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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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nach Norden zurückgeflogen, weil er sich Sorgen machte um das Schicksal der beiden aus dem Sturmkorridor herausgeglittenen Schiffe. Es war schon schlimm genug, dass die Flotte beinahe vollständig gesunken war. Das war nicht seine Absicht gewesen. Hätte er solches vorgehabt, hätte er das mit geschleuderten Feuerbällen einfacher erreichen können. Aber immerhin nahm der Viermaster etliche Überlebende an Bord. Irathindur wurde in seinen hoffentlich letzten Stunden zur Menschlichkeit regelrecht erzogen.
    Gäus fand die beiden Schiffe, die sich bereits der Küste des Siebten Baronats näherten. Sie waren zu beschädigt, um das ehemalige Sechste erreichen zu können. Sie mussten eine der vier Hafenstädte des Feindeslands ansteuern und dort unweigerlich bekämpft und vernichtet werden. Gäus verstellte sich diesmal nicht als Märchenkönig. Er landete als sechsarmiger, dreibeiniger, blinder Dämon im Bug des vorderen Schiffes, und zwar so hart, dass dasHeck sich kurzzeitig aus demWasser hob.
    »Ihr Soldaten Irathinduriens – hört mich an!«, sprach er mit donnernder Stimme, die auch auf dem anderenSchiff noch deutlich vernommen werden konnte. »Euer Krieg ist vorüber. Die Baroness, welche ihr für eine Göttin hieltet, wird zur Rechenschaft gezogen werden für ihren Hochmut, zur Rechenschaft durch Wind, Wasser, Gott und Dämon. Begeht nicht den Fehler, den Krieg unnötig fortsetzen zu wollen! Auch eure über Land marschierende Heereshälfte werde ich zerstreuen, mit einem einzigen Fingerschnippen nur, und ich gebiete über deren sechs. Ihr fahrt auf Schiffen aus Eugels. Also werft eure Waffen und Uniformen über Bord, entledigt euch allem, was an den Irrtum namens Irathindurien erinnert, und ihr könnt im Siebten Baronat Aufnahme finden als Kriegsflüchtlinge, Kriegsmüde, Kriegsopfer. In einem Gefecht müsstet ihr hoffnungslos unterliegen, denn niemand wird euch mehr zu Hilfe kommen können. Habt ihr das verstanden? Niemand! Was ich euch sage, ist eure einzige Rettung.«
    Dann erhob er sich wieder und flog weiter nordwärts, ohne noch Fragen und Entgegnungen abzuwarten. Er hatte durch Tenmac und Tanot Ninrogin genug über die Menschen gelernt, um zu wissen, dass die Soldaten nun streiten würden, vielleicht sogar miteinander raufen, sich anschreien und Drohungen ausstoβen, schlieβlich aber tatsächlich ihre Waffen wegwerfen würden, um zu ihren Familien zurückkehren zu können. Auch in den Menschen war der Hang zur Ruhe eigentlich gröβer als der zum Tumult. Unter schlechtem Einfluss neigten die Menschen nur allzu leicht dazu, dies zu vergessen.

Der Heereskoordinator
    Die über Land marschierende Heereshälfte Irathinduriens war noch gar nicht weit gekommen. Das Seental war ein schwierig zu durchquerendes Gebiet. Das Heer geriet in Sümpfe und Moore, musste Teiche und Seen auf Flöβen überqueren oder umständlich umgehen. Eiber Matutin hörte sich so manchen Einwurf seiner direkten Untergebenen an, ob es denn nicht schlauer gewesen wäre, das Seental einfach zu umgehen. Diese Einwürfe jedoch berührten ihn kaum. In seinem Inneren fraβ der Krieg wie ein wütendes Reptil. Er wusste, dass er im Sterben lag, und im Grunde genommen zog er es vor, möglichst langsam voranzukommen, als so schnell wie möglich wieder in starrende Schwerter und züngelnden Brand zu geraten.
    »Das Leben ist wie ein rohes Ei«, hauchte er einmal seinem Leibdiener zu. »Es ist innen ganz weich und auβen hochzerbrechlich.« »Sehr klug beobachtet, Heereskoordinator. Sehr philosophisch«, schmeichelte der Leibdiener und fuhr damit fort, seinem Herrn die Hinterbacken zu waschen.
    So mühten sie sich also voran, ab und zu knietief durch Schlamm stapfend, ab und zu flöβend oder sich Binnenströmungen anvertrauend. Bis der Leibhaftige vom Himmel herabschoss und ihnen allen das Fürchten lehrte.
    »Seht her, Soldaten!«, brüllte Gäus, und seine Stimme klang wie das Schmettern von Kriegshörnern. Zwei seiner Arme trommelten auf seine muskulöse Brust, zwei Arme hoben sich einhaltgebietend in die Höhe, zwei packten das Zierzelt des Heereskoordinators und rissen es empor wie eine Tischdecke. Das Japsen des Matutin war in der kurzen Stille ebenso deutlich zu hören, wie sein eingeseifter Hintern zu sehen war. »Euer Krieg ist vorüber! Euren Heereskoordinator wird seine gerechte Strafe nun ereilen! Die Dämonen des Dämonenschlundes werden alle über euch kommen, wenn ihr noch länger dem Irrglauben an die selbsternannte Göttin

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