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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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jeglicher Brand träge schwelte. Manchmal sah es aus, als würde der Rauch stillstehen und sich stattdessen das Schloss bewegen.
    Minten bekam Jinua am Arm zu fassen. »Wir müssen hier weg!«, schrie er sie an. Sie standen beide auf einer aufwärts führenden Freitreppe, die schmal, in großer Höhe, ohne Geländer und von braunem Qualm umweht war. Sie verstand ihn nicht. Er musste es ein viertes Mal sagen. »Wir müssen hier weg! Die halten uns doch nur hin und haben gewiss schon längst Verstärkung angefordert!«
    »Verstärkung? Wen denn?«
    »Na, such es dir aus. Zweites Baronat, Viertes Baronat. Vielleicht hat auch das Dritte Baronat schon längst die Waffen gestreckt.«
    »Du bist ein Feigling, Minten Liago! Wenn du kein einziges Schloss ergreifen kannst, wie willst du dann jemals dein eigenes Leben beherrschen?«
    »Ich verstehe nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hat. Mein Leben ist kein Schloss, eher ein Verlies.
    Wir sind hier im Auftrag der Dritten Baroness. Also warum sind wir nicht im Dritten Baronat?«
    Jinua betrachtete ihn geringschätzig. Der braune Qualm umschmeichelte ihren kräftigen Körper vorteilhafter als jedes Kleid. »Das hier ist der großartigste Augenblick meines Lebens, Minten. In diesem lächerlichen Zierbortenschloss hat mein Onkel als Zeugmeister seinen königlichen und baronatischen Dienst versehen. Hier habe ich die schönsten und schrecklichsten Stunden meiner Kindheit verbracht. Schau, wie es jetzt brennt. Das ist das feuchte Stroh in den längst stillgelegten Kerkertrakten, das hier so qualmt. Da hinunter kommt niemand mehr, deshalb können erwachsene Männer dort mit ihren kleinen Nichten verschwinden, wenn sie so richtig ungestört sein wollen.« Ihr Blick verlor sich für ein paar Augenblicke im Rauch, wirbelte genauso umher. »Dir steht es frei zu gehen, wann immer es dir beliebt, Minten. Greif dir dein Pferd oder ein anderes und verschwinde.«
    »Ich bin dein Leibwächter. Ich gehe nicht ohne dich.«
    »Mein Leibwächter?« Jetzt brach sie tatsächlich in Gelächter aus. »Das bist du doch schon lange nicht mehr. Du bist jetzt nur noch ein einfacher Bandit, genau wie ich.
    « Minten fragte sich, ob er stark genug war, sie körperlich zu überwältigen und gegen ihren Willen von hier wegzuschleppen, aber es bezweifelte es.
    Sie lösten sich voneinander. Jinua lief weiter aufwärts, Minten tauchte nach unten, in den dichter blakenden Rauch. Ein Ritter kam auf ihn zu wie ein rußiges Ungetüm. Minten parierte seine Attacken, bis er von der SeiteHilfe erhielt. Heserpade zog einen Dolch aus dem stürzenden Ritter und lächelte Minten beinahe scheu an. »Mein Stab längst voll. Wir nicht mehr bleibt.«
    »Gut«, sagte Minten. »Sehr gut. Lasst uns alle von hier abhauen.«
    »Nicht so einfach. Hiserio hat von oben« – sie deutete auf einen der Schlossmauerwehrgänge – »Reiter sieht von Süden. Nähert sich schnell. Zweihundert Hände.«
    »Ich verstehe eure Maßeinheiten immer falsch. Haben die Reiter zweihundert Hände, sind also hundert, oder sind es zweihundert mal fünf Mann?«
    »Zweihundertmal die Hand.« Sie öffnete und schloss die rechte Hand schnell mit weit gespreizten Fingern.
    »Mein Gott. Wir müssen so schnell wie möglich ausbrechen. Durch einen den Reitern abgewandten Ausgang. Dieses Tor dort hinten. Es wird eine kleine Zugbrücke haben oder zumindest einen Brückensteg, den man von Hand auslegen kann. Bereite alles vor, Heserpade. Ich suche Hiserio und die anderen.«
    Sie nickte, griff sich zwei andere Wolkenstreichler und kümmerte sich um das von innen verrammelte Nebentor.
    Minten brauchte ziemlich lange, bis er in einem der zersplitterten Säle Hiserio fand, der gerade lachend Teile einer vorher zur Zierde herumgestandenen Ritterrüstung anprobierte. Kampflärm war jetzt nur noch vereinzelt zu hören. Hatten sie wirklich das gesamte Schloss eingenommen und von Feinden gesäubert, oder hielten die sich nur irgendwo versteckt? »Du hast die Reiter gesehen, Hiserio! Lass uns schnell hier abhauen, sonst sterben wir alle!«
    »Ich nicht geht.«
    »Wir müssen gehen!«
    Hiserio schüttelte lachend den Kopf. »Ich bleibt bei Eine Hand. Sie auch herrliches Weib. Sie bleibt, ich bleibt.«
    »Heserpade wird aber mit mir gehen!«
    »So es muss. Ich nimmt dein herrliches Weib, du bekommt dafür meins. Die Berge liebt Gerechtigsein!«
    »Hiserio, hör mich doch einfach an! Dort draußen nähern sich eintausend Reiter. Womöglich kristallgepanzerte

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