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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Kontrolle gebracht. Witercarzer Bürger und helingerdianische Soldaten, die sich ergeben hatten, wurden wie Vieh in Koppeln zusammengepfercht. Dann hielten die Sieger Auslese. Ein paar Offiziere und Unverbesserliche wurden gehängt oder kurzerhand gefesselt in ein Feuer geschmissen. Wer jedoch überlaufen wollte, war hochwillkommen, denn die Göttin hatte noch viel vor. Idealerweise fielen bei einer Schlacht weniger Soldaten, als hinterher aus den Reihen der Besiegten hinzukamen. So konnte das irathindurianische Heer ständig wachsen, und die Schlacht um Witercarz war in dieser Hinsicht ein voller Erfolg gewesen.
    Eiber Matutin zeigte sich nirgends. Man munkelte, er habe Durchfall. Da aber irgendjemand auf dem Rathausplatz eine Rede halten musste, schwang sich ein ausgedörrter Kleriker, der bis vor Kurzem noch in seiner Kirche den Namen Gottes gepriesen hatte und nun mit demselben Eifer in den Kirchen eroberter Gemeinden den Namen der Göttin jubilierte, auf eine hastig gezimmerte Kanzel und predigte den Sieg, den Frieden, die Gnade, die Schönheit der Göttin, die Schönheit von Sieg und Frieden, die Gnade des Sieges, den Sieg der Gnade und die allgegenwärtige »Göttinnenlichkeit«. Einige Witercarzer schrien hinterher »Hurra«. Andere fragtensich, ob es stimmte, was man sich erzählte: dass nämlich der Kaiser Helingerd vor seinem Selbstmord noch ausgerufen hatte, dass die Göttin über ihm stehe.
    Minten Liago bekam mehr aus Zufall, als dass er sich bewusst darum gekümmert hätte, mit, dass sich in einer Gruppe von Gefangenen, die von mehreren Berittenen zusammengetrieben wurden, auch der blutverschmierte, schluchzende Taisser Sildien befand.
    Er wandte sich an seine neue Offizierin. »Diese Männer da. Was soll mit ihnen geschehen?«
    »Das sind Deserteure des Feindes, die unsere Patrouillen in den Bergen aufgegriffen haben. Die kommen zum Richtplatz, sobald die dort mit den Offizieren fertig sind. Deserteure kann eine Siegerarmee nicht gebrauchen. Wer einmal seinen Herrn im Stich lässt, der tut es immer wieder.«
    »Der Blonde da, der so fürchterlich weint – der stammt wie wir aus dem Sechsten. Taisser Sildien aus dem Haus der Sildiens.«
    »Was du nicht sagst! Von den Sildiens habe ich sogar schon gehört. Meinst du, sein Vater wäre glücklich darüber, einen Sohn zurückzuerhalten, der wie ein Mädchen flennt?«
    »Ich verbürge mich für ihn. Taisser ist kein Kämpfer, aber ein brauchbarer Kamerad. Zusammen haben wir den Helingerdianern die Stücke aus der Tasche gezogen, als wir uns hier durchschlagen mussten.«
    »Ach so? Ihr habt dem Feind von innen heraus geschadet? « Die Offizierin lachte. »Na, wenn das so ist! Niedlich ist er ja. Vielleicht lasse ich mir von ihm die Stiefel sauber lecken – und anderes. Aber das eine sageich dir:Wenn mir hinterher Stücke fehlen oder Geschirr oder sonst was von meiner persönlichen Habe, setze ich euch beide höchstpersönlich in Brand!«
    Minten nickte. Taisser wurde freigelassen und schluchzte hemmungslos in Mintens Armen. Eine Geschichte erzählte er auch unter seinen Schluchzern, aber sie war kaum zu verstehen. Minten reimte sich zusammen, dass Taisser auf seiner Flucht einen Menschen getötet hatte. »War es ein Helingerdianer oder ein Irathindurianer? «, fragte ihn Minten, doch Taisser wusste das nicht mehr. Nur an die Augen konnte er sich noch erinnern, die schrecklichen, starr und trocken werdenden Augen.
    Taisser wurde nun tatsächlich dem Ordonnanzstab um die hübsche Offizierin, deren Name Lae war, zugeteilt. Minten schärfte ihm ein, alles zu tun, was Lae von ihm verlangte, aber sie auf keinen Fall zu bestehlen. »Ich bin doch kein Dieb!«, verwehrte Taisser sich empört. »Ich bin ein findiger Spieler, aber kein Langfinger!«
    »Wir sind nie«, sagte Minten, »was wir zu sein glauben. Wir sind nur, was das Schicksal uns sein lässt.«
    Der Feldzug ging weiter. Das Hauptschloss von Helingerdia wurde ein Raub der Flammen. Die fünf Hafenstädte Werezwet, Keur, Zetud, Zarezted und Ferretwery wurden von Eiber Matutin rechts liegen gelassen. Er schickte Emissäre dorthin mit der Bitte um Kapitulation, andernfalls »müsste selbst das Meer noch anfangen zu brennen«. Das Erobererheer jedoch marschierte westwärts, den Befehlen der Göttin Folge leistend.
    Mintens und Taissers Eingliederung in das irathindurianische Heer gestaltete sich schwierig. Einige der irathindurianischen Soldaten erinnerten sich noch zu gut daran, dass Minten in Witercarz

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