Die Daemonen 01 - Die Daemonen
dagegen. Möglicherweise trage ich die Schuld an dem, was jetzt geschieht.«
»Nein, Tanot. Du trägst keine Schuld. Du am allerwenigsten von allen.«
In dieser Nacht warf sich der Leib des Kaisers schwitzend hin und her. Gäus wurde von unruhigen Träumen gepeinigt. Von Dämonenträumen.
Er sah sich wieder im Strudel, auf ewig gegeißelt vom Wirbeln der Zeitläufe. Und am Rand standen Irathindur, die Baroness Meridienn den Dauren, der Baron Helingerd den Kaatens und ein haarloses Insekt namens Faur Benesand und lachten höhnisch auf ihn herunter, bevor sie sich ihrer Kleidung entledigten und seinem Blickfeld entschwanden.
Tenmac erwachte verschwitzt und mit rasenden Kopfschmerzen. Doch plötzlich begann er zu grinsen. »Was für ein Narr ich doch gewesen bin«, raunte er sich selbst zu. »Nur dass man den Kaiser belagert, bedeutet doch noch lange nicht, dass ich nicht reisen kann! Warum habe ich das eine so sehr mit dem anderen verbunden? Heißt das, dass ich ein schlechter Dämon bin oder ein besonders guter?«
Es kostete ihn Kraft und Zeit, sich auf die Geistform zu konzentrieren, doch dann gelang es ihm, den Körper des Kaisers abzustreifen wie einen Mantel. Auch sein Flug war etwas wackelig und windabhängig, doch innerhalb nur einer Stunde erreichte er den Gramwald. Dort trank er sich satt wie eine Zecke. Bevor er jedoch berauscht werden konnte und womöglich zurückzukehren vergaß, flog er mit zehnfacher Geschwindigkeit vom Gramwald aus gen Norden und über dem Seental nach Nordosten, bis es ihm gelungen war, aus großer Höhe einen Blick auf das Coldriner Plünderheer zu erhaschen. Anschließend kehrte er zur Hauptstadt und in den Körper des Kaisers zurück.
In der Stunde der Morgendämmerung schon berief er seinen Berater Tanot Ninrogin zu sich.
»Tanot, wir müssen etwas unternehmen. Offensichtlich sind Helingerd und Meridienn nicht in der Lage zu begreifen, dass, wenn sie die Coldriner nicht abfangen und bestrafen, ganz Orison bald von einem sehr viel größeren Heer aus dem Norden überrannt werden wird. Ich habe heute Nacht eine wichtige Information erhalten und weiß nun, dass das derzeitige Plünderheer aus nicht einmal einhundert Personen besteht!«
»Was? Aber ... wie ... woher ...«
»Das spielt keine Rolle, Tanot. Meine Quelle ist zuverlässig. Ich konnte es sozusagen mit eigenen Augen sehen: lediglich einhundert freche Gestalten, trunken vor Siegesgewissheit. Und niemand setzt ihnen etwas entgegen. Alle fürchten ein viel größeres Heer.«
»Auch die Brieftaubennachricht sprach von mindestens fünfhundert, wenn nicht gar eintausend Mann ...«
»Aufgebauscht! Übertreibungen, damit man selber weniger feige dasteht.«
»Aber was können wir denn tun? Wir werden belagert, Eure Majestät!«
»Wir werden jemanden schicken, der mit einem kleinen Trupp den Belagerungsring durchbricht. Wenn er niemanden angreift, sondern einfach nur durchbricht wie bei einer Flucht und nicht wie bei einem Ausfall, könnte es gelingen. Und ich weiß auch, wen wir schicken werden.«
»Diesen Verrückten aus dem Sechsten.«
»Genau. Faur Benesand. Ist er denn so weit wieder auf dem Damm?«
»Er piesackt die Offiziere fast täglich mit Anfragen nach irgendwelchen Himmelfahrtskommandos.«
»Siehst du? Perfekt! Er soll sein Himmelfahrtskommando haben. Die Frage ist nur: Wie viele Männer geben wir ihm mit? Je mehr es sind, desto größer ist seine Chance, die Coldriner zu bezwingen. Je weniger es jedoch sind, desto einfacher ist der Durchbruch durch den Belagerungsring, und desto weniger Männer überantworten wir seinen möglicherweise vollkommen unzurechnungsfähigen militärischen Befehlen.«
»Ihr selbst habt ihn hoch dekoriert, Majestät.«
»Was hätte ich denn tun sollen? Ihn bestrafen für seinen nicht von der Hand zu weisenden Mut, dem leider nichts als Lebensmüdigkeit zugrunde zu liegen scheint?«
Tanot Ninrogin dachte angestrengt nach. »Dreißig Mann«, sagte er schließlich.
Der Kaiser lächelte. »Diese Größenordnung wollte ich auch vorschlagen. Ich wollte sogar nur zwanzig Mann nehmen. Also treffen wir uns in der Mitte: fünfundzwanzig Mann. Gute Reiter auf guten Pferden.«
»Selbst wenn er Erfolg hat, wird es ihm anschließend wahrscheinlich nicht mehr gelingen, wieder zu uns durchzustoßen.«
»Ich werde ihn nicht vermissen. Wirst du ihn vermissen? Na also. Lass ihn holen. Ich werde ihm die Vollmacht geben, hinter den feindlichen Linien nach eigenem Ermessen in unserem Sinne zu
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