Die Daemonen 01 - Die Daemonen
etliche von ihnen von einem Dach herunter mit höhnischem Tod bedacht hatte. Die hübsche Offizierin nahm ihn in Schutz und pries seine »kämpferischen Qualitäten«. Zweimal gewann er von ihr organisierte Faustkämpfe gegen handverlesene Soldaten, machte sich dadurch aber noch unbeliebter als ohnehin schon. Also hielt Lae ihn um sich. Taisser wurde ihr Bursche für alles, Minten war wieder so etwas Ähnliches wie ein Leibwächter, nur diesmal im Range eines einfachen Soldaten.
Vor der Schlacht um das Hauptschloss des ehemaligen Dritten Baronats kam es zu großen Verwirrungen. Das Dritte Baronat war bis vor Kurzem noch als Helingerdia West bezeichnet worden, war aber nun, da das ehemalige Vierte Baronat – Helingerdia Ost – von Irathindurien erobert worden war, selbst zu Helingerdia Ost geworden. Helingerdia bestand nun nur noch aus dem ehemaligen Zweiten und dem ehemaligen Dritten, wobei das Zweite sich immer eine gewisse Eigenständigkeit bewahrt und sich nie dem Namen Helingerdia unterstellt hatte. War insofern das ehemalige Dritte nun Helingerdia an sich, hieß es Helingerdia Ost oder Helingerdia West – oder existierte Helingerdia schon gar nicht mehr, weil ja auch Kaiser Helingerd nicht mehr am Leben war?
Jedenfalls herrschte Konfusion unter den Truppenteilen. Während einige ins ehemalige Zweite eilten, um laut Befehl Helingerdia West einzunehmen, rückten diemeisten nur bis ins ehemalige Dritte vor, da dies doch offiziell zumindest bis vor Kurzem Helingerdia West gewesen war. Matutins Siegeszug spaltete sich dadurch unnötig auf und sah sich plötzlich einer unerwartet heftigen Gegenwehr gegenüber, zusammengesetzt aus Truppen des ehemaligen Zweiten und des ehemaligen Dritten. Im Zusammenhang mit dieser Verwirrung und der daraus resultierenden Panik einiger Offiziere bekam Minten einmal den inzwischen legendären Heereskoordinator Eiber Matutin zu Gesicht. Er sah ein kleines, ungeschicktes Männlein, dessen Gesichtshaut aufgrund gravierenden Gewichtsverlustes kränklich und traurig herunterhing. Minten begriff, dass dieser Mann überhaupt nichts lenkte und steuerte. Er war ebenso ein Getriebener wie Minten, nur dass ihm zusätzlich noch eine leibhaftige Göttin im Genick saß, die ihn unerbittlich vorwärtspeitschte. Beinahe verspürte Minten Mitleid mit Matutin, doch dann furzte der Koordinator so langanhaltend und kläglich, dass jegliches Mitgefühl sich augenblicklich in Luft auflöste.
Die Schlacht um das Hauptschloss des ehemaligen Dritten Baronats wurde ein jeglicher Beschreibung spottendes Gemetzel. Das lag vor allem daran, dass niemand so richtig wusste, was eigentlich zu tun war.
Einige routiniertere Truppenteile Matutins waren bereits abgerückt zum Zweiten Baronat, um dort von gut aufgestellten gegnerischen Truppen in die Zange genommen und beinahe aufgerieben zu werden. Währenddessen erhielt Matutins Armee vor dem Dritten Hauptschloss Unterstützung durch Widerstandseinheiten, die während der erst kürzlich erfolgten Invasion durch Helingerdia treu entweder zu König Tenmac oder auch zu Irathindurien gestanden haben mochten und nun bei der Befreiung ihrer eigenen Baroness aus helingerdianischem Hausarrest hilfreich zur Seite stehen wollten. Das Problem dabei war, dass diese Widerstandsgruppen helingerdianische Uniformen trugen, um unter helingerdianischer Besatzungsherrschaft effektiv operieren zu können. Für einige Stunden der Schlacht wussten die angreifenden Irathindurianer nicht so recht, ob der Helingerdianer vor oder neben ihnen eigentlich ein Verbündeter oder ein Feind war. Dementsprechend zögerlich und ratlos gingen sie vor, was die helingerdianischen Verteidiger natürlich wohl zu nutzen verstanden. Da Helingerdia als solches schon gar nicht mehr existierte oder zumindest in Auflösung begriffen war, konnte es sich bei dieser Schlacht durchaus um die sprichwörtliche letzte Bastion handeln.
An einigen Stellen fochten Helingerdianer gegen Helingerdianer, also Resistenzler gegen Kristalltreue. Unter dem Eindruck dieser Konfusion begannen auch einige Irathindurianer gegen andere Irathindurianer zu kämpfen, weil sie in ihnen verkleidete Widerstandskämpfer vermuteten.
Das Chaos potenzierte sich nochmals, als das Hauptschloss zu brennen begann. Da die Baroness des ehemaligen Dritten Baronats sich immer noch gefangen im Schloss aufhielt, fühlten sich die Widerstandskämpfer, die sich gerade Irathindurien angeschlossen hatten, von Eiber Matutin verraten und im Stich gelassen.
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