Die Daemonen 01 - Die Daemonen
trank an Lebenskraft der Ertrinkenden, was sie erhaschen konnte. Dann schickte sie ihrerseits Zauber und Wunder gegen Himmel und Wellen, erreichte damit aber nicht mehr, als dass ihr eigenes Schiff vorerst unbeschadet blieb.
Bis hierhin ging Gäus’ Plan auf. Auf eingegrenztem Raum tobten die Elemente und zermürbten das, was die Göttin eine Flotte nannte. Ein weiteres Schiff versank, ohne vorher zu zerbrechen. Es wurde einfach unter Wasser gezerrt wie von einem inselgroβen Hai. Ein anderes der Schiffe schoss wie von einer Sehne geschnellt mehrere hundert Schritt weit über das Wasser und krachte schlieβlich irgendwo nordöstlich gegen die Küste des Achten Baronats. Die Besatzung konnte sich immerhin gröβtenteils retten, weil das Wetter direkt unter der Küste eigentlich ganz mild und harmlos war.
Gäus musste dem Wüten der Kräfte nun noch eine Richtung weisen, sonst würde keines der Schiffe das Chaos überstehen. Er wies nach Süden, nach Kelm. Der Kampf zwischen dem sich vom Himmel verwundet glaubenden Wasser und dem sich vom Wasser grundlos angegriffen glaubenden Himmel begann wie durch einen Korridor südwärts zu rollen. Die fünf verbliebenen Schiffe rasten dahin. Der Tag verging, die Nacht kam heran und verging ebenfalls. Im pfirsichfarbenen Funkeln des sturmzertosten Morgens erspähte Irathindur den im Gegenwind stehenden, durch seine flatternde Robe ausgefranst wirkenden Dämon zwischen den tollkühnen Wolken und ballte zornig die Faust, doch er konnte nichts machen, ohne sich vollständig zu verausgaben. Zwei seiner Schiffe gerieten unterwegs aufgrund von Turbulenzen und einander widerstrebenden Strömungen aus dem Korridor hinaus. Sie fanden sich, nur leicht lädiert, mitten im Grünen Meer wieder und konnten von ihren Besatzungen in Richtung auf das Siebte Baronat in Sicherheit gesteuert werden. Wichtig war Gäus vor allem der Viermaster, auf dem er Irathindurs Zorn spüren konnte wie den Herzschlag eines gefürchteten Vertrauten. Der Viermaster stürmte seiner Restflotte voran, schlingerte, schlug zweimal beinahe über, stabilisierte sich aber jedes Mal wieder. Die Besatzung schaufelte in Eimern Wasser über Bord. Irathindur drängte Brecher zurück und fing Sturzböen ab, die alle Takelung zu zerfetzen drohten. Mehrere Soldaten kotzten sich schier die Eingeweide aus dem Leib. Minten Liago, Taisser Sildien und Lae hielten sich unter Deck an Hängematten und Seilen festund wichen lose umherschlagender Ladung aus, so gut es eben ging.
Schlieβlich gerieten die übrig gebliebenen drei Schiffe in die Klippen der Insel Kelm. Eines der Schiffe setzte wie nach einem missglückten Bocksprung auf einer Klippenzacke auf und blieb dort hängen wie die festgespieβte Beute eines Insektensammlers. Das vorletzte Schiff donnerte frontal gegen eine andere Klippe. Die Besatzung brachte sich auf Booten in Sicherheit, während unter ihnen ihr Schiff absackte und versank. Jetzt war nur noch der Viermaster übrig, und jetzt endlich beruhigten sich Himmel und Meer. Gleich aufgebrachten Geschwistern vertrugen sie sich wieder, reichten sich Hände aus Fallwinden und Wogen und fuhren fort, in wechselseitigem Wirken zu leben. Gäus atmete beruhigt auf. Er benötigte keine Augen, um alles, was vorging, über seine Tasthaare aufzunehmen. Zwischendurchhatte er schon befürchtet, dass niemals mehr Frieden einkehren würde, doch der Hang beider Elemente zur Ruhe war gröβer als der zum Tumult.
Der Viermaster schnitt verhältnismäβig unbeschadet durch die Brandung und nahm Überlebende der anderen Schiffe auf. Zuerst wollte Irathindur unverzüglich wenden und Richtung Festland Orison segeln, doch der Kapitän überzeugte ihn, dass sie bei den Strömungen dieser Jahreszeit drei bis vier Tage brauchen würden bis Ekuerc. Sie hatten nicht genügend Wasser an Bord für eine so lange Reise mit zusätzlich übernommenen gut zweihundert Überlebenden. Irathindur lenkte schlieβlich ein. Er hatte seine Flotte verloren und musste sich ohnehin einen neuen Plan ausdenken.
Die Göttin erwog ernsthaft, all ihre anwesenden Soldaten zu schlachten und aus der im Blut dampfenden Lebenskraft genügend Auftrieb zu saugen, um hochzusteigen in den Himmel und den unverschämten Dämonenkönig mit Schwert und Peitsche zur Rechenschaft zu ziehen. Aber als sie hinaufblickte in die Wolken, war der rüttelnd schwebende Feind verschwunden.
Ihr blieb nichts anderes übrig, als vor Anker zu gehen und eine Inselerkundung anzuführen.
Gäus war
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