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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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besiegten Gegner und das vielleicht entscheidende Zögern derer, die nach dem Besiegten kamen. Erneut hörte er das Lachen. Es war Elell, kein Zweifel. Er lachte, gehörte also zur Siegerarmee, was zu erwarten gewesen war. Da er in Kurkjavok im Gefängnis gesessen hatte, durfte er bei Matutins großer Rekrutenaushebung Irathinduriens glorreicher Armee beitreten. Es schickte sich, dass dieser gefährliche, verrückte Mann jetzt einer von Matutins Mordbrennern war.
    Minten wurde wie unwiderstehlich zu Elell hingezogen. Er konnte es sich selbst nicht erklären, aber letzten Endes machte Minten Elell für alles verantwortlich, was ihm seit Kurkjavok widerfahren war. Ohne Elell keine Schublade . Ohne die Schublade keine Jinua Ruun. Ohne Jinua kein »Innerer Zirkel«, kein Oloc, keine Schneebärenzähne, kein Coldrin, kein Plündern, kein Flüchten, kein Betrügen, keine Armee. Nein, Letzteres war nichtganz richtig. Jetzt, wo der Krieg in seiner ganzen Breite und Tiefe tobte, hätte Minten sich wie Elell direkt aus dem Gefängnis für die Armee verpflichten können. Aber er hätte es wohl nie getan. Er wollte doch studieren und nicht töten.
    Langsam pirschte er durch die Gassen der Stadt, die gerade im Begriff war, erobert zu werden. Qualm wallte von Süden her heran und legte sich wie Witwenschleier über alles Sichtbare. Auch die Geräusche waren merkwürdig abgedämpft. Eine Frau flehte um ihr Leben. Elell lachte.
    Und dann fand er die beiden. Die Frau, fast noch ein Mädchen, kroch auf allen vieren im Unrat herum, bettelte und weinte. Sie blutete bereits aus zahlreichen kleinen Stichen und Schnitten, ihre Kleidung hing in Fetzen. Der kleine, struppige Elell mit den nur noch sechs Zähnen im Mund ging mit gezogenem Schwert immer wieder um sie herum, lachte und redete vergnügt auf sie ein. Er trug eine zerknitterte irathindurianische Uniform. »Aber du brauchst doch gar nicht so zu weinen, mein hübsches Täubchen. Niemand kann dich hören. Die Menschen sind gerade alle fleißig mit Massakrieren beschäftigt, und die Götter – richtige und falsche – hören schon lange nicht mehr hin. Die sind längst mit etwas Schönerem beschäftigt. Mit Lesen oder so was. Vor mir brauchst du wirklich keine Angst zu haben. Ich bin doch nur hier, um dich zu erleichtern, dir überflüssige Last abzunehmen, die du so ganz und gar dumm durchs Leben schleppst. Zwei Arme. Zwei Beine. Was soll das denn? So viel unsinniger Ballast. Weißt du, wie viel der wiegt? Ein Bein alleine schon? All diese Anhängsel helfendir doch nur beim Treten und Kratzen, aber kann Treten und Kratzen dich weiterbringen? Nein, wenn du wenigstens graben könntest wie ein Maulwurf, das wäre was. Aber Treten und Kratzen? Will ich Treten und Kratzen unterstützen, aber nicht doch! Du siehst doch bestimmt viel hübscher aus, wenn du auf dem Bauch kriechst, einfach nur auf dem Bauch wie eine Made oder so was, was in Leichen wohnt …«
    »Hallo, Elell. Ich hoffe, ich störe dich nicht allzu sehr?«, fragte Minten und trat mit der Armbrust im Anschlag aus seiner Deckung.
    »Ach, nein – sieh mal einer an! Wenn das nicht der Herr Student ist! Den Namen habe ich leider vergessen, aber was macht das schon? Deine Fresse sieht ganz anders aus. Hast du da gerade was drin? Hast du was Leckeres zu mampfen gefunden?«
    »Verschwinde, Elell. Verschwinde und stirb an der Front.«
    Elells Gesicht verzog sich zu einer wütenden Grimasse. Er stampfte mit dem Fuß auf wie ein unartiges Kind. »Nein, verschwinde doch selber, Klugscheißer! Ich war zuerst hier! Was glotzt du so blöd? Willst du auch was abhaben? Dafür bist du aber zu spät gekommen, du Drückeberger. Mach dich vom Acker, geh Kinder erschießen! Dieses Weib ist meine Beute, und ich mache mit ihr, was mir gefällt. Wozu sonst soll Krieg denn nütze sein? Dieser Krieg ist für mich, endlich ist mal etwas ganz alleine für mich! Ich hab mir schon das Saufen abgewöhnen müssen in der Zelle, ich werde mir das hier nicht auch noch abgewöhnen! Also hau ab! Was glotzt du so blöd? Was glotzt du so blöd? Was gl …«
    Minten hatte ihm den Bolzen genau zwischen die Augen geschossen. Einen Moment lang stand Elell noch da, die Augen einwärts schielend, den Mund halb offen, eine Art Lallen hervorbringend, dann rasselte er blutsprühend in sich zusammen. Die junge Frau bedeckte ihr Gesicht und ihre Brust, um das Blut abzuwehren, fing gellend an zu schreien und hörte nicht mehr auf.
    Minten unternahm keinen Versuch, sie zu

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