Die Daemonen 01 - Die Daemonen
vergeht.«
»Ich … ich … ich …«, stammelte Matutin, der nun seinerseits beinahe Wasser verlor, »soll gegen Coldrin einen Krieg beginnen?«
»Unsinn! Coldrin hat Orison angegriffen, nicht umgekehrt! Wir vernichten lediglich eine räuberische Barbarenhorde. Und anschließend zwingen wir Helingerd dazu anzuerkennen, dass er zu ungeschickt ist, sich ohne unsere Hilfe halten zu können. Damit stauchen wir ihn in Reih und Glied zurück und erneuern und festigen unseren Bund. Möglicherweise können wir ihn dann auch dazu bewegen, die lachhafte Belagerung von Orison- Stadt aufzugeben, sodass alle Parteien mit der Neuordnung Orisons doch durchaus zufrieden sein könnten. Tenmac bleibt die große Stadt und zusätzlich noch das Erste, Neunte, Achte und Siebte Baronat. Er kann sich also immer noch für den Größten halten. Irathindurien gibt sich mit dem ehemaligen Fünften und Sechsten zufrieden. Helingerd soll meinetwegen sein Viertes unddas von ihm eroberte Dritte behalten. Und das Zweite kann entweder unabhängig bleiben oder sich anschließen, wem auch immer es sich anschließen will. Und da wir es vor den Coldriner Plünderern retten werden, wird es sich wahrscheinlich uns anschließen. Was gäbe es dagegen zu sagen? Wir müssen dem Land seine Lebenskraft erhalten! Verflucht, diese Kopfschmerzen machen mich fertig! Noch Fragen? Nein? Na, dann los, meine Herrschaften, hurtig auf die Hinterbeine!«
»Ähhhh – Kaiserin?«, fragte der Koordinator der Festlichkeiten, der sich hinter die hinauseilenden Koordinatoren hatte zurückfallen lassen, katzbuckelnd. »Das mit der Kaiserin war doch ernst gemeint, oder etwa nicht?«
»Selbstverständlich. Ich bin jetzt Kaiserin.«
»Dann sollten wir doch unbedingt ein entsprechendes Fest …«
»Nein. Das ist doch auch nur Lebenskraftverschwendung. Wir müssen Lebenskraft erhalten, verflucht noch mal, nicht sie andauernd zum Fenster hinausschleudern.«
»Aber die Freude, die Bewunderung, der Glaube des Volkes – ist das denn nicht auch Lebenskraft?«
Die Kaiserin machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das? Das ist nichts als Geschrei. Mit Mundgeruch versetzt noch dazu. Das nützt niemandem etwas. Was wirklich von Nutzen ist, werdet ihr Menschen nie begreifen.«
»Wir Menschen, Kaiserin?«
»Ihr einfachen Menschen. Und nun pack dich, bevor ich dich Matutins Heer zuschlage, weil du hier sonst ohnehin nichts Sinnvolles zu tun hast!«
Der Koordinator der Festlichkeiten floh mit wehendem Umhang.
Die Nachricht, dass die Königin nun eine Kaiserin war, verbreitete sich in ganz Irathindurien und darüber hinaus.
Die schöne Kaiserin jedoch bäumte sich allein in einem Anfall, der alle vorhergegangenen in den Schatten stellte.
Der Kaiser
»Und es ist wahr, dass sowohl Meridienn als auch Helingerd sich nun plötzlich ebenfalls Kaiser nennen?«, fragte Kaiser Tenmac seinen Berater Tanot Ninrogin. Der Kaiser war an diesemTag ausgesprochen müde und kraftlos. Gäus fehlte das Auffrischen seiner Lebenskraftreserven im Gramwald. Die Belagerung hielt ihn hier gefangen und hungerte ihn genau sowie seine Leute langsam aus.
Ninrogin wagte kaum zu nicken, tat es aber dennoch.
»Das ist doch so was von albern!«, ächzte Tenmac. »Was hoffen sie denn dadurch zu bezwecken? Das Volk wird durch so ein Theater doch nicht im Mindesten beeindruckt. Wer kam zuerst auf die Idee, mich nachzuäffen? Meridienn oder Helingerd?«
»Ich weiß es nicht, Eure Majestät. Nachrichten erreichen uns nur noch spärlich und ungenau durch zum Teil von Brandpfeilen angesengte Brieftauben.«
»Und was hat es mit diesem Coldrinheer auf sich, von dem die Brieftaube aus dem Zweiten Baronat berichtete?«
»Wir wissen nichts Weiteres. Der uns treu ergebeneTaubenzüchter ist möglicherweise den Coldrinern zum Opfer gefallen oder geflohen.«
»Verdammt!« Ich hätte so ein schönes, geruhsames Leben haben können als König. Und nun bricht alles auseinander, weil Irathindur und dieser Idiot Helingerd unbedingt ein Tauziehen um die Macht veranstalten müssen . »Verdammt, ich ...« – es fiel Gäus immer noch schwer, das Wort »ich« zu benutzen, wenn es um Dinge ging, dieTenmac alleine veranlasst hatte – »ich hatte doch längst Emissäre nach Coldrin geschickt, um Frieden, Austausch und Handel zu ermöglichen. Wie konnte das nur so schieflaufen?«
»Vielleicht hat einer der Emissäre sich ungeschickt verhalten.«
»Vielleicht. Ich hätte selbst gehen müssen.«
»Das wolltet Ihr ja auch. Aber ich war
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