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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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drängte Bakenalas gestohlener Körper bereits darauf, sich auflösen zu dürfen.
    Eigentlich war sie seltsam, diese Wunde. Adain hatte sie weder kommen sehen noch richtig gespürt. Aber sie war wichtig. Ohne diese Wunde wäre sie jetzt wohl nicht so müde und fügsam gewesen, gleichzeitig aber auch nicht so furchtsam in Bezug auf das Verlieren des Wiederkehrens . Alles, jedes Detail schien seine Rolle in Orisons großem Plan zu spielen.
    Orison war das Land.
    Das Leben.
    Und anders als Adain war Orison kein Wiederkehrer , sondern ein Verteiler . Orison zerstreute sich selbst, vervielfältigte sich, bis er in allem war. Gleichzeitig unterteilte er auch das Land in Baronate. Gliederte einen Rat aus dem Wirbeln des Mahlstroms. Ordnete und formte, bis sich Muster bildeten und Bewegungen. Immer wieder löste er etwas aus etwas anderem heraus und gab ihm eine neue Aufgabe, ein neues Aussehen, einen neuen Inhalt. Die Baronate: geschaffen, damit die Menschen nicht im selben Übermut wie die Dämonen alle Lebenskraft des Landes aufbrauchten, sondern sich gegenseitig kontrollierten. Der Mahlstrom: geschaffen, um zu beherbergen, zu schützen und unmerklich langsam überzukochen. Dann die Auflösung des Mahlstroms: geschaffen, um ein allumfassendes Großreinemachen einzuleiten. Wimmelnde Menschen und wimmelnde Dämonen kürzten sich gegenseitig aus dem Land. Vielleicht, um Ruhe zu erzeugen. Um Lebenskraft freizusetzen, die dem zu dieser Zeit bereits niedergebrannten Gramwald hätte zugutekommen sollen. Aber das Endergebnis: eine Wüste. Konnte das geplant gewesen sein? Nein. Eine Wüste war nicht Orisons Verstand entsprungen. Eine Wüste war ein Unfall.
    Demnach war sie, Adain, ein letztes Mittel, ein Notanker, um der allgemeinen Verwüstung des Landes doch noch etwas entgegenhalten zu können. Um einen Wechsel herbeizuführen. Die allerletzte Umdrehung. Orison hatte sie deshalb unten im Schlund belassen, sie nicht mit der Autorität seines Königsranges ins Heer gezwungen, damit sie nicht unterging als eine unter vielen, sondern die letzte Umdrehung bewirken konnte, einundzwanzig Jahrzehnte später.
    Kein Wind spielte mit Bakenalas Haar.
    Adain versuchte, sich an das Land zu erinnern, wie es gewesen war, bevor Orisons Bann alle Dämonen in den Schlund zwang. Grün. Saftig. Sprießend. Hervorbringend. Summend. Leuchtend an den Rändern. Voll von sinnlichen Geräuschen. Hinunterschlingen und begehren. Singen und vermehren.
    Koaron und Voy riefen etwas, doch Adain konnte nicht verstehen, was.
    Adain versuchte sich auch an Bakenala zu erinnern, wie sie gewesen war, als sie noch sich selbst gehörte. Bakenala war ein leibliches Kind der verwüsteten Jahrhunderte. Trug ihr Körper nicht deswegen Wissen und Weisheit in sich, mehr als Adain in ihrem selbstgewählten Schlundexil zuteilgeworden war? Viel war ihr an Bakenala nie aufgefallen, außer dass alle Männer und auch etliche Frauen sie begehrlich angeblickt hatten. Was hatte das für Bakenala bedeutet? War das ihr erklärtes Ziel gewesen, hatte sie daraus Selbstvertrauen bezogen? War das Land schön gewesen, weil Schönheit sein Sinn war? Oder war ihr das eher lästig, eine oberflächliche Form der Wertschätzung und gleichzeitig der Gier, über die sie als erfahrene Sammlerin eigentlich längst erhaben war? War die Schönheit des Landes nur eine Gewohnheit gewesen und diese Wüste in Wirklichkeit nicht weniger schön? Bakenala war ein Mensch gewesen, eine Frau, eine junge Frau, mit allen Träumen und Sehnsüchten einer jungen Frau. Dass davon nichts geblieben war, wie stark auch immer diese Empfindungen gewesen sein mochten, war eigentlich nicht vorstellbar und widersprach dem Prinzip der freiwerdenden Lebenskraft. Wenn sogar die Selbstüberschätzung eines Dämons wie Orogontorogon 210 Jahre später noch die Form eines riesigen Abbilds annahm – wo waren dann Bakenalas Wünsche und Ziele hingegangen, als Adain sich ihren Körper raubte? Nach Witercarz. Deshalb konnte Witercarz nun Bakenalas Gestalt annehmen, um einen hübschen König zu verwirren. Alles war im Land noch immer vorhanden, weil alles das Land war, alles Orison, selbst die Asche nur eine Zukunftsform der Knospe, selbst die Blüte nur eine Erinnerung, ein Selbstbild der Düne.
    Die Stimmen von Koaron und Voy, unablässig und dringlich etwas rufend, begannen Adain nun wirklich in ihren Gedankengängen zu stören.
    Dann endete die nachdenkliche Versunkenheit in das Wesen von Orison.
    Adain erhielt einen Tritt, der

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