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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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wirken. Vielleicht kann er ja den Belagerungsring von hinten schwächen, wenn er erst mal den Norden befriedet hat.«
    »Und Ihr seid sicher, dass wir keinen erfahreneren, verlässlicheren Mann schicken wollen?«
    »Ja. Die Erfahrenen und Verlässlichen brauche ich alle um mich. Wer weiß, was das Schicksal noch alles gegen uns in der Hinterhand hat?«
    Am helllichten Tage – also als am wenigsten damit zu rechnen war – durchbrach Faur Benesand, ehemaliger Einnahmenkoordinator des ehemaligen Sechsten Baronats und nun außerordentlicher kaiserlicher Offizier in besonderen Angelegenheiten, mit seinen fünfundzwanzig Haudegen den Belagerungsring um Orison-Stadt aneiner verhältnismäßig schwachen Stelle imsüdöstlichen, also irathindurianischen Gebiet. Von dort aus musste er die Stadt beinahe zur Hälfte umrunden, um nach Nordwesten zu gelangen, und er tat dies, indem er brüllend und lachend mitten durch verstreute Ausläufer des helingerdianischen Kristallheers hindurchsprengte. Sechs seiner nur fünfundzwanzig Mann fielen alleine schon diesem Irrsinnsmanöver zum Opfer, aber mit den restlichen neunzehn galoppierte er anschließend wie rasend nach Norden, ins Zweite Baronat, außer Sichtweite, verfolgt vom einhelligen Kopfschütteln des auf dem höchsten Hauptstadtturm stehenden Kaisers Tenmac und seines Beraters Tanot Ninrogin.



Der Flüchtling
    Am Äußeren Schloss des Zweiten Baronats begann Minten Liagos Leben sich in einen Albtraum aus Rauch und Blut zu verwandeln.
    Bis hierhin war alles geradezu übernatürlich glattgegangen. Zwei weitere Dörfer hatten noch im Weg gestanden, und beide wurden mehr oder weniger widerstandslos überrannt. Zelte hätten kaum weniger entgegenzusetzen gehabt als diese Häuser. Nur ein paar kläffende Hunde bereiteten den Plünderern und ihren Gemsen ernsthaft Probleme. Heserpade, Hiserio und ihre Reiter machten von Neuem reiche Beute und mussten sie von Neuem vergraben, weil sie so viel gar nicht mit sich herumschleppen konnten. Plünderer jedoch, die ihr Raubgut nie behielten, begingen einen grundlegenden Fehler. Minten spürte das schon früh, konnte sich aber gegen den Siegesrausch der anderen nicht mehr bemerkbar machen.
    Am fremdesten kam ihm Jinua vor. Sie tobte durch ihre eigene alte Heimat, lachend, unbarmherzig, jubilierend, außer sich vor Freude über getanes Zerstörungswerk. Wie viel Hass konnte ein Mensch in sich angereichert haben? Wie viel Hass gegenüber der eigenen Kindund Vergangenheit?
    Dann das Äußere Schloss.
    Ein Schloss anzugreifen mit Reitern grenzte doch an Wahnsinn. Was nutzte die Geschwindigkeit und Wendigkeit von Großgemsen angesichts von hohen Mauern und einem Burggraben? Glatte Mauern konnten selbst diese Bergtiere nicht erklettern. Was nutzten rund achtzig mutige Krieger gegen ein paar hundert Gestalten, die sich in sicherer Höhe und Deckung verkrochen und siedendes Öl, Steinschleudern und Pfeilschussapparate zum Einsatz brachten? Schon beim ersten Ansturm auf die Mauern starben mehr als dreißig Coldriner und zwanzig Gemsen. Beim zweiten Ansturm noch mal zehn Menschen und zehn Reittiere, aber dann gelang es Heserpade immerhin, die Zugbrücke des Schlosses auszulösen, sodass der Graben überwindbar wurde und man das Tor direkt angreifen konnte. Jinua hatte die Idee, das Tor in Brand zu setzen. Die Flammen zermürbten das Holz, bis die Reiter in den hart umkämpften Hof vordringen konnten, griffen allerdings auch bald auf das restliche Schloss über. Inmitten tanzender Rauchteufel schob sich Jinua Ruun an der Spitze von vierzig kreischenden Coldrinern in das Schloss vor, wo verzweifelte Ritter noch immer heftige Gegenwehr leisteten. Gemsen klapperten über gedeckte Tafeln. Schlieferten durch Ballsäle, von Spiegeln vervielfacht. Tücher zerrissen, Vasen gingen zu Bruch. Frauen, die nicht flüchteten, ergriffen Waffen, die vorher schmückend an Wänden gehangen hatten, und stürzten sich auf den Feind.
    Das Schloss war wie ein Labyrinth, in dem die kaum noch vierzig Plünderer sich verteilten, bis jeder von ihnen ganz allein war.
    »Wir müssen hier weg«, stellte Minten fest, als er sah, dass die Gegenwehr des Schlosses noch aus weit mehr als vierzig Mann bestand. »Wir müssen hier weg.«
    Er kämpfte sich zu Jinua durch und stach dabei zwei Angehörige des Schlossgesindes nieder. Flammen waren jetzt nirgendwo mehr zu sehen, aber fette, ölige Rauchschwaden raubten Sicht und Atem. Als ob das ganze Schloss klatschnass gewesen wäre und

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