wahr ist! Was ist

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